Hohe Erwartungen in Bangladesch an den Papstbesuch
Anne Preckel - Città del Vaticano
Die katholische Gemeinschaft in dem bitterarmen südasiatischen Land ist klein: sich macht etwa 0.24 Prozent der Bevölkerung unter insgesamt 160 Millionen Einwohnern aus. In der Verfassung ist sowohl der Islam als Staatsreligion wie auch das Prinzip eines säkularen Staates festgeschrieben.
Große Erwartungen
Kardinal Patrick D’Rozario, Erzbischof von Dhaka, leitet die kleine Ortskirche. Im Interview mit Radio Vatikan erzählt er, dass nicht nur Katholiken die Papstreise nach Bangladesch mit großer Aufmerksamkeit verfolgen: „Papst Franziskus wird von allen Menschen in Bangladesch willkommen geheißen werden, nicht nur von den Katholiken, auch von Seiten der Regierung, der anderen Religionsvertreter und aller, die ihn kennen und die mit den kirchlichen Strukturen im Land zu tun haben. Viele Christen machen sich auf den Weg, um den Papst zu sehen, etwa für das interreligiös-ökumenische Treffen in Dhaka. Ich weiß auch von rund 10.000 jungen Leuten, die zum Jugendtreffen mit dem Papst nach Dhaka kommen wollen.“
Der Kardinal ist überzeugt davon, dass Franziskus‘ Besuch zum weiteren Wachstum der katholischen Gemeinschaft in Bangladesch beitragen wird. Die Visite trage die Werte des Evangeliums ins Land und werde auch den interreligiösen Dialog fördern, zeigt sich D’Rozario überzeugt. Drittens nehme der Papst durch seinen Besuch einen Dialog mit den Armen auf: in dem durch Arbeitsmigration und Billigjobs in der Textilbranche geprägten Staat sei es gerade die Kirche, die sich um die Letzten der Gesellschaft kümmere. Vor allem in der Bildungsarbeit seien die Katholiken aktiv:
„Unsere Kirche ist eine sehr kleine Gemeinschaft. Wir haben jedoch großen Einfluss auf die Gesellschaft und die Angehörigen anderer Religionen, denn wir sind in vielen Erziehungseinrichtungen präsent. Unsere Schulen und Einrichtungen sind die besten. Auch im Gesundheitswesen und in der Armenfürsorge, im interreligiösen Dialog, im Kampf für Frauenrechte sind wir aktiv – für all jene, die von der Gesellschaft zurückgewiesen oder verlassen werden.“
Wird Franziskus etwas über den Klimawandel sagen?
Bangladesch zählt zu den Ländern, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Plötzlich auftretende Naturkatastrophen und schleichende Umweltveränderungen gefährden die Existenzgrundlage der überwiegend von der Landwirtschaft lebenden Menschen - so sind deren Lebensräume durch den steigenden Meerespegel in akuter Gefahr. Kardinal D’Rozario erhofft sich hier einen weiteren Appell des Papstes:
„Bangladesch ist ein Land, das aufgrund des Klimawandels überaus leidet! Und wir wissen auch, dass für den Papst dieses Thema sehr wichtig ist. Wir hoffen also, dass er die Frage der Erderwärmung ansprechen und seiner Sorge darum Ausdruck verleihen wird. Auch würden unsere Leute es gern hören, dass Franziskus zur Welt über die schweren Lebensbedingungen in Bangladesch spricht und eben jene Schwierigkeiten benennt, die der Klimawandel unserem Land bereitet. Der Heilige Vater wird als Stimme der Menschen ohne Stimme wahrgenommen, und deshalb gibt es bei uns so hohe Erwartungen an diesen Papstbesuch.“
Extremismus: Kirche fühlt sich relativ sicher
Mit Blick auf die Bedrohung durch islamistische Gruppen in Bangladesch, die im Land in den letzten Jahren an Einfluss gewannen, zeigt sich der Purpurträger entspannt. Die Behörden hatten zuletzt gegen Islamisten vereinzelt durchgegriffen - so nahm die Polizei vor gut einer Woche mutmaßliche Mörder dreier liberaler Blogger fest, die 2015 und 2016 umgebracht worden waren, und sie erhob Anklage im Fall des Mordes an einem Katholiken im Juni 2016, der für Proteste gesorgt hatte. Kardinal D'Rozario kann über aktuelle Fälle von Extremismus nichts berichten:
„Wir nehmen in dieser Hinsicht keine Probleme wahr… die Behörden nehmen alle notwendigen Schritte vor. Wir folgen den Sicherheitsanweisungen der Regierung. Auf diese Weise haben wir manchmal zwar das Gefühl, dass wir unsere Spontaneität einbüßen, gerade auch jetzt beim Papstbesuch. Doch wir sind uns des Problems bewusst. Eine Bedrohung hinsichtlich der Papstreise sehe ich nicht. Ich habe auch mit anderen religiösen Führern gesprochen, sie haben uns versichert, dass sie ihr Möglichstes tun werden, um dazu beizutragen, dass der Papstbesuch ein friedliches und harmonisches Ereignis wird.“
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