D: Papstschreiben zu Missbrauch ist „aufrüttelnd“
In seinen fünf Jahren als Papst habe Franziskus bereits viele Stellungnahmen zu diesem Thema abgegeben, aber er „noch nie so deutlich ausgedrückt, dass der sexuelle Missbrauch durch Priester immer zugleich auch ein Macht- und ein Gewissensmissbrauch ist“, so Ackermann am Montag. Mehrfach nenne der Papst in seinem neuen Brief diese drei Formen des Missbrauchs in einem Atemzug. Für ihn sei klar, dass man dem ganzen Ausmaß des sexuellen Missbrauchs in der Kirche „nicht gerecht wird und es nicht bekämpfen kann, wenn man in ihm nur ein isoliertes Phänomen einzelner Täter sieht“. Franziskus habe klar erkannt, dass sexueller Missbrauch durch die Haltung des Klerikalismus „begünstigt und gedeckt“ werde, die er in seinem Schreiben neuerlich aufs Schärfste verurteilte und als „abnormes Verständnis von Autorität in der Kirche“ bezeichnet, hob Ackermann hervor.
Sicherlich werde die Frage auftauchen, „warum der Papst dieses Schreiben an das ganze Volk Gottes richtet, wo doch die Schuld und Verantwortung in erster Linie bei den Priestern, den Bischöfen und Ordensoberen liegt“, fuhr Ackermann fort. Der Brief werde sich diese Frage gefallen lassen müssen. Zugleich lasse aber der Papst „keinen Zweifel daran, dass er dem Klerus allein nicht die notwendige Kraft zur Erneuerung zutraut“. Vielmehr setze Franziskus dabei auf die Hilfe des ganzen Gottesvolkes auch in der Form, „all das anzuprangern, was die Unversehrtheit irgendeiner Person in Gefahr bringen könnte.“ Der Papst wünsche sich in der Kirche die Bereitschaft zu einer Solidarität, „die zum Kampf gegen jede Art von Korruption, insbesondere der spirituellen, aufruft“.
Der Papstbrief sei ein „wirklich aufrüttelndes Schreiben, das auch uns in Deutschland zur Gewissenserforschung und Erneuerung aufruft“, so Ackermann. Mit dem von der Deutschen Bischofskonferenz beauftragten interdisziplinären Forschungsprojekt „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ gingen die Bischöfe hierzulande einen solchen Schritt. Alle 27 deutschen (Erz-)Bistümer seien daran beteiligt. Ackermann kündigte an, dass die Bischofskonferenz während ihrer kommenden Herbst-Vollversammlung die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes veröffentlichen werde.
(vatican news – gs)
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