Suche

Bischof Ivo Muser von Bozen-Brixen Bischof Ivo Muser von Bozen-Brixen 

Italien: „Veränderung in der Kirche braucht Freude als Grundhaltung"

Der Bischof von Bozen-Brixen, Ivo Muser, hat dazu aufgerufen, in kirchlichen Veränderungsprozessen eine Grundhaltung der Freude zu bewahren. Freude sei ein „Gradmesser“, um zu verstehen, „ob wir in all den Veränderungen unserer Zeit auf dem richtigen Weg sind“, so der Bischof am Wochenende bei einer Pastoraltagung seiner Diözese in Brixen.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt/Brixen

Muser bat um Wohlwollen für die Pastoralteams, die in allen Pfarreien des Bistums eingeführt werden. Er sprach von einem umfassenden Wandel der Seelsorge im Bistum: „Den Dorfpfarrer wird es in dieser Form in Zukunft nicht mehr geben.“ Durch die Pastoralteams könne „eine neue Erfahrung von christlicher Gemeinde wachsen“, äußerte der Bischof.

„Es geht nicht um eine Veränderung um ihrer selbst willen oder um eine Reorganisation, die es uns irgendwie erlauben soll, das Altbewährte weiter zu pflegen", sagte Muser. „Wir sind zum Scheitern verurteilt, wenn wir die Abschiede, die anstehen, nicht vollziehen." Jede Pfarrei und jede Gemeinschaft müsse „sich heute die Frage stellen: Wovon können wir uns verabschieden, weil es nicht mehr Frucht trägt? Was ist hingegen getragen von der Freude aus dem Glauben?“

Hier zum Hören:

Im Interview mit Vatican News sprach Muser von „starken Säkularisierungserscheinungen“, in die hinein es das Evangelium zu verkünden gelte. Der neuen Zusammenarbeit zwischen immer weniger Priestern und immer mehr Laien in seinem Bistum sieht er positiv entgegen. 

Bischof Muser: „Uns allen ist die Kirche anvertraut, wir alle sind Kirche, und nur gemeinsam sind wir Kirche. Ich glaube es ist ganz wichtig, eine Dimension die dem II. Vatikanischen Konzil so wichtig war, neu zu entdecken oder vielleicht erst wieder zu entdecken: das gemeinsame Priestertum der Gläubigen und das Priestertum des Dienstes. Das eine darf nicht gegen das andere ausgespielt werden. Nur das Zusammenspiel lässt Kirche wachsen und lässt Kirche heute das sein, was wir versuchen zu sein.“

„Für mich ist es ganz wichtig, dass wir als Priester und Laien gut übereinander denken“

Vatican News: Was heißt das für das Selbstverständnis eines Priesters?

Bischof Muser: „Für mich ist es ganz wichtig, dass wir als Priester und Laien gut übereinander denken. Und dass wir nie einfach davon ausgehen, weil wir weniger Priesterberufungen haben, deswegen sind die Laien jetzt berufen, die Priester zu ersetzen. Das ist der falsche ekklesiologische Ansatz. Sondern ich sage oft, mehr Priester und mehr Laien – und dann eine Dimension, die entscheidend ist, gerade auch für uns Priester: Priester und Laien gemeinsam. Nur gemeinsam können wir Kirche sein. Niemand von uns wünscht sich eine Situation, wo die Laien sagen, wir lassen uns versorgen, wir ziehen uns zurück, das ist vor allem das Feld der Priester. Nein, wir brauchen beides! Und was schon jetzt entscheidend ist und noch stärker werden soll: die sakramentale Dimension von Kirche. Wir können Kirche nicht machen, wir können Kirche nicht planen, wir können Kirche nur sein, und zwar gemeinsam. Jeder und jede von uns mit der eigenen Berufung. Und Berufungen können sich nicht gegenseitig ersetzen, wohl aber ergänzen.“

Vatican News: Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hatte eine starke Beziehung zur Diözese Bozen-Brixen. Er war als Kardinal und später auch als Papst später mehrmals hier bei Ihnen zu Gast. Fehlt er Ihnen im Bistum?

Bischof Muser: „Hier im Bistum gibt es viele Menschen, die Kardinal Ratzinger bzw. Papst Benedikt persönlich kennengelernt haben. Viele haben ihn sicher kennengelernt als einen bescheidenen, zurückgezogen, fast scheuen Menschen. Und natürlich kennen ihn viele auch von seiner hohen theologischen Qualität her. Er hat einmal gesagt, beim seinem letzten Aufenthalt in Brixen 2008, mit Brixen verbindet ihn ein Schatz kostbarer Erinnerung. Das ist etwas Schönes: Erinnerung, das schöne deutsche Wort Erinnerung heißt ja nach innen gehen, dorthin gehen, wo das, was war, noch ist. In diesem Sinn gibt es durchaus eine dankbare Erinnerung an den emeritierten Papst Benedikt.“

(vatican news – gs)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

23. September 2019, 14:05