COMECE: „Von der Leyen muss Gott sei Dank nicht alles alleine machen“
Michael Kuhn ist Hauptreferent der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union (COMECE) und Entsandter der österreichischen Bischofskonferenz. Er begrüße auch als Nicht-Deutscher die Wahl von Ursula von der Leyen. Es sei gut, dass eine Frau am Ruder stünde, „nach so vielen Jahrzehnten von Männern“. Und zweitens glaube er, dass von der Leyen „durchaus durchsetzungsfähig und selbstbewusst genug für das Amt ist“.
Bald könnte es auch zu einem Treffen der neuen EU-Kommissionspräsidentin mit dem Präsidenten der EU-Bischofskommission, dem Erzbischof von Luxemburg Jean-Claude Hollerich, kommen. In vielen Punkten stimme die COMECE mit den Anliegen von der Leyens überein:
„Ein Punkt sind zum Beispiel von der Leyens sehr ambitionierte Klimapläne. Der zweite Punkt ist, dass wir natürlich sehen müssen, wie wir im Rahmen der Verträge ein sozialeres Europa aufbauen können. Wir wissen ja, dass Sozialpolitik noch immer zu einem großen Teil Sache der Mitgliedsstaaten ist. Und ich denke, auch die Ideen dazu, wie wir einiges, was in den letzten Wochen schiefgelaufen ist, eventuell auch ohne Vertragsänderungen anpassen zu können, hin zu einem bürgernäheren Europa, sind sicherlich nicht schlecht.“
Einiges komme nun auf Frau von der Leyen zu. Über die Zukunft Europas wird heftig gestritten. Staaten wie Polen und Ungarn pochen auf ihre nationale Unabhängigkeit. Kuhn hofft, dass sie die Fahne Europas hochhalten kann:
„Ich glaube, es wird ihr gelingen und sie muss es ja, Gott sei Dank, nicht ganz alleine machen. Jean-Claude Juncker hat ja auch die ganze Frage der Rechtsstaatlichkeit nicht selbst durchgesetzt, sondern er konnte dabei auf Frans Timmermans vertrauen. Und Timmermans wird ja, wenn alles so bleibt, wie es ausgemacht ist, erster Vizepräsident der Kommission. Man könnte dann also sagen: Er ist in das Dossier schon eingeführt und kennt sich da genau aus. Ich glaube, es wird darauf ankommen, dass Frau von der Leyen einfach ein gutes Team um sich herum versammelt. Sie hat ja angekündigt, dass sie gleich viele Männer wie Frauen haben will. Auch das wäre ein wichtiges Zeichen.“
Auch die katholische Kirche müsse und könne die Arbeit der neuen EU-Kommissionspräsidentin unterstützen, so Kuhn:
„Wie gesagt gibt es einige Themen, die uns sehr wichtig sind. In diesen Bereichen werden wir einfach versuchen, selbst auch gute Vorschläge zu machen. Es kommt ja nicht nur darauf an, dass die Politik Vorschläge macht und dann versucht, sie auf einem politischen Weg umzusetzen. Es kommt auch auf die Zivilgesellschaft an. Und das ist genau das Gebiet, auf dem die Kirchen tätig werden können.“
(domradio – mg)
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