Anselm Grün: Chefs sollten ihren Mitarbeitern mehr vertrauen
Er empfinde die moderne Wirtschaft als eher angstgetrieben, sagte Grün der Zeit an diesem Donnerstag. „Es gibt immer mehr Vorschriften und immer weniger Vertrauen.“ Stattdessen solle ein Chef „nicht von oben Dinge vorgeben, sondern Kreativität und Hoffnung wecken“, so der Ordensmann. „Zum guten Führen gehört jedenfalls, anderen Freiheit zu lassen und selber den Kopf hinzuhalten und zu kämpfen.“
Umstrukturierungswut
Kritisch sieht Grün eine Umstrukturierungswut, die in vielen Unternehmen herrsche. Veränderungen bräuchten Zeit und ein klares Ziel. „Bei manchen Firmen habe ich den Eindruck, sie verwechseln Fortschritt mit Staubaufwirbeln. Sie wollen möglichst viel machen, ohne dass es aus einer inneren Ruhe heraus kommt.“ Für diese innere Ruhe brauche es die Fähigkeit und Bereitschaft, am Feierabend abzuschalten und zwischendurch Pausen von der Arbeit einzulegen, erläuterte Grün. Das könne ein Spaziergang, eine Joggingrunde, ein Tee sein. „Erst im Ausruhen vollendet sich die Arbeit“, so Grün.
Kirche und Macht
Auf die Frage, ob die Kirche ein Führungsproblem habe, antwortete der Benediktinerpater: „Sie hat nie eine richtige Theologie der Macht entwickelt, deswegen wird Macht oft unbewusst ausgeübt. Man verschanzt sich hinter moralischen Appellen oder hinter dem Kirchenrecht, statt die Sehnsüchte der Menschen nach Ganzheit ernst zu nehmen.“
(kap/vatican news – hoe)
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