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Die Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz Die Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz 

D: Erzbischof Koch wendet sich über Radio an Missbrauchsopfer

Berlins Erzbischof Heiner Koch hat sich über Radio an Betroffene von sexuellem Missbrauch in der Kirche gewandt. „Wir hören weiterhin auf die, denen Unrecht geschehen ist oder schweres Leid zugefügt wurde“, sagte Koch am Wochenende in seiner Bischofskolumne im rbb.

„Wenn Sie von Vorwürfen hören oder selbst betroffen sind oder waren, melden Sie sich bitte“, so Erzbischof Koch. Zugleich drückte er erneut sein Bedauern und seine Bitte um Vergebung gegenüber den Opfern aus. „Ich empfinde Scham, dass Taten verschleiert und Täter nicht angemessen zur Rechenschaft gezogen wurden, dass das Ansehen der Kirche über den Schutz der Opfer gestellt wurde.“ Für das Erzbistum Berlin übernehme er die Verantwortung für die Fehler, die passiert seien, sagte Erzbischof Koch in seiner Runfunk-Kolumne. Bei Strukturen und Rahmenbedingungen im Erzbistum solle nun geprüft werden, inwieweit sie Missbrauch begünstigt oder ermöglicht hätten.

Erste Maßnahmen bereits ergriffen worden

Erste Maßnahmen zu Aufarbeitung und Prävention seien bereits ergriffen worden, weitere seien beschlossen. Es gelte, eine „Kultur der Achtsamkeit und des Hinsehens“ zu erreichen. Weiter betonte der Erzbischof, „sehr genau“ auf Zusammenhänge schauen zu wollen, „die zwischen der priesterlichen Lebensform und den Fällen von sexuellem Missbrauch besonders an Minderjährigen bestehen“. Es stelle sich die Frage, „wo in der zölibatären Lebensform Risiken liegen, wenn sie als Flucht vor der Wirklichkeit, aus Angst vor Beziehung oder aus fehlgeleiteter Sucht nach Status gewählt wird“.

Die Bischöfe hatten in der vergangenen Woche auf ihrer Vollversammlung in Fulda eine von ihnen in Auftrag gegebene Missbrauchs-Studie vorgestellt. In den kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 hatte das Forscherteam Hinweise auf 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden. Die Experten gehen zudem von weiteren Fällen aus, die nicht in den Akten erfasst sind. Mit einem 7-Punkte-Plan wollen die Bischöfe die Aufarbeitung voranbringen. Dieser sieht unter anderem die Einbeziehung von Betroffenen und von externen Fachleuten bei der Aufarbeitung vor. Zudem sollen die kirchlichen Personalakten standardisiert werden. Die bislang erfolgten Anerkennungsleistungen an Missbrauchsopfer müssten überprüft werden.

(kna - mg)

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30. September 2018, 12:50