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Eine Bernini-Statue Eine Bernini-Statue 

Italien: In Rom wird Gnade erlebbar

Die prachtvoll sprudelnden Brunnen, die geraden Schmuckstraßen zwischen den sieben Pilgerkirchen: man könne die Auswirkungen der Gnadentheologie bis heute im römischen Stadtbild sehen. Zu diesem Schluss kommt Kirchenhistoriker Günther Wassilowsky beim Jahresvortrag des Deutschen Historischen Instituts in Rom am Freitagabend. Titel seines Referats: „Stadt der Gnade. Theologie und Kultur im frühneuzeitlichen Rom“. Vatican News hat ihn zum Interview getroffen.

Frederike Holewik - Vatikanstadt

In der Zeit nach der Reformation versuchten beide Konfessionen auf das Gnadenbedürfnis der Bevölkerung zu antworten. Auf katholischer Seite traf man daher eine Entscheidung:

„Dass Rom im Endeffekt eine Stadt sein sollte, wo man diese Auffassung von Gnade, wie man sie gegen die Protestanten formuliert hat, konkret erleben sollte“, erläutert Wassilowsky und fügt an: „Das heißt, dass es eben eine Stadt ist in der in großem Stil Erfahrung von Vergebung stattfinden soll. In großem Stil auch Erfahrung von einer Schenkung, von abundanza, von Großzügigkeit. Die Brunnen sind dafür ein entsprechendes Zeichen.“

 

Gnade ist nicht nur ein kirchliches Mittel

 

Gnade sei aber nicht allein ein kirchliches Mittel, führt Wassilowsky aus, der Professor für Kirchengeschichte an der Goethe-Universität in Frankfurt ist. Viele souveräne Herrscher nutzten und nutzen die Begnadigung als Korrektiv für das Rechtssystem, wenn die Situation eines Einzelfalls danach verlangt. Auch das Italienische Justizministerium hieß noch bis 1999 „Ministero di Grazia e Giustizia“. Das besondere an der Absolution, also dem Erlass einer kirchenrechtlichen Strafe, sei, dass es den Empfänger zusätzlich auch von der inneren Schuld losspricht.

„Und das ist eine Definition, die man sehr gut übertragen in die Verwaltungspraktiken. Denn da haben wir im frühneuzeitlichen und schon im mittelalterlichen Rom im Endeffekt eine Gnadenmaschinerie in den unterschiedlichen Dikasterien, die den ganzen Tag eigentlich nichts anderes tun als die Suppliken, die Bitten, die aus der Peripherie in Rom eingehen zu bearbeiten und nach gewissen Kriterien im Endeffekt hier das Gesetz für den Einzelnen in Bezug auf eine ganz konkrete Situation nicht anzuwenden.“

Dadurch werden die einzelnen Gläubigen natürlich eng an die Kirche gebunden. Ein Beispiel dafür sind die Verfahren gegen berühmte Künstler der Zeit, wie etwa Cellini, Cesari und Bernini. Sie wurden freigesprochen mit der Begründung, man sei sich sicher, dass sie in Zukunft noch wertvolle Werke schaffen würden. Ein raffinierter Schachzug, da nun nicht nur Dankbarkeit für die Begnadigung, sondern die Begründung für selbige die Künstler zwang für den Vatikan zu produzieren.

„Rom, das ist meine Grundthese, sollte zu einem Symbol dieser göttlichen Gabe, kirchlich vermittelt, und gleichzeitig der menschlichen Gegengabe sein. Und als solches in den unterschiedlichen Segmenten inszeniert werden“, so Wassilowsky.

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03. März 2018, 12:46