D: „Weihnachten verpflichtet zum Handeln“
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte, angesichts steigender Unsicherheiten und Sorgen in der Welt würden auch Diskussionen härter geführt. Das sei selbst in „unserem geordneten und doch überwiegend friedlichen und wohlhabenden Land“ zu spüren. Dagegen könne die Begegnung mit Jesus von Nazareth zu einer Quelle von Mut und Kraft werden, um die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte, die Botschaft des Weihnachtsfestes wende sich gegen „Nationalismus, Menschenfeindlichkeit und das Aufhetzen der einen gegen die anderen“. Christen sollten eintreten für eine Welt, „in der Hass, Egoismus, Geldgier, Missbrauch, Ausbeutung der Natur, die Verfolgung von Menschen wegen ihres Glaubens und die Geißel des Krieges endlich überwunden sind“. Sowohl Marx als auch Bedford-Strohm hatten an Heiligabend mit Obdachlosen Weihnachten gefeiert.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki warb dafür, Jesus Christus als Gottes Sohn und Retter der Welt anzunehmen. „Es darf Jesus nicht gehen wie damals, als für ihn in der Herberge kein Platz war, als er geboren wurde, so dass er draußen im Stall zur Welt kommen musste.“
Nach den Worten des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße ermutigt das Weihnachtsfest dazu, Position zu beziehen und auf andere Menschen zuzugehen. „Gott lehnt sich aus dem Fenster“ und wolle, dass die Christen es ihm gleich täten.
Als Zeichen der Hoffnung „mitten in aller Dunkelheit“ bezeichnete der Berliner Erzbischof Heiner Koch die Geburt Christi. Populisten dagegen verbreiteten nur Angst in der gesellschaftlichen Diskussion.
Kochs Bamberger Amtsbruder Ludwig Schick rief zu einer Absage an derartige Strömungen auf. Schon an der Krippe in Bethlehem hätten sich alle Völker der Erde sowie Arme und Reiche getroffen. Heute brauche es eine Welt, „die sich zur globalen Verantwortung bekennt“.
Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger sagte, die Botschaft des Weihnachtsfestes könne Christen darin bestärken, die Stimme zu erheben beispielsweise gegen Ausgrenzungen, Angriffe auf die Menschenwürde oder Fake News im Internet.
Mehrere Bischöfe griffen in ihren Weihnachtspredigten die Debatte um sexuellen Missbrauch in der Kirche auf. Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker sprach von Vertrauensverlust. Nach Ansicht des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck stehen in der Kirche Veränderungen an.
Der Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, sagte, das Ausmaß sexueller Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen gehe „an die Substanz von Glauben und Kirche“. Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr äußerte die Hoffnung, „dass Gott auch in dieser Zeit seine Kirche nicht verlässt, in der wir so viel Schreckliches über den Missbrauch an Kindern und Jugendlichen im Raum der Kirche erfahren müssen“.
Die Kirche müsse nun lernen, sich zu ihrer Fehlbarkeit zu bekennen, forderte der Würzburger Bischof Franz Jung. „Das heißt für mich nicht, dass man einfach alles über Bord werfen muss, was bisher gegolten hat.“ Aber die Selbstverständlichkeit, mit der man davon ausgegangen sei, gut zu sein, müsse einer gesunden Skepsis weichen. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode betonte, gerade in Zeiten „der Erschütterung über die Verfehlungen, Vergehen, ja Verbrechen von kirchlichen Personen“ verbiete es sich für die Kirche, „sich in Macht und Herrlichkeit, in großen Worten und klerikalem Gehabe der Wirklichkeit der Menschen bemächtigen zu wollen“.
Ohne den Missbrauchsskandal direkt zu erwähnen, sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf: „Wir stehen heute vor der erschreckenden Tatsache, dass es eine dunkle Seite dieser Kirche gibt.“ Dies nehme er als Bischof so deutlich wahr „wie nie zuvor in meinem Leben als Christ und Priester“.
Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, zeigte sich besorgt über Kriege und humanitäre Katastrophen. Er rief alle Religionen und religiösen Menschen dazu auf, in einen heilsamen Wettbewerb einzutreten, „wer am intensivsten für den Frieden arbeitet und am wirkungsvollsten Versöhnung stiftet“.
Kritik am digitalen Wandel übte der Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann. Weihnachten sei eigentlich das Fest der stillen Nacht, doch die Welt fürchte die Stille: „Alles wird ständig kommentiert, alles wird bewertet - durch jeden.“
Münsters Bischof Felix Genn warb für mehr Bescheidenheit. Jesus sei in Armut geboren worden. Dieser „Stallgeruch“ habe sein gesamtes Leben durchzogen und könne heute auch als Impuls für einen umweltfreundlichen Lebensstil dienen.
Genns Amtsbruder in Magdeburg, Gerhard Feige, warnte vor einem Auseinanderdriften der Gesellschaft in Arm und Reich. Die Flüchtlingsdebatte habe zudem noch deutlicher werden lassen, wie zerbrechlich und unsicher die Demokratie zu sein scheine.
Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke appellierte zu mehr Solidarität. Der Passauer Bischof Stefan Oster verwies auf den tröstlichen Charakter des Weihnachtsfestes in Zeiten des Umbruchs in Kirche, Politik und Gesellschaft. „Gott ist in Jesus gekommen, um uns mit sich zu versöhnen, um uns den Frieden zu schenken - und so durch uns die Welt zu verwandeln.“
Laut Triers Bischof Stephan Ackermann will die Botschaft von der Geburt Jesu nicht „einlullen und einschläfern“, sondern sei im Gegenteil ein „sehnsuchtsvolles Protestlied gegen die bestehenden Verhältnisse, gegen die zerstörerischen Kräfte, die die Schönheit der Schöpfung und die Würde des Menschen Tag für Tag in den Schmutz ziehen“.
Der Limburger Bischof Georg Bätzing rief Christen auf, trotz Widerständen mutig zu ihrer Überzeugung zu stehen. Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt hob die Bedeutung von Weihnachten auch für die Menschen hervor, die sich nicht ausdrücklich zum Christentum bekennen. Das Brauchtum könne auf das Geheimnis Gottes hinweisen, „das ja letztlich jeden Menschen umfängt“.
Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa sagte, Weihnachten gebe die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer nannte die Botschaft des Weihnachtsfestes revolutionär. Gott setze allen Spekulationen über sich ein Ende und werde Mensch. Dass Gott „in einem schäbigen Stall in Bethlehem“ Mensch geworden sei, zeigt nach den Worten des Diözesanadministrators im Bistum Fulda, Karlheinz Diez, dass er „bei den Kleinen, den Sündigen, den Ausgestoßenen und Schwachen“ sein wolle.
Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer besuchte an Heiligabend die „Offene Weihnacht“ der Gemeinde Guter Hirt in Drispenstedt, an der rund 1.000 bedürftige Menschen teilnahmen. Er wolle für die da sein, „denen es nicht so gut geht“, zitierte die „Hildesheimer Allgemeinen Zeitung“ den Bischof.
(kna – sk)
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