Bischof Gebhard Fürst auf Informationsreise im Nordirak
Staubige Straßen, die von einem halbzerstörten Dorf zum nächsten führen, zerschossene Häuser, geschändete Kirchen und Friedhöfe, Schützengräben, verlassene Felder - der sogenannte „Islamische Staat“ hat in der Ninive-Ebene seine Spuren hinterlassen. 7 Dörfer in der Diözese Alqosh hatten die Terrormilizen im Sommer überrannt, nur der Bischofssitz, Geburtsort des Propheten Nahum, blieb verschont. Die Christen im Nordirak sind dennoch von großer Glaubensstärke geprägt. Grund dafür mag auch ihre lange, wechselvollen Geschichte sein. Das erklärte das Bistum Rottenburg-Stuttgart, das enge Beziehungen in den Irak pflegt.
Bischof Gebhard Fürst, zu dessen Besuchsprogramm in Erbil und der Ninive-Ebene dieser Tage auch der Gottesdienst der Kreuzerhöhung in der Kathedrale von Ankawa zählte, einem vor allem von Christen bewohnten Stadtteil der Millionenmetropole Erbil, zeigte sich tief beeindruckt: „Es ist unglaublich ermutigend zu sehen, wie die chaldäischen Christen trotz sehr schwieriger Umstände ihren Glauben kraftvoll leben!“ Beim Gottesdienst der Kreuzerhöhung reichten die Plätze kaum, um alle Generationen aufzunehmen in der Kathedrale.
Seit 2000 unterstützt die Diözese die Menchen in Erbil
Die Diözese Rottenburg-Stuttgart unterstützt die Menschen um Erbil bereits seit dem Jahr 2000 und hat in dieser Zeit mit knapp einer Million Euro dort geholfen, vor allem bei Flüchtlingsprojekten. Etwa die Hälfte dieser Summe floss in den restlichen Nordirak. Hinzu kommen Hilfsaktionen einzelner Gemeinden und Dekanate. Derzeit zum Beispiel sammelt das Dekanat Mühlacker Geld, um den Umbau eines Krankenhauses in Ankawa zu einer Heimstatt für 40 pflegebedürftige Seniorinnen und Senioren sowie etwa 100 Flüchtlingsfamilien zu finanzieren, die dringend ein Dach über dem Kopf brauchen und sich die üblichen Mieten nicht leisten können. Die Diözese, so Dr. Detlef Stäps, Leiter ihrer Hauptabteilung Weltkirche, kooperiert daneben mit Caritas International bei der Unterstützung von Flüchtlingscamps in Zaxo und Dohuk und weiteren Partnern.
Da speziell für die bedrohten Christen im Nordirak viele Einzelspenden bei der Diözese Rottenburg-Stuttgart auflaufen, nutzte Heinz Detlef Stäps den Besuch in Erbil auch, um mit dem dortigen Erzbischof Bashar Warda über künftige Hilfsprojekte zu sprechen. Um die Kirchenmitglieder in der Heimat zu halten, weiß Warda, bedarf es vor allem vierer Dinge – „Häuser, Schulen, Jobs und dann die Kirchen, in dieser Reihenfolge“. Vier Schulen habe die Erzdiözese Erbil inzwischen vom Staat lizenziert bekommen. Auch eine Universität sein in Planung. Langsam keimt im Land und auch in der Ninive-Ebene an einigen Stellen eine zarte Hoffnung auf.
(pm – ros)
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