D: Erzbistum Köln will stärker auf Laien setzen
Damit tritt die Neuaufstellung des Erzbistums in eine entscheidende Phase: Die Zielskizze ist die Zusammenfassung von Überlegungen, Ideen und Vorschlägen von fünf Teams, die sich in den vergangenen Monaten intensiv mit der Situation im Erzbistum Köln befasst hatten. Dazu zählen Ideen für zukunftsweisende Gemeindeformen und deren adäquate Leitung mit Beteiligung von Gefirmten, der erforderlichen Qualifizierung von Hauptberuflichen und Ehrenamtlichen, den erhöhten Stellenwert und die Verlebendigung von Gottesdiensten und Sakramentenspendung, eine Verbesserung der Kommunikation auf allen Ebenen und zukunftsfähige Strukturen.
Für die Umsetzung ist das kommende Jahrzehnt bis 2030 geplant. „Kirche muss bei uns zukünftig viel stärker von der Gemeinde her gedacht und gelebt werden“, so Generalvikar Markus Hofmann. „Entscheidend ist dabei, dass Gemeinde sich überall da zeigt und lebt, wo Menschen sich regelmäßig als Gemeinschaft im Geist Jesu zusammenfinden.“
Aufwertung der sonntäglichen Feier der Eucharistie
Alle diese Orte des gelebten Glaubens verstehen sich zugleich als Orte der Glaubensverkündigung. Sammlungs- und Sendungsort zugleich ist dabei die sonntägliche Feier der Eucharistie. Sie soll zu einem anziehenden und identitätsstiftenden Erlebnisraum für die örtliche Gemeinschaft der Glaubenden und darüber hinaus werden, attraktiv gestaltet mit einer im Wortsinn ansprechenden Predigt und qualitätvoller Musik. Eine Vielfalt weiterer Gottesdienstformen – Vespern, Wortgottesdienste, Evensongs, Taizé-Gebet und mehr – sollen das liturgische Angebot vor allem werktags ergänzen; hier sind Experimente erforderlich und erwünscht.
Wie die Eucharistiefeiern sollen auch die Sakramente, etwa die Beichte, zeitlich und örtlich verlässlich stattfinden. Die verlässliche Vielfalt soll den unterschiedlichen Bedürfnissen verschiedener Zielgruppen entsprechen. Gesellschaftlich zeigt sich die jeweilige Gemeinde auch in ihrem mitmenschlichen Engagement, das sich besonders jenen zuwendet, die von anderen Sozialnetzwerken nicht erreicht werden.
Wenn auch bislang oft im gleichen Wortsinn gebraucht, ist bei diesem Ansatz der Gemeinde sachlich die Pfarrei zu unterscheiden: Diese stellt die pastorale Einheit unter Leitung eines Pfarrers dar und ist zugleich Körperschaft öffentlichen Rechts; unter ihrem „Dach“ kann sich dann die Vielfalt der Gemeinden entfalten. Die Pfarreien sollen dazu der Zielskizze zufolge von wirtschaftlichen Risiken und Verwaltungsaufgaben entlastet werden, indem etwa Trägerschaften und Gebäudeverwaltung ausgelagert werden. Zugleich soll eine freiere Verwendung des Budgets die Eigenverantwortung der Pfarreien stärken und in die Lage versetzen, in Seelsorge und Engagement lokal angepasste Schwerpunkte zu setzen. Insgesamt sind namentlich die strukturellen Überlegungen der Zielskizze darauf angelegt, den Gemeinden und Pfarreien deutlich größere Gestaltungsspielräume zu eröffnen. Die Vernetzung unter den Pfarreien und eine insgesamt schlankere Struktur erleichtern das Zusammenwirken. Das Kölner Generalvikariat, die Verwaltung des Erzbistums, unterstützt als Dienstleister die Pastoral in der Fläche.
Transparente und wertschätzende Kommunikation
Erforderlich ist auch eine entsprechende Kommunikation: inhaltlich transparent und wertschätzend, technisch auf der Höhe der Zeit, auf allen aktuellen Kommunikationskanälen – einschließlich der Glaubensverkündigung. Entscheidend ist die jeweilige Zielgruppenorientierung, aber auch die Übernahme heute üblicher Standards. So könnte ein digitales „pfarrbüro24“ viele Informations- und Verwaltungsvorgänge unabhängig von Bürozeiten machen; für die Beantwortung von Anfragen gibt es verbindliche Reaktionszeiten; ein einheitliches Erscheinungsbild vom Schaukasten bis zum Briefkopf fördert die (Wieder-) Erkennbarkeit – dies als Beispiele für ganz unterschiedlich große oder kleine Schritte zu guter Kommunikation.
Vielfältige Bildungsangebote sollen allen Beteiligten die Möglichkeit bieten, sich umfassend für die anstehenden Aufgaben zu qualifizieren. Dazu gehört immer auch die Katechese als Einführung und Vertiefung im Glauben. Ein lebendiger Austausch unter allen Beteiligten und auf allen Ebenen soll dazu beitragen, aus den Erfahrungen zu lernen – einschließlich gemachter Fehler. Zielskizze und Diskussionsergebnisse werden nun auf den drei kommenden Regionalforen in Köln (21. September), Euskirchen (28. September) und Düsseldorf (5. Oktober) mit allen Interessierten, die sich dazu angemeldet haben, weiter vertieft. Kardinal Woelki lässt in Pilotprojekten erste Erfahrungen mit einigen Vorschlägen sammeln. „Das Feedback, das auf den Regionalforen zu den einzelnen Punkten der Zielskizze gegeben werden wird, ist ein wichtiger Beitrag, damit wir am Ende der Aktuellen Etappe ein klareres Zielbild für das Erzbistum Köln im Jahr 2030 haben“, so Generalvikar Hofmann.
Woelki: „Ein vorläufiges Bild mit Umrissen in groben Strichen“
32 Mitglieder des Diözesanpastoralrats antworteten auf die Frage, ob die Zielskizze grundsätzlich ein Schritt in die richtige Richtung sei, mit „Ja“, weitere 18 mit „teilweise“ und niemand mit „nein“. „Die Zielskizze ist selbstverständlich nur ein vorläufiges Bild mit Umrissen in groben Strichen“, so Kardinal Reiner Maria Woelki. „Sie kann und will keine endgültigen Antworten geben, sondern nur eine erste Kontur dessen, was wir miteinander jetzt als Zielbild für die Kirche im Erzbistum Köln entwickeln wollen. Daran werden wir miteinander weiter arbeiten. Die intensive Diskussion im Diözesanpastoralrat hat mich darin bestärkt und dafür bin ich sehr dankbar.“
Die Zielskizze ist ein entscheidender Zwischenschritt auf dem Pastoralen Zukunftsweg, der seit seit Herbst 2018 läuft. Sie ist im Internet einsehbar.
(erzbistum köln – sk)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.