D: Caritas-Präsident „Grundrente löst Altersarmut nicht“
Neher betonte, er ärgere sich über jede Empörungsrhetorik, denn sie vermittele ein falsches Bild und verstelle den Blick auf das, was wirklich nötig sei. Man müsse unterscheiden zwischen der Einkommens- und der Vermögensverteilung. In der Einkommensverteilung stagniere der Unterschied seit Jahren, aber auf hohem Niveau, so der Caritas-Präsident.
Ebenfalls nicht korrekt sei die Behauptung der Mittelschicht gehe es immer schlechter und sie nehme ab. Richtig sei, dass Deutschland seit Jahren einen relativ konstanten Anteil der Mittelschicht von 49 bis 51 Prozent an der Gesamtgesellschaft habe. Dennoch werde auch hier gerne der Untergang beschworen. Neher warnte, die Mittelschicht habe kein Empfinden mehr für diejenigen, denen es wirklich schlecht gehe, wenn man sie schlechtrede.
[ Wer kein Eigentum hat oder Schulden, der wird vermutlich auch in zehn Jahren nichts haben ]
Ein Problem gebe es laut Neher allerdings in der Vermögensverteilung: „Wer kein Eigentum hat oder Schulden, der wird vermutlich auch in zehn Jahren nichts haben. Wer aber 100.000 Euro Vermögen hat oder mehr, dessen Vermögen wächst.“
Zusammen mit Erbschaften ergebe dies bei der Vermögensverteilung eine dramatische Entwicklung, die sich mehr und mehr verschärfe. Hier sieht der Caritas-Präsident Handlungsbedarf mit Blick auf die Verantwortlichkeiten, Steuern und Maßnahmen, die von Armut Betroffenen helfen.
Vorschlag: Aufstockung der Grundsicherung
Das von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) vorgestellte Grundrentenkonzept hält Neher hingegen nicht für geeignet, das komplexe Problem der Altersarmut zu lösen. Wer wirklich die von Altersarmut Betroffenen unterstützen wolle, müsse Menschen in der Grundsicherung in den Blick nehmen, forderte er. Beispielsweise könne die Grundsicherung aufgestockt werden, schlug er vor. Das Problem der Bedürftigkeitsprüfung wäre damit auch gelöst, so Neher: Dann gäbe es die Bedürftigkeitsprüfung, aber in der Grundsicherung und nicht in der Rentenversicherung.
(pm/noz - ck)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.