Österreich: Ökumenischer Empfang im Gedenken an koptische Märtyrer
Eindrucksvoller Auftakt des Empfangs war die vom Vizerektor des „Collegium Orientale“ in Eichstätt, Michael Prohazka (früherer Abt von Geras und „Pro Oriente“-Vorstandsmitglied), in der Kirche des Priesterseminars zelebrierte Vesper im byzantinischen Ritus, bei der jener 20 koptischen Arbeitsmigranten und ihres ghanesischen Kollegen gedacht wurde, die der Mordlust islamistischer Terroristen im Februar 2015 zum Opfer fielen. Für die musikalische Gestaltung sorgte der Chor des „Collegium Orientale“. Mit Kardinal Schönborn, dem orthodoxen Metropoliten Arsenios (Kardamakis), dem evangelisch-lutherischen Bischof Michael Chalupka und dem Vorsitzenden des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Domdekan Rudolf Prokschi, an der Spitze nahmen zahlreiche Repräsentantinnen und Repräsentanten der christlichen Kirchen Wiens teil.
Bei der anschließenden Begegnung im Priesterseminar würdigte Kardinal Schönborn das Zeugnis der afrikanischen Märtyrer. Der Wiener Erzbischof berichtete von seinen Eindrücken bei einer Ägyptenreise mit einer „Pro Oriente“-Delegation im Herbst 2016, als er in Salamout – woher die meisten Märtyrer stammten – mit dem örtlichen koptischen Metropoliten Paphnutios und den Familienangehörigen der Ermordeten zusammentraf. Bei aller Trauer hätten die Christen in Salamout eine ungeheure Würde ausgestrahlt. Der Vater eines der jungen Märtyrer habe ihm gesagt: „Mein Sohn war ein Fels des Glaubens“.
Gemeinsame Zeugnis für das Evangelium
Im Hinblick auf die heutige Situation in der Ökumene unterstrich Kardinal Schönborn, dass es nicht mehr so sehr um „die Produktion von Konsenspapieren“ gehe, sondern um das gemeinsame Zeugnis für das Evangelium. Das gelte insbesondere, aber nicht nur, für die Gebiete, in denen Christen verfolgt werden, weil sie Christen sind- „die Verfolger stellen nicht die Frage, ob jemand katholisch, evangelisch oder orthodox ist“. Im gemeinsamen Zeugnis habe es in jüngster Zeit erfreuliche Ereignisse gegeben, sagte der Kardinal und nannte als Beispiele das 500-Jahr-Gedenken der Reformation 2017 oder im Vorjahr die 150-Jahr-Feier der Baptisten in Österreich. Dort sei spürbar geworden, dass das gemeinsame Zeugnis stärker ist als „alle Wunden der Geschichte“.
Besonders hob der Wiener Erzbischof hervor, dass in der Retzer Gegend eine Niederlassung der Bruderhof-Gemeinschaft aus der Tradition der Täufer („Hutterer“) zustandegekommen ist. „Ich erlebe es als Geschenk, dass diese Gemeinschaft bei uns wieder Fuß fassen kann“, sagte der Kardinal wörtlich und hob hervor, dass die Bruderhof-Niederlassung im einstigen Landwirtschaftshof des Retzer Dominikanerklosters errichtet wurde. In seinen einführenden Worten präsentierte Kardinal Schönborn auch die soeben erschienene Dokumentation über das im Herbst des Vorjahres auf Initiative von Generalvikar Yuriy Kolasa veranstaltete Symposion zum Gedenken an die interreligiöse Initiative von Kardinal Theodor Innitzer, der 1933 das Gewissen der Welt im Hinblick auf die von der Kommunistischen Partei im Zug der Kollektivierung der Landwirtschaft künstlich herbeigeführte Hungerkatastrophe in der Ukraine und anderen Teilen der Sowjetunion aufrüttelte. Die Initiative Innitzers gilt als einer der größten humanitären Akte des 20. Jahrhunderts, der die Rettung von Menschenleben, die Linderung des Leids und die Erhaltung der menschlichen Würde zum Ziel hatte.
Seine persönliche Haltung zur Ökumene fasste Kardinal Schönborn in einem humorvollen Rückblick auf seinen ersten Live-TV-Auftritt aus Rom zusammen, als ihm der legendäre TV-Moderator Robert Hochner nach der Ernennung zum Bischof vor 29 Jahren die Ökumene-Frage stellte. Damals hatte Schönborn geantwortet: „Die christlichen Kirchen sind wie Speichen eines Rades. Je näher sie der Nabe – das ist Christus – sind, desto näher kommen sie auch zueinander“.
(kap – mg)
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