Neues Franziskus-Buch: Papst sorgt sich um Jugend von heute
Der Verleger zeigt sich im Gespräch begeistert über die neuen Seiten, die der Papst an sich entdecken lässt, und seinen natürlichen Zugang zu Jugendlichen.
Herder: Ich glaube, das ist einfach Papst Franziskus, wie er leibt und lebt. Franziskus ist ein Mann, der sich einfach unglaublich begeistern kann für Dinge. Ich kenne ihn ja nur von den diversen Begegnungen bei den Audienzen, wenn wir ihm Bücher überreichen. Die Begeisterung, mit der er mit einem spricht, mit der er fragt, was macht ihr da? Ach, das sind meine Bücher? Die sind aber schön. Er hat einfach diesen Schalk in den Augen und ich glaube mit Franziskus und Jugendlichen, da kommen einfach zwei Dinge zusammen, die ideal zusammen passen.
DOMRADIO.DE: Er appelliert an alle Jugendlichen - ob gläubig oder nicht, sich zu empören. Und nicht das zu akzeptieren, was in unserer Welt falsch läuft. Aber ich habe mich dabei gefragt, ob die Sprache so jugendgerecht ist. Also: Wer ist seine bzw. Ihre Zielgruppe?
Herder: Ich glaube ja. Erinnern Sie sich an die früheren Geschichten, wie er erzählte, dass er mit Jugendlichen sprach: „Hagamos lio, schafft Unordnung“. Die Jugendlichen, die er betreute, kamen zu ihm und sie fragten ihn: Was sollen wir machen? Wir haben Zeit. Und er sagte: „Geht in die Stadt und schafft Unordnung“. Diese Idee, dass man sie rütteln müsse, dass man sie infrage stellt, dass man sie nicht akzeptiert, ich glaube, das ist Papst Franziskus, wie wir ihn wirklich kennen. Und im Gespräch mit den Jugendlichen und gerade mit diesem Buch zeigt er, wie er denkt. Das ist sehr authentisch.
DOMRADIO.DE: Franziskus äußert sich in dem Buch ja gegenüber dem italienischen Journalisten und Schriftsteller Thomas Leoncini. Und darin sagt er, wie schrecklich er den Jugendwahn findet. Also alleine schon gegen Schminke scheint er allergisch zu sein („Heute muss offenbar alles geschminkt werden“)…
Herder: Ich glaube, wenn wir uns die Texte und Predigten von Papst Franziskus anschauen, dann ist er jemand, der zunächst mal einem Gefühl durch Worte Ausdruck verschaffen möchte. Ich glaube nicht, dass er jemand ist, der abwägt, ist es konkret die Schminke, die mich beschäftigt, oder bringt er durch das Sprachbild, durch das Wortbild, etwas zum Ausdruck, um andere zum Nachdenken zu bringen. Deswegen erleben wir so oft, dass er Dinge sagt, die häufig später, wenn er sie anders sagt, wiederum anders klingen.
Ich will gar nicht ausschließen, wenn ich Ihr Beispiel nehme, dass er morgen früh zu jemanden geht und sagt, sie sind aber schön geschminkt. Ihm geht es darum, zu sagen: Achte auf dich selbst, achte auf dein Inneres, achte auf dein Verhältnis zu den Menschen um dich herum. Nehmen Sie allein diese wunderbare Formulierung: „Die Jungen, die müssen manchmal etwas langsamer werden und die Älteren müssen manchmal etwas schneller werden. Dann haben wir eine Symbiose zwischen den Generationen, die auch funktioniert.“
DOMRADIO.DE: In dem Buch erzählt Franziskus auch von seiner eigenen Jugend, von seinen Träumen, von Verletzungen, Schmerzen und Zweifeln. Was erfahren wir von Franziskus, was wir bislang noch nichts wussten?
Herder: Einiges, ich bin selbst ganz erstaunt. Wir haben damals ein Interview gemacht, ich glaube eineinhalb Jahre bevor er Papst wurde, da stand schon vieles drin. Aber dieses Mal teilt er mit Jugendlichen Erlebnisse, in denen er selbst scheiterte. Das finde ich großartig. Ein Beispiel: Er wollte Missionar werden und nach Asien gehen, aber das gelang ihm nicht. Und wie er darüber spricht und seine eigene Enttäuschung darstellt, da zeigt er sich als ein Mensch, der zutiefst verletzlich ist, wie wir alle auch.
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