Bischof Wilmer: „Kirche wird partizipativer und weiblicher sein"
Ein Schlüssel zur Reform der Kirche sei aus seiner Sicht die Beteiligung aller Gläubigen: „Wir brauchen das Zusammenspiel von männlicher und weiblicher Perspektive“. Als Beispiel verwies Wilmer auf sein Bistum Hildesheim, wo er die Leitung der Pfarrgemeinden umstellen werde. „Wir wollen in Teams unterwegs sein. Es ist nicht mehr nur der Pfarrer, der alles entscheidet.“
Damit es nie wieder zu sexualisierter Gewalt durch Kleriker komme, brauche die Kirche „Gewaltenteilung und eine Zusammenarbeit mit der Öffentlichkeit und dem Staat“, so Wilmer. Missbrauch in der Kirche sei noch nicht in seiner Komplexität begriffen, die Krise werde auch nicht in wenigen Jahren überwunden sein, zeigte sich der Bischof skeptisch. Aus seiner Sicht sei der Missbrauchsskandal „durchaus vergleichbar mit dem heftigen Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755. Das Thema der sexualisierten Gewalt erschüttert das Gebälk, es geht direkt ins Herz der Kirche.“
Der Bischof regte insbesondere ein Überdenken der hartnäckigen Vorstellung von der Kirche als „perfekter Gesellschaft“ an. Dem Konzil zufolge sei die Kirche der Leib Christi, „der liebenswert ist, aber auch anfällig“ sei. „Mein Eindruck ist, dass viele Menschen noch immer völlig verinnerlicht haben, die Kirche sei vollkommen und man darf nicht an ihrem Image kratzen“, so Wilmer. Dies habe dazu beigetragen, „dass bestimmte Dinge nicht sein durften und man sie unter den Tisch gekehrt hat: Bloß nicht darüber reden, um nicht das Image der Kirche zu beschädigen!“
Zur Frage kirchlicher Entschädigungszahlungen an Missbrauchsopfer sagte Wilmer, ihm sei in diesem Punkt eine gute Abstimmung mit anderen Instanzen wichtig, „allen voran mit den evangelischen“.
(augsburger allgemeine – gs)
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