D: Kardinal Lehmann wird beigesetzt
Der Kardinal hat nicht nur die Geschicke seiner Diözese für viele Jahre geleitet, sondern als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz die Positionen der deutschen Bischöfe auch gegen zuweilen harschen Gegenwind aus Rom beherzt verteidigt. Ein Beispiel, das noch vielen in Erinnerung ist: der Ausstieg der Kirche aus der Schwangerenberatung, eine sehr umstrittene Entscheidung des damaligen Papstes Johannes Paul II.
Doch der verstorbene Kardinal Lehmann war auch „eine gewinnende Persönlichkeit“ und ein „humorvoller Mensch“. So beschreibt ihn sein langjähriger Mitarbeiten Pater Hans Langendörfer im Gespräch mit unseren Kollegen vom Domradio. 1996 hatte Lehmann den Pater als Sekretär zur Deutschen Bischofskonferenz geholt, ein Amt, das er noch heute innehat. Damit wurde Langendörfer in die Auseinandersetzungen der Bischöfe mit Rom in Sachen Schwangerenkonfliktberatung katapultiert…
„1996 fand der letzte Deutschlandbesuch von Papst Johannes Paul II. statt,“ erinnert sich Langendörfer. „In Folge dieses Besuches und einer Ansprache an die deutschen Bischöfe kam diese Debatte so richtig in Fahrt. Ich habe aber Karl Lehmann immer als einen erlebt, der kompromisslos für eine Beratung eintrat, die dem Schutz des ungeborenen Lebens diente, der für alles eintrat, was Frauen Mut machte, ihre Schwangerschaft anzunehmen und dem Kind das Leben zu schenken.“
Lehmann sei immer ein Mann Roms gewesen, erteilt der Sekretär anderslautenden Einschätzungen eine Absage. Doch er habe den Kardinal genau in diesem Spannungsfeld erlebt: „Er wollte das, was er in Deutschland vorhatte, Rom vermitteln. Ihm war es ein großes Anliegen, in dieser Frage einen Frieden herzustellen. Es war ja auch eigentlich keine oberflächliche Machtauseinandersetzung zwischen dem Papst und einem deutschen Bischof.“ Der Kardinal habe sich stets bemüht, „durch einen Hilfeplan und konkrete Verabredungen innerhalb einer Beratung“ die Geburt des ungeborenen Kindes zu fördern. „Da war er sehr innovativ und erfinderisch, aber es hat nicht gereicht. Der Heilige Vater hat es nicht akzeptiert.“
Doch auch innerhalb der Bischofskonferenz musste der Kardinal mit Widerstand umgehen. Dabei sei er wie „ein guter Professor“ vorgegangen und habe allen das Wort erteilt, erinnert sich Langendörfer. „Er wusste, wie man Diskussionen bündeln kann, um die eigene Position aufrechterhalten zu können. Er hatte eine unglaubliche Geduld. Auch für Zwischendebatten und Etappen. Er hat Wege gefunden, es immer noch einmal neu zu versuchen, auch wenn es kaum Hoffnung auf Einigung gab. Es war die Mischung aus kluger Gesprächsführung und großer Geduld.“
Auch auf bittere Niederlagen wie bei der Debatte um Donum Vitae hätte der Kardinal nur eine Antwort gekannt: „Wir kämpfen weiter.“ Dabei habe er auf deutscher und europäischer Ebene „der Kirche ein Gesicht gegeben“, meint sein langjähriger Mitarbeiter, sei eine „unglaublich gewinnende Persönlichkeit“ gewesen, die gerne lachte und keinen Dünkel zeigte: „Ein Mann, der zuhören konnte und neugierig war, der auf andere zugehen und neue Welten erschließen konnte. Der enzyklopädisch alle Themen durchstudiert hatte. Ein wirklich wissbegieriger Mensch. Er kam nicht mit fertigen Meinungen daher und einer moralisch endgültigen Bewertung. Das haben die Menschen als glaubwürdig empfunden.“
Trauerzug und Beisetzung
Am Mittwoch ab 14 Uhr wurde der Sarg des Kardinalsunter großer Anteilnahme der Bevölkerung aus der Augustinerkirche in den Dom überführt. Während des Trauerzugs läutete die größte Glocke des Mainzer Doms, die Martinus-Glocke. Dort fand das Requiem mit zahlreichen hochrangigen Trauergästen statt. Auch Bundespräsident Steinmeier, der bereits am Montag bei einem privaten Termin mit Bischof Peter Kohlgraf in der Augustinerkirche seinen Abschied vom dort aufgebahrten Kardinal genommen hatte, war bei dem Requiem zugegen.
(domradio - cs)
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