Schweiz: Jesuit fordert mehr Aufmerksamkeit für Beschneidung
Mit dem Akt der Beschneidung trete Jesus in den Bund mit dem Volk Israel ein, so Rutishauser. Für das jüdisch-christliche Verhältnis sei das Erinnern an Jesu Beschneidung von zentraler Bedeutung.
Das Christentum ist laut Rutishauser „nicht etwas nur Spirituelles, sondern auch etwas zutiefst Leibliches“. Im Judentum stehe die Beschneidung für Gottes Bund. Für die Christen gehe es dabei auch um die Bedeutung von Weihnachten, „darum, dass Gott ganz konkret Mensch wird“. Denn gerade die Beschneidung zeige, dass Weihnachten mehr sei als ein nettes Familienfest. „Am achten Tag fließt Blut“, so Rutishauser. Das verweise zusätzlich auf das Ende von Jesu Leben.
Laut Rutishauser ist das Thema wieder in der kirchenpolitischen Debatte angelangt. Dass er selbst eine Änderung des Liturgiekalenders erleben werde, glaube er aber nicht. „Es wäre auch nicht sinnvoll, so eine Änderung von oben schnell durchzudrücken. Das muss als Prozess geschehen. Jetzt ist die Debatte wichtig, damit auf breiter Ebene ein neues Bewusstsein und eine Vertiefung des Glaubens geschieht“, sagt Rutishauser.
Er wünsche sich ein klares Bekenntnis zu den „jüdischen Wurzeln in der Liturgie“ und sehe darin auch das Potenzial, Antisemitismus entgegenzuwirken: „Beschneidung wird heutzutage oft als etwas Archaisches, Zurückgewandtes, Fremdes wahrgenommen. Antijudaismus bekämpfen heißt nicht das Jüdische des Christentums zu verdrängen, sondern es positiv anzunehmen.“
„Dann werden die müden Neujahrsgesichter schnell wach“
Als einen möglichen Termin nennt Rutishauser den 1. Januar. Das sei das Hochfest der Gottesmutter Maria, das entsprechende Evangelium thematisiere aber auch die Beschneidung. Das Datum hätte einen positiven Effekt: „Dann werden die müden Neujahrsgesichter schnell wach.“
Christian Rutishauser ist Provinzial der Schweizer Jesuiten. Er engagiert sich im christlich-jüdischen Dialog und gehört zu den Beratern des Papstes für die religiösen Beziehungen mit dem Judentum.
(kath.ch - sk)
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