Österreich: Kritik an kirchlichem Missions-Fokus
Das sagte Kuschel bei einem Vortrag am Freitag in Salzburg. Der Dialog stelle in diesem Zusammenhang ein bloßes Instrument der Missionierung dar und sei nicht als Gespräch auf Augenhöhe zu werten.
„Der interreligiöse Dialog bleibt Herausforderung der Religionen“, so Kuschel weiter. Ein „bloßer Austausch von Sachinformationen“ werde diesem Anspruch nicht gerecht. „Echte Religionsgespräche“ seien vielmehr „das Gegenteil von Scheingesprächen, die in zwei Monologen bestehen“. Er forderte deshalb einen „echten Dialog der Religionen“, „eine echte Zwiesprache und zwar von aufgeschlossener Person zu aufgeschlossener Person“. Die Frage nach der Wahrheit sollte dabei nicht ausgeklammert werden, es gehe schließlich darum, „aus der Perspektive des jeweils eigenen legitimen Glaubenszeugnisses heraus die Existenz des anderen vor Gott mit zu denken“.
Ein Dialog unter den monotheistischen Religionen müsse dabei zugleich von einer „theozentrischen Selbstrelativierung“ geleitet sein, denn: „Auch wer als Jude, Christ oder Muslim die Wahrheit seines Glaubens bezeugt und bezeugen muss, weiß zugleich, keine Religion die ganze Wahrheit hat“. In dieser Erkenntnis liege der Beginn eines „interreligiösen Lernens“: Das Sehen des anderen mit den Augen des Glaubens müsse daher erklärtes Ziel eines echten Dialoges zwischen den Religionen sein.
Karl-Josef Kuschel lehrte bis 2013 Theologie der Kultur und des interreligiösen Dialogs an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen. Seit 2012 ist er Kuratoriumsmitglied der „Stiftung Weltethos“.
(kap – sk)
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