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Missbrauchsdebatte: Muss der Theologie eine Mitschuld am Missbrauchsskandal attestiert werden? Missbrauchsdebatte: Muss der Theologie eine Mitschuld am Missbrauchsskandal attestiert werden? 

D: Was die Theologie aus dem Missbrauchsskandal lernen muss

Die Autoren der im vergangenen Herbst veröffentlichten Studie der Bischofskonferenz über sexuellen Missbrauch haben der katholischen Kirche strukturell-systemische Defizite attestiert. Durch diese Defizite sei sexueller Missbrauch Minderjähriger und dessen Vertuschung begünstigt worden. Die Frage sei nun, ob man der Theologie eine Mitschuld am Missbrauchsskandal bescheinigen müsse. Das sagt Matthias Remenyi, Professor für Fundamentaltheologie und Vergleichende Religionswissenschaft an der Universität Würzburg, im Gespräch mit katholisch.de.

Matthias Remenyi und einige seiner Kollegen haben damit begonnen, sich genau diese Frage zu stellen. So stellt etwa der Freiburger Fundamentaltheologe Magnus Striet fest, dass der Schutz der Institution lange Zeit eine größere Rolle gespielt habe als der Schutz des Einzelnen. Dies zeige sich bereits an der Tatsache, dass die Aufklärung der Fälle sexuellen Missbrauchs meist durch Druck von außen angestoßen worden sei und nicht in der Kirche selbst. Angesichts dieser mangelnden Sensibilität für das Individuum, müsse dem Verdacht nachgegangen werden, ob nicht sogar theologische Denkfiguren im Raum Kirche missbrauchsbegünstigend gewirkt haben könnten.

Priesterbild: ein oft zu sakralisiertes Amtsverständnis

Als Beispiel führte Striet das Priesterbild an. Stark aufgeladen mit Sakralität diene es als Kontrastfigur zu dem, was als eine Welt identifiziert werde, die unrein, weil sündig sei, gab er zu bedenken. Und dieses „sakralisierte Amtsverständnis“ berge die Risiken, die in der Studie beschrieben würden: systemische Asymmetrien, nicht länger auf Augenhöhe gestaltete Beziehungen oder unerfüllbare Projektionen in die Person des Priesters.

Eine Unterscheidung zwischen Sakralität und Sakramentalität sei hier dringend geboten, gab Remenyi zu bedenken: Sakramentalität hieße, dass man das Moment der Differenz zwischen sakramentalem Symbol und sakramental Symbolisiertem stark mache. Dadurch werde betont, dass es nicht um die Institution Kirche und nicht um das Priestersein als solches gehe, sondern darum, mit diesem Dienst der Menschenfreundlichkeit Gottes Raum zu geben.

Klarer und angstfreier sprechen...

In der jetzigen Debatte wünscht sich Remenyi vor allem eines: „Wir müssen um der Kirche willen klarer und angstfreier sprechen – vor allem im Hinblick auf unsere Rolle im System der Kirche.“ Man könne keine glaubwürdige Theologie mehr treiben, ohne den Missbrauchsskandal mitzudenken. Und daher müsse man sich unweigerlich jetzt schon fragen, welche praktischen Konsequenzen unsere theologischen Modelle und Konzepte haben könnten, so Remenyi.

Seinen Kollegen rät der Würzburger Professor, den Ergebnissen der Studie, die im Auftrag der Bischofskonferenz geführt wurde, nicht auszuweichen. Und das gelte nicht nur für Zahlen und Daten, sondern auch für die systemischen Hintergründe.

Für sich selber hat er folgendes Rezept: „Ich habe mir vorgenommen, dass ich Theologie vor der Folie dessen betreiben will, was da geschehen ist und weiterhin geschieht. Ich möchte auch lernen, systemisch freier zu sprechen.“

(pm/vatican news - skr)
 

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12. Februar 2019, 14:23