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Kardinal Reinhard Marx und der Trierer Bischof Stephan Ackermann bei der Vorstellung der MHG-Studie zu Missbrauch durch Kleriker im vergangenen September Kardinal Reinhard Marx und der Trierer Bischof Stephan Ackermann bei der Vorstellung der MHG-Studie zu Missbrauch durch Kleriker im vergangenen September 

Deutsche Studie: Missbrauchsvorwürfe gegen Priester nicht rückläufig

Laut einer neuen Studie eines Forscherteams um den Mannheimer Psychiater Harald Dreßing ist die Zahl der Missbrauchsvorwürfe gegen katholische Priester seit 2009 nicht rückläufig. Auch bei der Zahl der entsprechenden Strafanzeigen gegen Geistliche lasse sich kein Rückgang erkennen, so die am Mittwoch veröffentlichte Untersuchung. Dies sei im Blick auf die seit 2010 ausgeweiteten Präventionsbemühungen der Kirche „bemerkenswert“.

Auf Nachfrage sagte Dreßing, eine mögliche Erklärung dafür sei, dass die Prävention bei einigen Priestern „auf Granit stoße“, solange „strukturelle Risikofaktoren“ wie klerikale Macht, Zölibat oder kirchliche Sexualmoral unverändert blieben. Die Untersuchung nutzt die Daten der im vergangenen Jahr veröffentlichten MHG-Missbrauchsstudie der Bischofskonferenz und vergleicht sie mit der allgemeinen Kriminalstatistik. Konkret geht es um Hinweise auf Missbrauch in den Personalakten von Priestern und Diakonen aus den Jahren 2009 bis 2015.

Dabei berücksichtigt die neue Studie ausschließlich aktuelle Vorwürfe und Strafanzeigen und keine Beschuldigungen zu Taten aus den Jahren vor 2009. Es geht zudem ausschließlich um Übergriffe gegen Kinder, die zum Tatzeitpunkt jünger als 14 Jahre waren. 

„Quote angezeigter Priester ist etwa genauso hoch wie die in der Polizeistatistik berechnete Quote der männlichen Gesamtbevölkerung“

Die Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass die Quote angezeigter Priester etwa genauso hoch sei wie die in der Polizeistatistik berechnete Quote der männlichen Gesamtbevölkerung. Die Vermutung, wonach Priester wegen ihrer besonders moralischen Haltung und Verantwortung seltener zu Missbrauchstätern würden, könne die Studie nicht bestätigen, so die Autoren.

„Das Entscheidende ist aber, dass die Quote nicht kleiner wird“

„Für alle betrachteten Jahre geht es um eine niedrig einstellige Zahl von beschuldigten Priestern“, so Dreßing: „Das Entscheidende ist aber, dass die Quote nicht kleiner wird.“ Die neue Untersuchung mache deutlich, dass „sexueller Missbrauch von Minderjährigen durch katholische Priester ein anhaltendes Problem ist, kein historisches“.

Die Studienautoren fordern daher, die Präventionsarbeit der Kirche besonders bei Priestern zu intensivieren. Dagegen belege die Auswertung, so der Psychiater weiter, dass ab 2010 bundesweit kein neuer Vorwurf des sexuellen Missbrauchs gegen einen Diakon in den Akten verzeichnet sei. Die Studie verweist als eine mögliche Erklärung auf die bei Diakonen „nicht bestehende Verpflichtung zum Zölibat“ und auf eine „deutlich geringere Ausstattung mit klerikaler Macht“ im Vergleich zu Priestern.

(kna - cs)

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04. Juli 2019, 12:35