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Hoch über Eriwan: Der Berg Ararat Hoch über Eriwan: Der Berg Ararat 

Caritas Österreich zu Besuch in Armenien

Armenien ist das Schwerpunktland der diesjährigen Februarkampagne von Caritas Österreich. Caritas-Präsident Michael Landau war dazu dieser Tage zu einem Lokalaugenschein vor Ort und hat neben Besuchen in Caritas-Projekten auch armenische Spitzenpolitiker getroffen.

In der Hauptstadt Jerewan gab es u.a. eine Begegnung mit dem armenischen Staatspräsidenten Armen Sarkissian. Dabei unterstrichen beide, dass die Caritas mit ihren Hilfsprojekten gute Beispiele gebe, wie die Not im Land gemildert und die soziale Entwicklung Armeniens vorangebracht werden kann.

„Es braucht einen langen Atem“

Landaus Resümee nach seinem Armenien-Besuch: „Es braucht einen langen Atem, aber die Hilfe kommt an und Veränderungen zum Positiven sind möglich.“ Zudem ortete er eine politische Aufbruchsstimmung im Land, bedingt durch die „samtene Revolution“ im vergangenen Jahr.

Zum Nachhören

Im April 2018 protestierten nach der Wahl von Sersch Sarkissian zum Premierminister landesweit hunderttausende Menschen gegen den Regierungschef und seine Republikanische Partei, denen die Demonstranten unter anderem vorwarfen, für Korruption und Günstlingswirtschaft verantwortlich zu sein. Anführer der Demonstrationen war der Oppositionspolitiker und Parlamentsabgeordnete Nikol Paschinian, ein ehemaliger Journalist und politischer Gefangener. Erklärtes Ziel seiner Kampagne war es, Korruption und Machtmissbrauch in Armenien zu beenden.

Stolz auf einen Wandel ohne Gewalt

Am 23. April, nur wenige Tage nach Beginn der Proteste, trat Premier Sarkissian zurück. Paschinian wurde interimistisch zum Regierungschef ernannt. Am 9. Dezember 2018 fanden vorgezogene Parlamentswahlen statt, aus denen Paschinians Wahlbündnis „Mein Schritt“ als klarer Sieger hervorging. Es verfügt im Parlament nun über eine Zwei-Drittel-Mehrheit. In Armenien spricht man von der „samtenen Revolution“.

„Wir sind alle stolz, dass dieser Wandel ohne Gewalt vollzogen werden konnte“, sagte Präsident Sarkissian bei der Begegnung mit Caritas-Präsident Landau in Jerewan. Armenien brauche nun aber auch einen Mentalitätswandel. „Jeder einzelne ist für die Zukunft des Landes verantwortlich, jeder kann etwas beitragen. Daran müssen wir arbeiten.“ Von der Arbeit der Caritas zeigte sich Sarkissian überzeugt. Die Caritas betreibe Projekte mit Vorzeigecharakter.

Zwei Mal hat der Präsident auch schon das Caritas-Cafe „Aregak“ („Kleine Sonne“) in der nordarmenischen Stadt Gjumri besucht, wo u.a. vier Jugendliche mit geistiger Behinderung einen Arbeitsplatz gefunden haben.

Aufstand gegen korrupte Elite

Anahit Gerorgyan, Programm-Managerin der Caritas, bestätigte am Rande des Präsidentenbesuchs im Kathpress-Interview, dass die Menschen in Armenien mit der neuen Regierung neue Hoffnung auf ein besseres Leben haben. Seit der Unabhängigkeit Anfang der 1990er Jahre hätten alle Regierungen die Bevölkerung nur ausgebeutet, das Land habe sich nicht entwickeln können. Eine kleine korrupte Elite habe sich bereichert. Aber jetzt mit dieser Revolution und der neuen Regierung hofften alle auf einen positiven Wandel.

Freilich müsse sich die neue Regierung erst beweisen; etwa durch die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Eindämmung der Korruption. Erste positive Anzeichen gebe es freilich schon. Etwa, dass sich frühere Politiker für ihre Taten vor Gericht verantworten müssten.

Für die Arbeit der Caritas würden sich mit der neuen Regierung neue Perspektiven ergeben, so Gerorgyan. Bisher sei es undenkbar gewesen, dass sich der Staat an der Finanzierung von Caritas-Projekten beteiligt. Nun wurde erstmals ein Projekt mit staatlicher Co-Finanzierung umgesetzt. Für die Caritas sei das „wie ein Sieg“, so Gerorgyan. Und sie hoffe sehr, dass auf dieses erste Projekt viele weitere co-finanzierte Projekte folgen und sich die Zusammenarbeit zwischen Staat und Caritas noch wesentlich intensiviert.

Kirchenpolitische Veränderungen

Die allgemeine Aufbruchsstimmung im Land war auch bei einem Besuch Landaus bei Erzbischof Raphael Minassian zu spüren. Der armenisch-katholische Erzbischof hat seinen Sitz in Jerewan und steht an der Spitze der katholischen Kirche in Armenien. Deshalb ist er auch der Präsident der armenischen Caritas.

Es gebe tatsächlich einen gewissen Wandel in der armenischen Politik und Gesellschaft so der Erzbischof im Kathpress-Interview. So habe etwa der neue Regierungschef betont, dass es die Aufgabe der Politik sei, dem Volk zu dienen. Und die neue Regierung suche auch den Kontakt und die Zusammenarbeit mit allen Kirchen im Land. Konkret sind das die armenisch-apostolische Kirche, die armenisch-katholische Kirche und die evangelische Kirche. Die neue Regierung wolle mit allen Kirchen zusammenarbeiten und sie am Aufbau des Landes teilhaben lassen, so der Erzbischof.

Rund 90 Prozent der Bevölkerung Armeniens gehören der Armenisch-apostolischen Kirche an. Zuletzt waren Misstöne zwischen deren Oberhaupt, Katholikos Karekin II., und der neuen Regierung zu vernehmen. Für den katholischen Erzbischof Minassian sind das aber nur vorübergehende Ungereimtheiten, weil künftig eben nicht nur eine Kirche die alleinige Führungsrolle im Land spielen soll. Es gebe eben einen neuen Ansatz von Seiten der Regierung. Der katholische Erzbischof hofft zudem, dass die neue Situation auch die Kirchen im Land, die nunmehr als gleichberechtigte Partner auftreten können, näher zueinander bringen wird.
(kap – sk)
 

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12. Februar 2019, 10:36