Steinmeier: „Stillstand bedeutet Rückschritt“
Mario Galgano - Cittá del Vaticano
„Versöhnte Verschiedenheit“ sei das Stichwort, meint der Bundespräsident. Er selbst habe lange Zeit selbst mit diesem oft kritisch beäugten Begriff gehadert, doch möglicherweise sei die „versöhnte Verschiedenheit“ auch „die Grundlage von Einheit, die in Europa möglich ist.“ Das Projekt Europa könne nur gelingen, „wenn auch Herzen und Seelen dabei sind.“
„Versöhnte Verschiedenheit“ als die ökumenische Ist-Zustandsbeschreibung der letzten Monate und Jahre schlechthin dürfe keineswegs als erreichtes Ziel gesehen werden. „Frieden ist ein Weg, kein dauernder Zustand“, so der evangelisch-reformierte Christ. „Und Versöhnung ist ein Prozess, bei dem Stillstand gefährlichen Rückschritt bedeutet.“ Es gehe bei der Versöhnung der Christen nicht um den Verlust der eigenen Identität, sondern um die gemeinsame Suche nach Wahrheit, betont Steinmeier, der selbst in konfessionsverbindender Ehe lebt.
„Nichts in Europa ist sozusagen so beständig wie die Reform“, analysierte Steinmeier. Das könne uns Mut machen, die Welt zu verändern. Jeder einzelne müsse seinen Teil tun, doch „in all den aktuellen Herausforderungen“ dürfen wir Christen uns „hin und wieder ein bisschen Gelassenheit zusprechen lassen.“
Der Pfarrer der evangelisch-lutherischen Gemeinde, Jens-Martin Kruse, nannte in dem Zusammenhang Papst Franziskus einen Vorreiter der Ökumene. Das zeige nicht zuletzt sein Besuch in der römischen Christuskirche. Trotz aller präsidial zugesprochenen christlichen Gelassenheit dürfe man jedoch den jetzigen Zeitpunkt nicht verschlafen, so Kruse, nach vorne zu gehen und endlich die gemeinsame Abendmahlfeier, den gemeinsamen Empfang der Eucharistie zu ermöglichen.
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