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Reinhard Kardinal Marx im Fuldaer Dom Reinhard Kardinal Marx im Fuldaer Dom 

D: Beginn der Herbstvollversammlung der Bischöfe

Am Montag hat die Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz begonnen. Beim Eröffnungsgottesdienst im Fuldaer Dom hat der Vorsitzende der Konferenz, Reinhard Kardinal Marx, die „schweren Sünden der Kirche“ in Hinblick auf den Missbrauchsskandal eingeräumt.

„Wir schauen in jeder Eucharistiefeier auf die Sünden der Kirche, nicht nur auf die Heiligen. Wir schauen auf unsere eigene Schwäche, auf die dunklen Seiten unseres Lebens und des Lebens der ganzen Kirche“. Das erklärte der Vorsitzende der deutschen Bischöfe, Reinhard Kardinal Marx, am Dienstagmorgen während seiner Predigt im Fuldaer Dom. „Gerade heute tun wir das, wenn wir unsere Beratungen aufnehmen – Beratungen über Missbrauch, sexuelle Gewalt, Erniedrigung inmitten der Kirche, auch durch Amtsträger. Wir sind erschrocken und tief erschüttert über das, was möglich war im Volk Gottes, durch Priester, die den Auftrag des Evangeliums hatten, Menschen aufzurichten“, so Marx weiter.

Sich der dunklen Seite stellen

Er rief dazu auf, sich dieser dunklen Seite zu stellen. „Wir müssen das anschauen, auch wenn wir schon viel getan haben. Aber wir müssen noch mehr tun.“ Die Opfer und alle Betroffenen hätten ein Anrecht auf Recht und Gerechtigkeit. Auch das Gespräch mit ihnen sei unumgänglich. Weiter sagte er: „Bei all dem Dunklen ist es unsere Verpflichtung hinzuschauen, zu verstehen und Konsequenzen zu ziehen.“ Dazu brauche es auch das Gebet des ganzen Volkes Gottes. „Wir brauchen den Mut und die Kraft, einen neuen Anfang zu machen, neue Zeichen zu setzen, damit die Menschen uns wieder glauben! Denn viele glauben uns nicht mehr“, so Kardinal Marx. „Ich bitte Sie alle, dass wir uns im Gebet gegenseitig stärken. Wir treten vor ihn, unsere Hoffnung und unser Leben und bekennen unsere Schuld.“

In seiner Predigt schaute Kardinal Marx auch darauf, wie ein gelingendes Leben aussehen könne. Für die Christen komme es darauf an, zu verstehen, was die Gemeinschaft des Gottesvolkes. „Gerade in herausfordernden Zeiten wie jetzt, wo wir in der Diskussion um sexuellen Missbrauch die dunklen Realitäten des kirchlichen Lebens sehen, ist die Frage nach dem Kern dessen, was wir als Kirche tun wollen, umso wichtiger.“

Er erinnerte an den Weg Jesu: Jesu habe zuerst zugehört, dann eine neue Lebenspraxis gezeigt und das Gebet gelehrt. „Diese drei Elemente machen die wesentliche Ausrichtung der Kirche aus, wenn sie gut werden will, wenn sie das Ziel Jesu verwirklicht. Nur wenn diese drei Elemente miteinander gelebt werden, kann die Kirche neue Glaubwürdigkeit gewinnen. Nicht die reine Lehre macht uns glaubwürdig, nicht der Katechismus allein, sondern das, was Jesus uns als Lebenspraxis und Gebet mitgibt.“

Das Evangelium wieder sichtbar machen

Die Verschränkung von Lehre, Praxis und Gebet zu erkennen, zeichne eine neue Epoche der Kirche aus. „Das Gebet verändert den Glauben, es bringt ihm neue Perspektiven hinzu. Wir sollen nicht nur hören und alles besser wissen, sondern wir haben den Auftrag zu bezeugen was es heißt, Christ zu sein. Dann werden wir das Evangelium wieder sichtbar machen können in unserer Gesellschaft“, so Kardinal Marx. „Bitten wir den Herrn in dieser herausfordernden Stunde der Kirche, dass wir neu mutig werden, den Weg der Kirche einzuschlagen, den Jesus von uns will. Er verlässt die Kirche nicht.“

Die Fürbitten während des Gottesdienstes galten den Betroffenen des Missbrauchs. Noch bis Donnerstag beraten die deutschen Bischöfe in Fulda. Mittelpunkt des Treffens steht die Vorstellung der 2013 begonnenen und jetzt abgeschlossenen Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ (MHG-Studie). Die deutschen Bischöfe werden sich außerdem mit aktuellen Fragen zur Flüchtlingsarbeit und der bevorstehenden Weltbischofssynode in Rom, die unter dem Titel „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung“ steht, befassen.

(dbk – ros)

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25. September 2018, 10:07