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Ministerpräsident Armin Laschet Ministerpräsident Armin Laschet 

Die Papstbotschaft zum Weltfriedenstag aus CDU-Sicht

In seiner Botschaft zum Weltfriedenstag am 1. Januar erinnert Papst Franziskus an die vielfältigen Möglichkeiten der Politik, den Frieden in den Gesellschaften und unter den Ländern nachhaltig zu fördern. Wir sprachen darüber mit dem Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet. Er führt eine schwarz-gelbe Landesregierung von CDU und FDP.

Vatican News: Herr Ministerpräsident, Papst Franziskus hat zum 1. Januar in seiner Botschaft für den Weltfriedenstag über die „gute Politik“ geschrieben und wie eine solche Politik den Frieden auf der Welt fördern kann. Wie kann denn Ihrer Meinung nach die Politik dazu beitragen, für Frieden auf der Welt zu sorgen?

Laschet: Die Botschaft von Papst Franziskus zum Weltfriedenstag ist dieses Jahr an Politiker gerichtet. Und es ist hilfreich, dass deutlich macht, dass Politiker als Personen glaubwürdig sein und für das Allgemeinwohl arbeiten sollen; aber auch, dass sie Einheit schaffen sollen. Ich glaube, dass dies gerade in der Weltpolitik im Moment dringend erforderlich ist. Es geht nicht um das „eigene Land zuerst“ – also eine „First“-Politik – sondern es geht um die Zusammenarbeit aller für das Allgemeinwohl in der Welt. Da sind die Worte des Papstes sehr hilfreich.

Zum Nachhören

Vatican News: Papst Franziskus ruft Politiker auf, sich als Diener und nicht als Herrscher zu betrachten. Ist dieser Gedanke aus Ihrer Sicht Realität in Deutschland und in Europa, oder sehen sich doch nicht viele Politiker einfach nur als Herrscher?

Laschet: Es sollte das Grundprinzip gelten, was der Papst dazu sagt. Bereits im Wort „Minister“ liegt ja das Wort „Diener“ drin: ministrare bedeutet dienen. Ein Minister soll dienen. Ein Ministerpräsident ist also derjenige, der den Dienern vorsteht, aber die Grundidee ist der des Dienstes am Lande. Ich kenne viele Politiker, die dieses Verständnis haben in ihrem Amt. Es sind jene, die einen Dienst für das Allgemeinwohl leisten wollen, aber sie sind gleichzeitig auch immer „Herrscher“ – in Anführungszeichen – denn sie haben weltliche Macht. Und da ist es wichtig, dass diese Macht kontrolliert wird und zwar durch die Öffentlichkeit, durch freie Medien und durch die Gerichte. Es ist immer eine begrenzte Macht, eine Macht auf Zeit, gegeben von der Gemeinschaft. Wenn sich jeder das immer bewusst macht, dass er Diener des Gemeinwohls sein soll, dann sähe die Welt schon besser aus.

Vatican News: Wenn alle Politiker als solche für den Frieden und das Allgemeinwohl beitragen sollen, welche Rolle spielen dann Parteien? Wenn die Verantwortung vor allem bei einzelnen Politikern liegt, sind dann die Parteien in unserer heutigen Zeit nicht obsolet?

Laschet: In der deutschen Verfassung, im deutschen Grundgesetz, werden die Parteien ausdrücklich erwähnt. Da heißt es, dass sie mitwirken sollen am Gemeinwohl. Sie sollen durch Mitgliedschaft von Einzelnen ermöglichen, dass nicht nur wenige, die in Ämtern sind, diese alleine ausüben, sondern die Parteien, mit ihren vielen tausenden Mitgliedern, von unten nach oben so etwas wie Partizipation auch in der Politik möglich machen. Die Volksparteien sind zwar in der Krise. Ihre Mitgliederzahlen nehmen ab. Doch für jeden, der sich auch ehrenamtlich engagieren will, sind die Parteien, der Ort, in denen diese Vorbereitung auf öffentliche Ämter geschieht.

Vatican News: Bei der CDU gibt es ja auch das „C“, also das „christliche Menschenbild“. Was gibt Ihnen denn Papst Franziskus mit? Sind seine Botschaften als Kirchenoberhaupt ein Ansporn für die Politik in Deutschland?

Laschet: Eine Partei, die das „C“ im Namen trägt, ist natürlich in besonderer Weise dem christlichen Menschenbild verpflichtet. In der Partei sind Mitglieder alle, die Ja sagen zu diesem christlichen Menschenbild. Sie selbst müssen nicht Christen sein, sie können auch Juden, Muslime oder Nicht-Glaubende sein. Sie müssen jedoch die Grundgedanken des christlichen Menschenbildes teilen. Was das genau ist und in die jeweilige Zeit übersetzt, da hilft es sehr, was der Papst, die Kirche und die Gläubigen von sich aus formulieren als Anspruch in christlicher Politik. Insofern hat eine solche Friedensbotschaft des Papstes für ein Mitglied einer Partei mit dem „C“ im Namen eine besondere Bedeutung.

Das Gespräch führte Mario Galgano.

(vatican news)

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31. Dezember 2018, 23:59