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Österreich: Orient-Patriarchen kommen nach Wien

Hoher kirchlicher Besuch aus dem Nahen Osten in Wien: Auf Einladung der österreichischen Regierung kommen nächste Woche der chaldäisch-katholische Kardinal-Patriarch Louis Raphael Sako, der syrisch-orthodoxe Patriarch Ignatius Aphrem II. und der syrisch-katholische Patriarch Ignatius Yousef III. Younan nach Österreich.

Bundeskanzler Sebastian Kurz und weitere Regierungsmitglieder empfangen am Dienstag die christlichen Würdenträger aus dem Orient, die bei der Gelegenheit über die Lage in ihren Ländern berichten werden.

Die Regierung will sich ausweislich ihres Programms international gegen die Verfolgung religiöser, besonders christlicher Minderheiten einsetzen und zugleich gegen religiös-extremistische Ideologien wie den politischen Islamismus auftreten. Ob mit dem jetzigen Besuch der Patriarchen auch konkrete Hilfeleistungen der österreichischen Regierung verbunden sind, ist noch nicht bekannt.


Treffen mit Kardinal Schönborn


Die Patriarchen aus Syrien, dem Irak und Libanon werden auch Kardinal Christoph Schönborn treffen. Der Wiener Erzbischof ist mit den Kirchenoberhäuptern auch persönlich verbunden. So war er mit ihnen im Mai 2017 eigens nach Washington gereist, um bei US-Vizepräsident Mike Pence um für mehr Verständnis für die Situation der christlichen Minderheiten im Nahen Osten zu werben. 2016 hat Kardinal Schönborn im nordirakischen Erbil gemeinsam mit Patriarch Sako christliche Flüchtlinge aus der Ninive-Ebene besucht. 

Patriarch Sako hat seinen Sitz in der irakischen Hauptstadt Bagdad, Patriarch Aphrem in der syrischen Hauptstadt Damaskus und Patriarch Younan in der libanesischen Hauptstadt Beirut. Die Gläubigen ihrer Kirchen leben in allen drei Ländern. Der Großteil der Kirchenmitglieder lebt freilich bereits im Westen, auch in Österreich. So gibt es in Wien eine größere chaldäische Gemeinde und gleich drei syrisch-orthodoxe Pfarren. Die syrisch-katholische Kirche hat keine eigene Struktur in Österreich, ist aber mit zahlreichen Familien vertreten. Die drei Patriarchen wollen deshalb auch am späten Dienstagnachmittag in Wien die Gläubigen ihrer Kirchen besuchen.


Irak, Syrien, Libanon


Im Irak ist die Zahl der Christen in den vergangenen Jahren dramatisch zurückgegangen. Vor 2003 soll es im Land noch eine Million Christen gegeben haben. Die Schätzungen, wie viele Christen es derzeit noch gibt, bewegen sich laut Angaben des Hilfswerks „Initiative Christlicher Orient" (ICO) zwischen 200.000 und 300.000. Damit machen die Christen nicht einmal mehr ein Prozent der Bevölkerung des Irak aus, wo 39 Millionen Menschen leben. Die bedeutendsten Kirchen im Land sind die Chaldäisch-katholische, die Kirche des Ostens, die Syrisch-orthodoxe und Syrisch-katholische Kirche.

In Syrien sollen vor dem Krieg bis zu 1,5 Millionen Christen gelebt haben. Optimisten schätzen, dass es jetzt noch 500.000 Christen gibt, es könnten aber auch nur mehr 300.000 sein. Sie machen damit rund 3,5 Prozent der Bevölkerung aus. Vertreten sind vor allem die Griechisch-orthodoxe, Armenisch-apostolische, Griechisch-katholische (Melkitisch) und Syrisch-orthodoxe Kirche; darüber hinaus die Syrisch-katholische und Armenisch-katholische Kirche, sowie Maroniten, die Kirche des Ostens und Chaldäer.

Im Libanon stellten noch in den 1950er-Jahren die Christen die Mehrheit im Land. Inzwischen dürfte ihr Anteil auf etwa 39 Prozent zurückgegangen sein. Die Kirchen im Libanon sind allerdings nach wie vor öffentlich sehr präsent. Die wichtigsten Kirchen sind die Maronitische, Griechisch-orthodoxe, Melkitische, Armenisch-apostolische Kirche sowie die Armenisch-katholische Kirche, außerdem die Kirche des Ostens, Kopten, Chaldäer, Syrisch-Orthodoxe und Syrisch-Katholische.

(kap – gs)

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06. Dezember 2018, 12:45