Debatte in Deutschland: Wie politisch darf Kirche sein?
Mario Galgano – Vatikanstadt
Anstoß für die Debatte lieferte die CDU-Bundesvize Julia Klöckner. Sie hatte sich kritisch zu tagespolitischen Stellungnahmen der Kirchen geäußert. Zwar fordere die christliche Botschaft „gesellschaftspolitische Haltung“, es sei aber wichtig, „dass Kirchen nicht parteipolitische Programme übernehmen“, sagte sie der „Bild“-Zeitung in der Mittwochsausgabe. Und sie ergänzte: „Es kommt vor, dass aus manchen Kirchenkreisen mehr zum Thema Windenergie und Grüne Gentechnik zu hören ist, als über verfolgte Christen, über die Glaubensbotschaft oder gegen aktive Sterbehilfe.“
Zudem hatte ein Tweet des „Welt“-Chefredakteurs Ulf Poschardt für weitere Diskussionen gesorgt. Wörtlich schrieb er: „Wer soll eigentlich noch freiwillig in eine Christmette gehen, wenn er am Ende der Predigt denkt, er hat einen Abend bei den Jusos bzw. der Grünen Jugend verbracht?“
Unfug
Der Vorwurf einer zu großen Parteinähe sei „Unfug“, betont nun der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki. Die Kirchen orientierten sich am Evangelium. Dessen Botschaft selbst habe Konsequenzen: Wenn es etwa um den Erhalt der Schöpfung oder die Würde des Menschen gehe, wirke sich das auf den Umgang mit der Umwelt oder auf Migrationsfragen aus. „Wir können nicht von Gott sprechen, ohne vom Menschen zu sprechen“, so Woelki.
Falscher Eindruck
Es sei ein falscher Eindruck, dass die Predigten in diesem Jahr politischer ausgefallen seien als sonst, sagte er am Donnerstag im ARD-Morgenmagazin. Die Bischöfe versuchten stets, das Evangelium in die heutige Zeit zu übersetzen und auf die aktuelle Situation der Menschen zu beziehen.
(mit Material von kna/domradio)
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