Ö: Theologin sieht in Papst-Schreiben veraltetes Frauenbild
Franziskus vertrete in „Querida Amazonia“ eine im 19. Jahrhundert entstandene Theologie mit heute überholten Geschlechterrollen: Für Frauen gelte das empfangende, dienende, passive „marianische" Prinzip, für Männer das aktive, gebende „petrinische" Prinzip. Diese Zuschreibung legitimiert, „dass Frauen in der katholischen Kirche zwar die gleiche Würde, aber eben nicht die gleichen Rechte haben wie Männer", schreibt Werner. Dies höhle den Einsatz des Papstes für Menschenrechte in anderen Bereichen aus.
Die Frauenfrage sei „keine allein binnenkirchliche Frage". Das globale Armutsproblem hänge untrennbar mit der ungerechten Verteilung der Güter und der strukturellen Benachteiligung von Frauen zusammen. „Querida Amazonia" leiste vor allem jenen Kräften Vorschub, die der Gleichberechtigung der Geschlechter den Kampf ansagen.
Dass Franziskus in den ersten drei Kapiteln seines nachsynodalen Schreibens für ein „gutes Leben für alle, soziale und ökologische Gerechtigkeit, die Anerkennung der Kulturen und die Rettung der Natur" eintrete, stehe für „eine hoffnungsvolle Vision", die jedoch durch das vierte Kapitel „Eine kirchliche Vision" konterkariert werde, so Werner. Der Papst nehme darin nicht nur Ergebnisse der Amazoniensynode nicht auf, sondern er „zerstört zugleich die Hoffnungen vieler Menschen auf eine Veränderung und Bewegung innerhalb der katholischen Kirche".
Werner erinnerte daran, dass Papst Franziskus, der in seinem neuen Text für die „entschlossene Verteidigung der Menschenrechte" eintrete, zugleich Staatsoberhaupt eines der wenigen Länder ist, die die UN-Menschenrechtscharta bis heute nicht unterschrieben haben. Würde der Vatikan wirklich entschlossen für die Rechte aller Menschen eintreten, könnte Franziskus nicht so ungebrochen eine „Theologie der Frau" vertreten, kritisierte Werner.
(kap – mt)
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