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Die Glaubwürdigkeit eines Geistlichen hänge nicht von der ehelosen Lebensform ab, sondern von der Gesamtpersönlichkeit, betonte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck Die Glaubwürdigkeit eines Geistlichen hänge nicht von der ehelosen Lebensform ab, sondern von der Gesamtpersönlichkeit, betonte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck 

D: Bischof Overbeck für Alternativen zur Zölibatspflicht

Für Alternativen zur Zölibatspflicht hat sich der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck ausgesprochen. Priester sollten mit Dispens auch heiraten können, schlug er am Donnerstagabend im deutschen Sender WDR 5 bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Kirchenreformen vor.

Die Einführung des Zölibats sei historisch wichtig gewesen, um die Kirche vor Vetternwirtschaft zu bewahren und zu verhindern, dass Priesterkinder Kircheneigentum erbten, so der Bischof von Essen. „Wir leben heute in einer neuen Kultur, in der die Frage, wie ich lebe, eine Frage der Gesamtpersönlichkeit ist und nicht nur der Lebensform. Das macht den großen Unterschied. Wir kommen auf Zeiten zu, dass wir viel zu wenige Priester haben. Wir haben jetzt schon nur mehr ganz wenige“. Damit stelle sich die Frage: „Wie können wir den Ursprung zu Jesus Christus im Amt sichern?"

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Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, betonte im Rahmen der Diskussion, es sei wichtig, dass die Gemeinden Messen feiern können. „Wenn wir die nicht mehr feiern können, weil es nicht mehr genügend Priester gibt, dann müssen wir fragen, wie wir an Menschen kommen, die dieser Eucharistie vorstehen können. Können das nicht auch Menschen sein, die vielleicht einen anderen Beruf haben, aber in den Gemeinden leben und dafür geweiht werden?“ Der Zölibat habe auch seine guten Elemente, sei jedoch nicht das Zentrale – das sei die Eucharistie in den Gemeinden.

„Es ist nicht egal, wie die Kirche äußerlich verfasst ist“

Ursula Harter von der „Initiative Pontifex" sprach sich in der Runde dagegen aus, den Pflichtzölibat aufzuheben und unter einer langen Tradition einfach einen Schlussstrich zu setzen. „Das Grundlegende der Kirche ist, dass sie sakramental ist. Es ist nicht egal, wie sie äußerlich verfasst ist und ob da vorne ein Priester, ein Mann, steht“, sagte sie.

Machtmissbrauch und Strukturreform

Sternberg verwies auf das allgemeine Priestertum der Gläubigen, das auf Taufe und Firmung beruhe und sprach sich gegen Klerikalismus aus. „Wir haben ein Kirchenbild entwickelt, als gäbe es Hirten und darunter Schafe. In den alten Mosaiken in Rom sind auch die Apostel als Schafe dargestellt. Wenn wir uns klar machen, wir sind alle Schafe des einen Hirten, Jesus Christus, ergibt das ein ganz anderes Bild", betonte der Kirchenhistoriker.

Dass Machtmissbrauch und klerikale Strukturen Schuld an der Missbrauchskrise in der katholischen Kirche hätten, wies Ursula Harter zurück: „Es sind einzelne Priester, Bischöfe, Laien". Dem widersprach der Essener Bischof: „Es sind zwar Einzelne, die sündigen, aber das Ganze hat wesentlich mit den Strukturen der Kirche zu tun. Ich kann Ihnen viel zu viel sagen von den Bedingungen, die ermöglicht haben, dass Missbrauch nicht nur geschah, sondern auch lange genug vertuscht wurde. Es gab lange genug Strukturen innerhalb der Kirche, wo wir unbedingt sagen müssen: Wir müssen uns nicht nur als Einzelne bekehren, sondern als Gesamtheit". Er verteidigte den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland zu den Themen Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und die Rolle von Frauen in der Kirche.

Theologin: Gleichberechtigung „Zeichen der Zeit"

Kirche müsse sich daran messen lassen, ob sie das Heil zeitgemäß verkünde, betonte Maria Mesrian, Theologin und Mitinitiatorin der Protestinitiative Maria 2.0. „Sie tut es im Moment nicht. Es ist Aufgabe der Kirche, die Zeichen der Zeit zu erkennen: dazu gehören Gleichberechtigung, Gerechtigkeit in ihren Strukturen, Machtkontrolle. Wenn sie das tut, dann ist Kirche auf der Spur Jesu und wird weiter bestehen", so die Theologin. Sie plädierte für einen Dialog und konstruktive Kritik in der Kirche. „Wir müssen lernen, mit dem anderen reden zu können, ohne ihm sein Katholisch-Sein sofort absprechen zu müssen“.

Maria: Vorbild für alle, nicht nur für Frauen

Uneinigkeit gab es über der Frage, wie die Rolle von Maria zu verstehen sei. Während Ursula Harter von der Intiative Pontifex ihre Haltung des Dienens lobte, stellte die Theologin Maria Mesrian klar, dass Maria laut dem biblischen Zeugnis nicht einfach Ja und Amen sagte, sondern zögerte und nachhakte. Bischof Overbeck betonte, dass Maria Vorbild für die gesamte Kirche, nicht bloß für Frauen, sein sollte: „Wir sollten die Frage nach dem Marianischen nicht im Sinne des Geschlechtlichen regeln. Empfänglich muss auch jeder Mann sein, der Christ ist“, sagte der Bischof unter großem Applaus der Zuhörenden.

(vatican news - isc)

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20. Dezember 2019, 12:53