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Kardinal Reinhard Marx (Archivfoto) Kardinal Reinhard Marx (Archivfoto) 

Kardinal Marx: Nicht die Zimmer verteidigen, wenn das Haus brennt

Kardinal Reinhard Marx nimmt an der Amazonien-Synode teil: nicht als Vorsitzender der Katholischen Bischofskonferenz, sondern in seiner Rolle als Mitglied des Kardinalsrats. Am zweiten Synoden-Tag sprach er in einer Pressekonferenz in Rom an diesem Montag über erste Eindrücke. Dabei brach er eine Lanze für den Multilateralismus, sprach über die Beziehung zwischen Orts- und Universalkirche und lobte die „Fridays for Future“-Bewegung.

Tobias Gayer – Vatikanstadt

Kirche soll nicht um sich selbst kreisen

„Wichtig ist vor allem, das hat der Papst gestern betont, […] dass wir als Kirche nicht um uns selber kreisen. Immer sind wir in Versuchung – gerade in diesen Umbruchszeiten –; zu schauen wie es mit uns weitergeht. Aber das ist ja nicht der Auftrag der Kirche, sondern der Auftrag der Kirche ist es, zu schauen, wie es mit der Welt weitergeht, wie es mit den Menschen weitergeht. Und da bin ich sehr froh, dass diese Synode da sehr deutlich einen Akzent setzen kann.“

Stichwort „Inkulturation“

„Wenn wir von Inkulturation sprechen, dann heißt das, dass das Evangelium in verschiedenen Kulturen ein anderes Gesicht hat, aber nicht ein anderes Evangelium ist. Das ist, glaube ich, sehr wichtig. Das ist die Spannung, in der wir als Weltkirche leben, als eine Kirche, die eben überall präsent ist. Dass sie auch den Mut haben muss, vielschichtig und vielfarbig zu sein.“ Zudem sagte Marx, der Papst habe vor Neokolonialismus gewarnt.

Loyalität gegenüber dem Papst

„Ich als Kardinal kann dafür geradestehen, dass wir uns nicht vom Heiligen Vater trennen. Und das gehört zur Grundsubstanz des katholischen Glaubens. Der Papst ist nicht die Weltkirche. Der Papst ist das Fundament der Einheit der Weltkirche. Die Weltkirche ist nicht eine Pyramide. […] Es ist ein Ineinander von Orts- und Universalkirche. Diese Verschränkung kann man nicht trennen, das muss zusammengehören. Damit es zusammenbleibt, ist der Nachfolger Petri das Fundament.“

Klimaschutz mithilfe von Multilateralismus

 „Da darf man nicht müde werden.  Insofern kann ich auch begrüßen, dass Gruppen wie „Fridays for Future“ oder andere sagen: „Macht euch mal auf die Socken, das ist nicht vorüber. Ihr könnt das nicht aussitzen.“ Ich denke, gerade die Amazonas-Synode kann das nochmal deutlich machen. Und wir als Kirche wollen natürlich auch unterstreichen: Es gibt eigentlich keine gute Alternative zu einer universalen Sicht, zum Multilateralismus, der ja heute unter Beschuss kommt. […] Was soll denn die Alternative sein? „Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht?“ Das ist doch eine verrückte und völlig abwegige Vorstellung. Deswegen sollten wir jetzt das Denken für das eine Haus der Schöpfung stärken. Und nicht: Wir verteidigen die Zimmer und das Haus brennt.“

(vatican news)

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07. Oktober 2019, 16:39