Schönborn: Humanitäres Bleiberecht öfter anwenden
Es sei unverständlich, dass inzwischen gut integrierte Menschen, um die sich oft auch viele Menschen ehrenamtlich bemüht hätten, abgeschoben werden. Das seien nicht nur dramatische Situationen für die Betroffenen, sondern würde auch bei den Helfern enorme Trauer, Wut und Bitterkeit auslösen.
„Wer sich wirklich integrieren will und sich bemüht, ist doch eine Bereicherung für Österreich“, so der Kardinal wörtlich. Es brauche in der Wirtschaft etwa solche engagierte junge Leute. Deshalb sollten die Behörden bei den Asylwerbern zum einen genau und damit „differenzierter hinsehen“ und das humanitäre Bleiberecht „großherziger anwenden“.
Auch wenn Österreich nicht unbegrenzt Flüchtlinge aufnehmen kann, müsse doch stets „der Mensch im Mittelpunkt stehen“. Asyl sei ein Menschenrecht, so Schönborn. Der Kardinal erinnerte u.a. daran, dass ein Land wie der Libanon mit selbst gerade vier Millionen Einwohnern mindestens 1,5 Millionen Flüchtlinge beherbergen muss. Das seien ganz andere Dimensionen als in Österreich. „Also tun wir bitte nicht so, als stünden wir unmittelbar vor einer Katastrophe“, so Schönborn wörtlich.
Es sei wohl richtig gewesen, den Zuzug von Flüchtlingen über den Balkan weitgehend zu stoppen, aber das Leid der Menschen in den Flüchtlingslagern in Griechenland „muss uns etwas angehen. Da dürfen wir nicht wegsehen“.
Der Kardinal erinnerte zudem an ein Wort von André Heller in dessen Rede am 12. März beim Staatsakt zum Gedenken an den „Anschluss“ vor 80 Jahren, als dieser von der „Weltmuttersprache Mitgefühl“ gesprochen hatte. „Diese Muttersprache dürfen wir nicht verlernen“, so der Appell Schönborns.
Eindringlich mahnte der Kardinal auch mehr innereuropäische Solidarität in der Flüchtlingsfrage ein. So fühlten sich etwa die Italiener von Europa in dieser Frage zurecht „verschaukelt und verlassen“.
Außerdem brauche es eine massive europäische Hilfsinitiative für Afrika, so Schönborn, „sonst brauchen wir uns nicht wundern, wenn auch weiterhin so viele Menschen nach Europa wollen“. Hier werde dann gemeinhin von „Wirtschaftsflüchtlingen“ gesprochen, letztlich seien es aber schlicht Menschen auf der Suche nach menschenwürdigen Lebensbedingungen.
(kap – sk)
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