Deutschsprachige Ausgabe der Vulgata-Bibel vorgestellt
Der Direktor der Katholischen Akademie in Berlin, Joachim Hake, bezeichnete das Werk bei der Präsentation am Freitagabend als „kulturelles und theologisches Ereignis ersten Ranges“. Von der Spätantike bis zum Mittelalter sei die Vulgata in Westeuropa die wichtigste Quelle des ursprünglichen Bibeltextes gewesen und habe wie kein anderes Buch die Geistesgeschichte geprägt. Rund 45 Übersetzer haben in sieben Jahren ein fünfbändiges Werk von rund 6.300 Seiten geschaffen.
Herausgeber sind der Alttestamentler Michael Fieger von der Theologischen Hochschule Chur, der Berliner Philologe Widu-Wolfgang Ehlers und der Zürcher Übersetzer Andreas Beriger. Die lateinisch-deutsche Ausgabe ist nach den Worten Fiegers als „Werkzeug für die moderne Exegese“ gedacht und soll Impulse für weitere interdisziplinäre Zusammenarbeit geben. Angeregt worden sei das Projekt durch die 2009 erschienene deutschsprachige Ausgabe der altgriechischen Übersetzung des hebräischen Alten Testaments, der sogenannten Septuaginta. Fieger und der Herausgeber der Septuaginta-Übersetzung, Martin Karrer, äußerten die Hoffnung, dass auch weitere antike Bibelübersetzungen, etwa in syrischer Sprache, entsprechend ins Deutsche übersetzt würden.
Nahe am lateinischen Text
Damit könne Lesern, die die alten Sprachen nicht beherrschten, eine Vorstellung von der breiten Überlieferungsgeschichte der Bibel vermittelt werden. Die alten Übersetzungen enthielten etwa Schriften, die nicht in den späteren Kanon aufgenommen worden seien. Zudem wichen sie im Wortlaut oft von den heute gängigen Bibelübersetzungen ab. Der dalmatische Theologe und Kirchenvater Sophronius Eusebius Hieronymus (347-420) übersetzte aus dem Hebräischen in ein Latein, das er der gesprochenen Sprache im damaligen Mittelmeerraum annäherte. Die katholische Kirche nutzte die Vulgata bis in die Frühe Neuzeit als maßgebliche Version der Bibel. In der neuen Übersetzung wird der Wortlaut des Hieronymus so genau wie möglich auf Deutsch wiedergegeben. Nach Fiegers Worten spiegeln sich darin „Zeitgeschichte, kulturelle Fragestellungen und auch die Theologie der Antike“. Mitherausgeber Ehlers betonte, angestrebt worden sei eine „lesbare und allgemeinverständliche deutsche Prosa“, die so nah wie möglich am lateinischen Text bleibe und auf „Verschönerungen“ ebenso verzichte wie auf den Einfluss von „Luther-Deutsch“.
(kna - hoe)
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