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Indien: Wie eine Märtyrerin das Herz ihres Mörders bekehrte

Ein fanatischer Hindu holt eine Ordensfrau aus dem Bus und sticht 54 Mal auf sie ein, vor den Augen der entsetzten Passagiere. Im Sterben murmelt die Schwester wieder und wieder den Namen Jesu.

Gudrun Sailer - Cittá del Vaticano

Das geschah am 25. Februar 1995 in Indien, im Bundesstaat Madhya Pradesh. Am Samstag ist Schwester Regina Maria Vattalil in Indore seliggesprochen worden, eine Märtyrerin für ihren Glauben. Bemerkenswert an ihrer Geschichte ist auch, was mit ihrem Mörder geschah. Er empfing Vergebung durch die christliche Familie seines Opfers und bereute im Gefängnis seine Tat. Und er ehrt das Andenken der Schwester, die er ermordete.

Schwester Regina Maria, geboren 1954 im südindischen Kerala, trat mit 18 Jahren in den Orden der Franziskaner-Klarissen ein. Nach zwei Jahren als Lehrerin wird sie zu dem Armen und Benachteiligten in Udaynagar geschickt, mitten ins hinduistische Madhya Pradesh. Dort setzt sie sich in den Dörfern für die benachteiligten Hindu-Frauen und die Bauern ohne Land ein, ein Wirken, das Großgrundbesitzer stört und die Schwester schließlich das Leben kostet. „Der Grund für diesen bösartigen Mord war, dass sie das Evangelium der Nächstenliebe verkündete“, erklärt Kardinal Angelo Amato, Präfekt der vatikanischen Heiligsprechungskongregation. „Sie verteidigte die Armen vor der Ungerechtigkeit jener, die sich des Bodens bemächtigten. Schwester Regina suchte, die Bauern vom Suizid abzuhalten, sie ermutigte landwirtschaftliche Kooperativen und Kleinkredite, um die Menschen vor dem absoluten Elend zu bewahren.“

„Schwester Regina suchte, die Bauern vom Suizid abzuhalten, sie ermutigte landwirtschaftliche Kooperativen und Kleinkredite, um die Menschen vor dem absoluten Elend zu bewahren.“

Schwester Regina Maria Vattalil war 41 Jahre alt, als sie aus dem Weg geräumt wurde. Doch ihr Tod ließ Indien nicht kalt. Nach ihrer Beerdigung gingen Tausende, auch Nicht-Christen, auf die Straße, und öffentliche Institutionen in Madhya Pradesh blieben zum Zeichen der Trauer geschlossen.

Ihr Mörder Samundar Singh wurde gefasst und zu einer Haftstrafe verurteilt. In der Zelle aber bereute er seine Tat. Die Schwester seines Opfers besuchte ihn im Gefängnis, vergab ihm, versöhnte sich mit ihm. Die christliche Familie setzte sich die Freilassung des hinduistischen Mörders ein, der tatsächlich 2006 begnadigt wurde.

Seither besucht Samundar Singh, wie die Schwester der neuen Seligen jüngst Asianews erzählte, am Jahrestag des von ihm begangenen Mordes Regina Marias Grab und ehrt es mit Weizenähren als Zeichen eines erneuerten Lebens.

Die Geschichte und die Nachgeschichte vom Martyrium der indischen Ordensfrau ist Gegenstand eines Dokumentarfilms namens „The Heart of a Murderer“ (Das Herz eines Mörders), der 2014 eine Auszeichnung beim internationalen Filmfestival „Religion Today“ gewann. Papst  Franziskus würdigte die neue Selige Regina Maria Vattalil beim Angelus an diesem Sonntag und sagte: "Möge ihr Opfer Samen von Glaube und Friede werden, besonders in Indien".

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05. November 2017, 18:27