Österreich: Neuer Mehrerauer Abt durch Vatikan bestätigt
Das Zisterzienserstift hat den Status einer Territorialabtei und ist direkt dem Papst unterstellt. Deshalb muss dieser auch die Abtwahl bestätigen. Wegen des Status der Mehrerau als Territorialabtei ist der Abt auch Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz. Abt Wohlwend folgt auf Anselm Van der Linde, der im Sommer zurückgetreten war. Die Abtweihe wird im Januar 2019 stattfinden, hieß es am Freitag von Seiten des Stifts.
In einer ersten Reaktion nach der Bestätigung durch den Papst bedankte sich Abt Vinzenz „bei meiner Klostergemeinschaft für das entgegengebrachte große Vertrauen“. Im Wissen um die Größe und Bedeutung der neuen Aufgabe habe er die Wahl angenommen und werde sein Amt „in Demut gegenüber Gott und den mir Anvertrauten wahrnehmen“.
Wahl erfolgte am 19. September
Papst Franziskus hatte den Rücktritt von Abt Anselm Van der Linde am 1. August angenommen. Zugleich bestätigte er die vom Klosterkapitel des Stifts durchgeführte Wahl des bisherigen Priors P. Vinzenz zum Administrator mit der Aufgabe, das Kloster bis zum Amtsantritt des neuen Abts zu führen. Am 19. September wählte schließlich der Klosterkonvent P. Wohlwend zum neuen Abt. Erst nach der Bestätigung durch den Papst konnte nun der Name des neuen Abts bekannt gegeben werden.
An der freien und geheimen Abtwahl waren jene 26 der 27 Mitglieder der zur Abtei gehörenden Klöster Mehrerau und Birnau zugelassen, die bereits ein ewiges Gelübde abgelegt haben. Zum Abt gewählt kann werden, wer die Priesterweihe empfangen und mindestens schon zehn Jahre die ewigen Gelübde abgelegt hat, wobei eine zwei-Drittel-Mehrheit im Wahlgang erforderlich war.
Schweiz, Liechtenstein, Österreich
P. Vinzenz (Rudolf) Wohlwend wurde am 15. Oktober 1969 in Grabs in der Schweiz geboren. Er besuchte in Schaan in Liechtenstein die Volksschule und anschließend das Gymnasium der Zisterzienser in Mehrerau, wo er 1989 maturierte. 1989/90 studierte er in Salzburg Theologie, 1990 begann er das Noviziat in der Zisterzienserabtei Mehrerau, wo er ein Jahr später die zeitliche Profess ablegte. Sein Theologiestudium setzte P. Vinzenz von 1991 bis 1995 in Einsiedeln (Schweiz) fort. 1994 legte er die feierliche Profess ab. Den letzten Abschnitt des Theologiestudiums und das Pastoralpraktikum absolvierte er bis 1997 in Benediktbeuern (Deutschland).
Am 19. September 1998 wurde P. Vinzenz zum Priester geweiht. Von 1997 bis 2009 wirkte er als Erzieher am Collegium Bernardi in Mehrerau, seit 1999 war er auch Religionslehrer. 2009 wurde P. Vinzenz Prior und Novizenmeister. Seit 1. Juli 2018 ist er Vorsitzender der Regionalkonferenz der Superioren in Vorarlberg. Nach dem Rücktritt von Abt Anselm van der Linde ernannte Papst Franziskus P. Vinzenz mit 1. August zum Administrator von Mehrerau.
Vinzenz Wohlwend wird in seiner Eigenschaft als Abt einer Territorialabtei Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz sein. Zudem ist er verantwortlich für die Mehrerauer Zisterzienser Kongregation, zu der insgesamt 21 ZisterzienserInnen-Klöster in Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien, USA, Tschechien und Slowenien gehören.
In der Bischofskonferenz wird Abt Wohlwend künftig der Katechetischen Kommission angehören. Gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn wird er im Episkopat für die Ordensgemeinschaften zuständig sein.
