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Bundesregierung: Staat und Kirche müssen bei Missbrauchs-Aufarbeitung zusammenarbeiten

Die Kirche müsse den Missbrauch ehrlich und umfassend aufarbeiten. Das forderte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey am Dienstag in Berlin. Der Gedanke, dass noch heute Menschen in der Kirche Verantwortung tragen, die Kinder sexuell missbraucht haben, sei für sie unerträglich.

„Ich erwarte eine schonungslose Aufklärung“. Das sagte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) am Dienstag in Berlin vor Veröffentlichung der Missbrauchsstudie der katholischen Kirche. Diese Studie könne nur ein Ausgangspunkt sein. Giffey betonte weiter, es gehe nicht nur um den Blick in die Vergangenheit. „Der Gedanke, dass noch heute Menschen in der katholischen Kirche Verantwortung tragen, die Kinder sexuell missbraucht haben, ist unerträglich“, so die Ministerin.

„Menschen, die so etwas tun, haben in keinem Amt der Kirche etwas zu suchen.“ Sie erwarte konsequentes Handeln der Kirche. Zugleich betonte sie, dass das Thema Missbrauch nicht auf die Kirche beschränkt sei. „Sexuelle Gewalttaten gegen Kinder und Jugendliche sind keine bedauernswerten Einzelfälle“, sagte Giffey. 

Im Jahr 2017 wurden nach ihren Angaben bundesweit ‎über 11.500 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern erfasst. Die Dunkelziffer sei noch weit höher. Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche sei ein gesamtgesellschaftliches Problem. „Wir haben als Gesellschaft diese Taten zugelassen“, betonte die SPD-Politikerin.

Damit Missbrauchsfälle und –strukturen innerhalb der Kirche aufgedeckt werden können, bedürfe es einer engen Zusammenarbeit mit dem Staat. Das erklärte der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, am Dienstag im Südwestrundfunk (SWR) in Baden-Baden.

Es müsse ein „gemeinsamer Weg“ gefunden werden. Dabei sollten auch unabhängige Experten beteiligt werden. Beispielsweise gehe es darum, genau festzulegen, welche Rechte, etwa zur Akteneinsicht, Betroffene künftig haben müssten.

Laut Rörig zeige die Studie große strukturelle Probleme der Kirche auf, die Missbrauch begünstigten. Dennoch seien die Ergebnisse ein „respektables Forschungsvorhaben“. Nun gehe es darum, die richtigen Schlüsse zu ziehen.

(kna – ros)

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25. September 2018, 12:09