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Pusteblumen in verschiedenen Farben Pusteblumen in verschiedenen Farben 

Afrikanischer Priester in Bayern: Gott ist ein Chamäleon

„Er kam nicht als Flüchtling, sondern als Priester. Er ist kein Gefährder, sondern Gemeindepfarrer und Philosophie-Professor. Doch 2016 war er unsäglichen Angriffen bis hin zu Morddrohungen ausgesetzt.“ So heißt es im Klappentext eines Buches über Olivier Ndjimbi-Tshiende. Der Titel: „Und wenn Gott schwarz wäre…“ Im Interview mit Vatican News anlässlich der Anti-Rassismustage formuliert er seinen Traum von einer Welt ohne Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Hass.

Angela Prämassing - Vatikanstadt

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Dieser Traum ist laut Olivier Ndjimbi-Tshiende nur dann zu erreichen, wenn die Schöpfungsgeschichte Ausgangspunkt für unser Menschenbild ist. „Ich bin vom Bericht der Erschaffung des Menschen ausgegangen: ,Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich.‘ Als Mann und Frau schuf er ihn. Gott hat nur einen Menschen erschaffen. Das bedeutet, es gibt nur eine Menschheit. Und die Menschheit muss als Abbild Gottes bedingungslosen Respekt genießen!“

Das Aussehen - ein winziger Abschnitt im Chromosom

Ndjimbi-Tshiende kommt aus dem Kongo und war Pfarrer im bayerischen Zorneding - dazu gleich mehr. Der Gottesmann beruft sich gern auf die moderne Biologie. „Die Biologie hat festgestellt, dass alle Menschen biologisch eine Einheit darstellen. Äußerliche Unterschiede wie die Hautfarbe ergeben sich aus einer ganz winzigen Zahl im Chromosom des Menschen. Sowohl biblisch-religiös als auch biologisch ist der Mensch also eine Einheit. Alle Menschen sind gleich - an biologischer Ausstattung, an Rechten und Pflichten. Und vor allem an Würde, weil Gott uns nach seinem Abbild erschaffen hat. Der Mensch muss überall auf der Welt respektiert werden! Man darf ihn nicht töten, versklaven oder ausbeuten. Nicht nur seine Würde ist unantastbar, er als Mensch ist es!“

Zu den Weltkriegen sei es nur gekommen, weil die Menschen diese Würde leider zu spät erkannt hätten. Und unsere sozialen Beziehungen in der Kirche und überall bedürften nach wie vor einer Veränderung – erst recht angesichts der Migration: „Alle Menschen müssen gerecht behandelt werden. Man muss offen für alle sein. Und das heißt: Blockaden sind keine Lösung für die heutige Migration. Gerechtigkeit muss in allen Bereichen der Politik herrschen. Das wäre die Lösung für die Migration.“ 

„Wozu brauchen einzelne Menschen so viel Besitz?“

Für diese Gerechtigkeit setze sich ja auch Papst Franziskus ein: „Er sendet starke Signale. Aber es gibt großen Widerstand, und wir als Kirche müssen ihn unterstützen. Allein kann er nämlich nicht viel erreichen.“ Dabei sei es doch so wichtig, dass wir weltweit allen Menschen gegenüber Werke der Liebe tun. „Gutes tut, wer sich für das Leben der anderen einsetzt. Denn das Leben ist unser höchstes Gut. Mehr haben wir nicht. Darum muss es auf der ganzen Welt gefördert werden. Das Leben ist ohnehin kurz: Wozu brauchen einzelne Menschen so viel Besitz? Wozu das Übermaß an Lebensmitteln und Materiellem? Diese ganze Energie könnte stattdessen in Werke der Nächstenliebe einfließen. Dann wäre unsere Welt eine heile Welt.“ Aber weil wir „zerstreut“ seien, sähen wir nicht klar und „vernachlässigen die wichtigsten Werte in unserem Leben, Jesu Wertehierarchie: Liebe, Barmherzigkeit, Miteinander, Frieden. Wir tun leider das Gegenteil, manchmal auch in der Kirche.“