Bischof Elbs gratuliert
Der Feldkirchen Bischof Benno Elbs zeigte sich am Freitag in einer ersten Reaktion sehr erfreut über den neuen Mehrerauer Abt Vinzenz Wohlwend. Abt in der Mehrerau zu sein heiße, Verantwortung für 19 Klöster - von Slowenien bis in die USA - zu übernehmen. Abt in der Mehrerau zu sein bedeute gerade deshalb vielleicht auch mehr als anderswo, „Einheit in der Verschiedenartigkeit zu suchen und zu finden“, so Bischof Elbs. Er wünsche Pater Vinzenz deshalb, „dass er immer auch Ankerpunkte für die Seele und Orte der Ruhe findet, an denen er neue Kraft schöpfen kann“.
Pater Vinzenz sei seit mehr als 20 Jahren im Kloster Mehrerau tätig. Er sei „Pädagoge, Ordensmann und Alemanne“, so Elbs und weiter wörtlich: „Er vereint somit in sich Spiritualität, den Sinn für das Leben heute und die Hartnäckigkeit eines ganz eigenen Menschenschlages.“ Das seien „denkbar gute Voraussetzungen, die Pater Vinzenz auf den neuen Wegen, die nun vor ihm liegen, begleiten sollen“.
Abtei mit bewegter Geschichte
Der Name der Territorialabtei Wettingen-Mehrerau ist Ausdruck einer bewegten Geschichte mit verschiedenen Bezügen zum Bodenseeraum: Am Beginn stand 1227 die Gründung eines Zisterzienerklosters in Wettingen im Schweizer Kanton Aargau. Das Ordensleben im damalige Kloster mit Namen „Maris Stella“ („Meeresstern“) begann mit einem Abt sowie zwölf Zisterziensermönchen aus dem Kloster Salem am Bodensee.
Eine Zäsur brachte der 28. Jänner 1841. Durch das Erstarken liberaler Kräfte im Kanton Aargau kam es zu einer Welle von Klosteraufhebungen, der auch Wettingen zum Opfer fiel. Die vertriebenen Mönche entschlossen sich nach kurzen Aufenthalten in Buonas und Werthenstein dazu, nach Vorarlberg auszuwandern, wo sie am 8. Juni 1854 die Reste der 1806 aufgehobenen Benediktinerabtei Mehrerau durch Kauf erwerben konnten.
Von da an begann ein neuerlicher Aufschwung der Abtei. Gleich im ersten Jahr wurde eine Lateinschule eröffnet, aus der später das Collegium Bernardi mit Gymnasium, Handelsschule und Internat für Jungen heranwuchs. Da die Barockkirche der Benediktiner 1808 abgebrochen worden war, errichteten die Zisterzienser ein neuromanisches Gotteshaus.
Weil der Konvent immer größer wurde, konnten in der Folge von der Mehrerau aus ehemalige Zisterzienserabteien wieder erworben und besiedelt werden: 1888 Marienstatt im Westerwald (Deutschland), 1898 Sittich in Krain (Slowenien), 1939 Hauterive in Freiburg (Schweiz). 1919 erwarb das Kloster die auf der deutschen Seite des Bodensees gelegene Wallfahrtskirche Birnau sowie das benachbarte Schloss Maurach und errichtete dort ein Priorat. 1920 übernahm das Kloster Mehrerau die Führung der landwirtschaftlichen Fachschule für Vorarlberg. 1923 wurde das Sanatorium Mehrerau als Belegspital errichtet. Außerdem betrieb das Kloster eine Tischlerei für Möbel- und Innenausbau. Ein der Versorgung des Klosters dienender land- und forstwirtschaftlicher Betrieb ist heute verpachtet.
Genau genommen ist Abt Wohlwend - geschuldet der jahrhundertelangen wechselvollen Geschichte - 54. Abt der Abtei Wettingen und 11. Prior von Mehrerau.
(kap - cs)
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