Deutsche Bischöfe mit Selbstkritik zum Jahreswechsel
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erklärte, die Notwendigkeit einer Erneuerung sei für die Kirche „gerade in den letzten Jahren und Monaten deutlich geworden angesichts des Versagens und der Unfähigkeit, auf Herausforderungen und Missstände angemessen zu reagieren“. Mit Blick auf „das ungeheure Geschehen des sexuellen Missbrauchs“ brauche es unabhängige Überprüfung, so der Erzbischof von München und Freising.
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf rief Christen zu einer Rückbesinnung auf. Sein eigener Glaube sei wie jener vieler Katholiken angesichts des Ausmaßes von sexuellem Missbrauch innerhalb der Kirche erschüttert worden. „Ich hätte mir eine derartige dunkle Seite der Kirche nie vorstellen können. Aber es gibt sie, da ist nichts zu beschönigen“, sagte Kohlgraf.
Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode kündigte an, die Bistumsleitung werde sich in den ersten Tagen des neuen Jahres mit der weiteren Aufarbeitung von Missbrauchsfällen beschäftigen. „Das, was wir heute erleben - nicht nur in Deutschland, sondern weltweit - ist keine kurze Episode in der Geschichte der Kirche“, warnte Bode. Es werde die Kirche vielmehr noch lange begleiten. Das müsse Antrieb sein für neue Überzeugungen und Haltungen.
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick mahnte in Bezug auf die Missbrauchsfälle, Fehlverhalten zu bekennen, die Täter zu bestrafen und Wiederholung oder Rückfälle „mit allen Mitteln“ zu verhindern. Nötig seien sowohl Reue, Wiedergutmachung und Bekehrung bei jedem Einzelnen, aber auch die Veränderung von Strukturen, die solche Taten begünstigten oder deckten. „Unsere Worte werden nur wirken, wenn sie durch unsere Taten gedeckt sind“, betonte Schick.
Münsters Bischof Felix Genn bekundete die Hoffnung auf eine Erneuerung der Kirche „von innen her“. Die Ergebnisse der von den deutschen Bischöfen in Auftrag gegebenen Studie hätten „schwere Schatten“ auf die katholische Kirche geworfen. Er habe Verständnis für Menschen, die 2018 aus der Kirche ausgetreten sind. Trotzdem bitte er jeden zu prüfen, ob er nicht dazu beitragen könne, „durch seinen Einsatz und seine Solidarität die Kirche zu reinigen und zu heilen“, so Genn.
Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann rief die Christen zum Eintreten gegen gesellschaftliche Fehlentwicklungen auf. Gott setze darauf, „dass wir seinen Segen gegen allen Hass, gegen alle Ausgrenzung und Unmenschlichkeit von Haus zu Haus an die Türen schreiben“, sagte Wiesemann. Die Menschheit dürfe sich nicht von nationalen Egoismen und Angstmachern blenden lassen, sondern müsse „zu Trägern der Hoffnung werden - damit die Zukunft für unsere Kinder und Enkel leuchtet“.
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hob den Wert von Beziehungen zwischen den Menschen und der Menschen mit Gott hervor. Nicht der Zeitenlauf und auch nicht so sehr das, was darin passiert, habe Gewicht im Leben, sagte er. Entscheidend seien die Erfahrungen des Angenommen-Seins, der Zuwendung und Geborgenheit sowie der Menschlichkeit und des Erbarmens.
Der Fuldaer Diözesanadministrator Karlheinz Diez bezeichnete 2018 mit Blick auf die Kirche als „ein Jahr mit vielen Dunkelheiten“. Zurück blieben „Scham und Entsetzen über das, was jungen Menschen in unserer Kirche angetan wurde. Es bleiben Schuld und ein immenser Vertrauensverlust“, so der vorübergehende Leiter der Diözese. Die Kirche müsse sich mit berechtigten Vorwürfen, aber auch mit bitterer Häme auseinandersetzen.
An „Stunden der Niedergeschlagenheit“ erinnerte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger im Freiburger Münster. Es falle nicht immer leicht, Gott Dank zu sagen „für all das Gute, Schöne und Heitere, das uns allen widerfahren ist, aber genauso für das Dunkle, das Herausfordernde und das Traurige“. Auch die negativen Erfahrungen seien nicht sinnlos: „Nicht selten erfahren wir gerade im Bedrängenden die Gegenwart und Hilfe des Herrn!“
(kna – cs)
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