„Diskriminierung herrscht auch im Kongo und in ganz Afrika“

Eine gewisse Armut täte uns auf dem Weg hin zu einer klareren Sicht gut, meint der Afrikaner. Doch auch in armen Ländern gäbe es Diskriminierung: „In der Demokratischen Republik Kongo gibt es das Problem der Diskriminierung. Man muss nur die (Präsidenten-)Wahlen (vom Dezember 2018) ansehen: ein einziger Betrug. Man hat gegen den Willen des Volkes entschieden. Es gibt große Unterschiede zwischen Arm und Reich. Die Löhne klaffen auseinander. Die der einfachen Menschen reichen bei weitem nicht aus, um den Monatsbedarf zu decken. Das Land wird von den Politikern nicht gerecht regiert. Das darf bei Christen nicht sein! Diskriminierung herrscht auch im Kongo und in ganz Afrika.“ Lobende Worte findet er hingegen für den Einsatz der kongolesischen Kirche zugunsten der Benachteiligten.

„Die Kirche in Deutschland muss noch viel mehr ihre Stimme erheben, schweigt manchmal zu sehr“

Die deutsche Kirche sei zwar in ihrer Positionierung zur Migrations- und Flüchtlingsproblematik „wirksam und stark“ und bemühe sich, den Bedürftigen zu helfen. Allerdings halte sie sich noch zu sehr im Hintergrund: „Die Kirche in Deutschland muss noch viel mehr ihre Stimme erheben, sie schweigt manchmal zu sehr.“

„Ich bin in der ganzen Welt zu Hause“

Ndjimbi-Tshiende weiß, wovon er spricht. Er musste seine Pfarrei im Bayerischen wegen rassistischer Angriffe aufgeben. Als Pfarrer erhielt er dort wiederholt beleidigende Briefe, am Ende sogar Morddrohungen. Er verließ die Gemeinde, doch seinem positiven Menschenbild kann dies keinen Abbruch tun: „Meine Erfahrung in Zorneding ist nicht die Erfahrung, die ich mit allen Deutschen gemacht habe. Nicht alle Deutschen sind gegen Flüchtlinge und Migranten! Die Mehrheit ist für das friedliche Miteinander in einer Vielfalt des sozialen Lebens. Ich habe nie in Erwägung gezogen, das Land zu verlassen. Ich habe viele Freunde hier und meine Aufgabe als Priester, das Wort Gottes in Deutschland zu verkünden. Diese Aufgabe habe ich in der ganzen Welt - und eben auch hier in Deutschland. Ich bin in der ganzen Welt zu Hause...“

„Gott hat alle Farben seiner Kinder. Darum können wir uns alle in ihm wiederfinden“

Den Titel „Und wenn Gott schwarz wäre...“ habe er bewusst provokativ gewählt, um die Sinnlosigkeit des Rassismus zu unterstreichen. Immerhin habe der erste Mensch archäologischen Befunden zufolge in Afrika gelebt. Außerdem sei jeder Mensch das Abbild Gottes. „Und wenn der Mensch in Afrika schwarz ist, dann ist Gott logischerweise auch schwarz…  Gott ist der Schöpfer aller Menschen, unser aller Vater. Gott können wir uns wie ein Chamäleon vorstellen. Er hat die Farben aller Menschen. Er ist schwarz mit den Schwarzen, rot mit den Roten, weiß mit den Weißen, blau oder grün, oder was auch immer. Er hat alle Farben seiner Kinder! Darum können wir uns alle in ihm wiederfinden.“

Olivier Ndjimbi-Tshiende. Und wenn Gott schwarz wäre. Gütersloher Verlagshaus. 2017.

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15. März 2019, 13:05