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Studie: Kirchensteuer findet in Westeuropa breite Unterstützung

Das in Nordeuropa und im deutschsprachigen Raum verbreitete System der Kirchenfinanzierung durch Kirchenbeiträge stößt länderübergreifend auf breite Zustimmung. Die Mehrheit der Befragten sehe religiöse Institutionen als Unterstützer des Gemeinwohls, heißt es in einer neuen Studie des Washingtoner Pew Research Center.

Dafür befragten die Forscher im Jahr 2017 rund 25.000 Personen aus 15 europäischen Ländern, darunter auch Österreich. Der Fokus lag auf den sechs Staaten, in denen Kirchenbeiträge erhoben werden.

Demnach gaben in Dänemark 80 Prozent der Befragten an, Kirchenbeiträge zu zahlen, gefolgt von Österreich (76), der Schweiz (74), Deutschland (71), Finnland (71) und Schweden (68). Die Zahl derer, die angibt, aus der Kirche ausgetreten zu sein und somit nicht mehr zu zahlen, ist mit 20 Prozent in Finnland am höchsten, in der Schweiz mit 8 Prozent am niedrigsten, dazwischen liegen Österreich (10) und Deutschland (11). Hinzu kommen jene, die angeben, nie Kirchenbeiträge gezahlt zu haben - in Österreich 13 Prozent, in Deutschland 18 Prozent, in der Schweiz 16 und in Finnland 8 Prozent.

Den Angaben zufolge denken in der Schweiz rund 26 Prozent der Befragten darüber nach, die Zahlung einzustellen, in Österreich sind es 22 Prozent, in Deutschland 21 Prozent, in Dänemark 10 Prozent. Die Pew-Forscher machen keine Angaben zur Entwicklung der Zahlen - verweisen jedoch auf Prognosen, wonach die Zahl der Mitglieder sinkt.

Auch nicht religiöse Menschen bezahlen

Die Mehrheit derjenigen, die angeben, Kirchenbeiträge zu zahlen, bezeichnen sich selbst als Christen, die meisten in Österreich mit 95 Prozent, die wenigsten in Schweden mit 65 Prozent. Besonders in Schweden (32) und Dänemark (22) zahlen auch viele Menschen Kirchenbeiträge, obwohl sie sich selbst als „nicht religiös“ bezeichnen.

Der wöchentliche Gottesdienstbesuch ist auch für jene, die Kirchenbeiträge zahlen, nicht selbstverständlich. In Österreich und der Schweiz gaben 36 Prozent von ihnen an, einmal im Monat oder häufiger einen Gottesdienst zu besuchen, in Deutschland 30 Prozent, in Finnland 10 Prozent.

Grundsätzlich bewerten Kirchenbeitragszahler religiöse Institutionen positiver als jene, die nicht zahlen. Viele Zahlende sehen die Kirchen als Institutionen, die Menschen in Not unterstützen: in Finnland 89 Prozent gefolgt von Schweden (85), Dänemark (75), Deutschland (64), Österreich (63) und der Schweiz (55). Etliche bejahten zudem die Ansicht, dass Kirchen und andere religiöse Einrichtungen Moral und gute Sitten stärken: in Finnland sagen das 71 Prozent der Beitragszahler, es folgen Österreich (53), Schweiz und Dänemark (51), Schweden (50) und Deutschland (48).

Die These, der Kirchenbeitrag sei für viele ein Grund für die Abkehr von der Kirche, sehen die US-Forscher nicht bestätigt. Die erhobenen Daten zeigten keinen offensichtlichen Zusammenhang zwischen Säkularisierung und dem Bestehen eines Kirchenbeitrags, so das Pew-Institut. Die Zahl jener, die sich selbst als Christen bezeichnen, gehe besonders in Belgien, den Niederlanden und Norwegen zurück - in allen drei Ländern erheben die Kirchen keine steuerähnlichen Beitragsgelder.

Kluft zwischen vermeintlichen und tatsächlichen Kirchenbeitragszahlern

Auffallend ist der Studie zufolge die Kluft zwischen den vermeintlichen und den tatsächlichen Kirchenbeitragszahlern. Während in Österreich 76 Prozent der Befragten angaben, dass sie Kirchenbeitrag zahlen, sind es nach offiziellen Angaben laut Pew aber nur etwa halb so viele. Ein Grund dafür ist, dass die meisten Geringverdiener, viele Pensionisten sowie alle Schüler und Studenten ohne Einkommen von Kirchenbeiträgen befreit sind. In Deutschland gaben 71 Prozent der von Pew Befragten an, dass sie Kirchenbeiträge zahlen; nach offiziellen Angaben sind es weniger als 30 Prozent der Bevölkerung. In den nordischen Ländern und in der Schweiz ist diese Kluft kleiner.

Aus der zu Jahresbeginn 2019 veröffentlichten aktuellsten österreichweiten kirchlichen Gebarungsübersicht geht hervor, dass das Kirchenbeitragsaufkommen in Österreich im Jahr 2017 rund 461 Millionen Euro betrug - dies entsprach einem Anteil von 76 Prozent der kirchlichen Gesamteinnahmen in Österreich. Der Großteil der Ausgaben entfiel mit fast 377 Millionen Euro auf die Personalkosten für die Tausenden Beschäftigten für die verschiedenen Angebote und Dienstleistungen der Kirche. Diese Position korrespondiert mit dem Gros der Mittel, die für seelsorgliche und pfarrliche Aufgaben aufgewendet werden.

(kna - mg)

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01. Mai 2019, 12:40