Österreich: Wenn die Kirche peinlich ist…
Dabei sollen alle für kirchliche Jugendarbeit Verantwortlichen darüber beratschlagen, wie sich junge Menschen auch innerhalb der Kirche mit Begeisterung und Einsatz einbringen können. Gerade sie zeichne eine hohe soziale Sensibilität und Einsatzbereitschaft aus, verwies Glettler in der „Kronen Zeitung“ am Freitag auf die Klimaaktivisten rund um Greta Thunberg als Beispiel, von dem „wir viel lernen können“. Die Kirche brauche die junge Generation, „da ist einiges verschlafen worden“, so der Bischof.
Glettler stellte die Diagnose in Abrede, dass die Jugend heute orientierungsloser ist als früher: „Jede Zeit hat ihre Herausforderung.“ Freilich sei es heute nicht einfach für junge Menschen, mit den vielen Möglichkeiten umzugehen. Wirklich schwierig werde es, wenn sich plötzlich Krisen ergäben wie eine „Familie, die zerbricht, die Schule, die nicht mehr zu schaffen ist, ein fehlender Lehrplatz, eine Mobbing-Erfahrung“.
Manchmal mangle es auch an Personen, an denen sich junge Menschen orientieren können, meinte Glettler. Der Glaube an Jesus sei schon allein deshalb nichts zum Schämen, weil er - so Glettlers Überzeugung - „doch die interessanteste Person der Menschheitsgeschichte“ sei.
Schwerpunkt Versöhnung – auch mit sich selbst
Weitere Vorhaben der Diözese Innsbruck für 2020 neben den Jugendforum seien weitere Gründungen von Weggemeinschaften zu den 30 mittlerweile in Tirol existierenden. Dabei werde gemeinsam das Evangelium gelesen, diskutiert und Nachbarschaftshilfe organisiert, erläuterte der Bischof.
Einen Schwerpunkt werde im kommenden Jahr auch das Thema Versöhnung bilden: „Sich mit anderen Menschen versöhnen, mit sich selbst, mit unerfüllten Lebenswünschen - das ist eine Herausforderung“, wie Glettler sagte. Die Kirche wolle eine „Kultur der Versöhnung“ anregen, mit der die Menschen konkret etwas anfangen können. Ende August sei nach vier Jahren Pause auch wieder eine Diözesanwallfahrt nach Rom geplant - mit einem besonderen Programm für junge Menschen.
Glaubensweitergabe vor Ämterfrage
Beim Thema Zölibat sprach sich Glettler erneut für „geduldige Schritte“ nach der Öffnung durch die Amazonien-Synode aus. Man dürfe sich durch die Weihe verheirateter Männer freilich nicht die Lösung aller Probleme erwarten: „Ich kenne viele Pfarren in Tirol, in denen ein Priester da ist und auf schöne Weise Messe gefeiert wird. Trotzdem sind wenige Leute in der Kirche. Mehr Priester allein werden die Kirchen nicht füllen.“ Nicht der Umgang mit dem Zölibat ist nach den Worten Glettlers die größte Herausforderung der Kirche, „sondern die Aufgabe, den Glauben in den Menschen zu wecken und das Evangelium in verständlicher Weise zu vermitteln“.
Das Nein zum Priesteramt für Frauen werde „immer deutlicher als Ungerechtigkeit gesehen“, so Glettler. „Das ist eine Wunde. Ja, ich sehe die Ungleichheit. Aber es darf auch in diesem Fall nicht allein darauf fokussiert werden.“ Es habe in der Kirche noch nie so viele Frauen in verantwortungsvollen Positionen gegeben.
(kap – sk)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.