Bischof Bätzing: „Ich bin kein Oberbischof“
Radio Vatikan: Bischof Bätzing, herzlichen Glückwunsch zur Wahl als neuer Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz! Gleich zu Beginn haben Sie ja gesagt, dass Sie nicht besonders kurienaffin sind, auch kein Italienisch sprechen, und da interessiert uns als Radio Vatikan natürlich besonders, wie so Ihre Vorstellungen sind, also wie wollen Sie hier in Rom auch diffizile Themen wie beispielsweise den Synodalen Weg anbringen?
Bischof Bätzing, designierter Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz: Natürlich muss es Kommunikation und Verbindung geben, das ist ganz wichtig. Wir sind in Deutschland Teil der Weltkirche, und da gehört für uns das Gespräch mit den römischen Dikasterien, den einzelnen Stellen, und natürlich auch dem Heiligen Vater intensiv dazu. Aber einerseits wird in Rom ja nicht nur Italienisch gesprochen, sondern auch andere Weltsprachen, und da kann ich mich gut einklinken, und andererseits wird es ja sicher nicht so sein, dass zum Beispiel die Ergebnisse etwa eines Synodalen Weges nur durch eine einzelne Person transportiert werden. Da stelle ich mir schon vor, dass wir auch mit einer Gruppe Besuche machen, um die Gespräche zu führen, damit auch die ganze Bandbreite deutlich wird. Das halte ich für viel angemessener in der Kommunikation.
Radio Vatikan: Sie haben ebenfalls gesagt – und das sind natürlich Neuerungen, die uns hellhörig machen – dass Sie sich vorstellen können, bei Sitzungen der Bischöfe beispielsweise Moderation und Vorsitz aufzuspalten. Ist das ein Abbild des künftigen Miteinanders der Bischöfe, das Sie sich erhoffen und fördern wollen?
Bischof Bätzing: Das ist ein ganz kleiner Akzent. Wir haben in dieser Vollversammlung die Arbeitsweise der Bischofskonferenz auf der Tagesordnung stehen. Wir sind ja als Bischöfe in unseren Diözesen, in der Arbeit mit unseren Gremien und mit unseren Synodalen Räten, auch ganz unterschiedliche Arbeitsformen gewohnt, und da glaube ich schon – und das ist ja auch die Überzeugung vieler Bischöfe meiner Generation - dass uns das auch hier hilft, noch intensiver ins Gespräch zu kommen und einander zuhören zu können.
Radio Vatikan: Ja, das ist also ein kleiner Akzent, aber wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist ja ein ganz großer Akzent, den Sie während Ihres Vorsitzes setzen möchten, die Frauenfrage. Sie haben gesagt, dass Frauen auf jeden Fall verstärkt in Führungspositionen gehoben werden müssen. Haben Sie denn da schon konkrete Pläne? Wie können wir uns das vorstellen?
Bischof Bätzing: Ich bin tatsächlich überzeugt, dass die Frage der Frau in der Kirche die entscheidende Zukunftsfrage ist. Wir spüren das ja hier in Deutschland, wie viele Frauen sich einfach ausklinken oder einfach nicht genug wertgeschätzt fühlen und dass wir in einem gesellschaftlichen Kontext leben, in dem Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit vollkommen üblich sind. Da haben wir noch viel zu tun, bevor überhaupt eine Frage wie Frau und sakramentales Amt ansteht.
Die Bischofskonferenz hat sich in ihrer Frühjahrsvollversammlung 2013 einen Förderplan gegeben, wie wir Frauen in Leitungspositionen stärken können, daraufhin ist schon viel geschehen, sowohl durch persönliche Förderung als auch durch strukturelle Maßnahmen. Ich erlebe das auch selbst im Bistum Limburg, dass wir mittlerweile etliche Frauen auf der Leitungsebene haben. Ich kann nur sagen: Für mich ist es ein großer Gewinn, wie sich die Kultur dadurch verändert, auch im Sachlichen. Ich glaube, hier haben wir noch viel Luft nach oben, die wir ohne Weiteres ausfüllen können.
Radio Vatikan: Es kam ja aus den Reihen der Bischofskollegen auch teilweise die Zustimmung, was zum Beispiel die Frage einer Diakoninnenweihe angeht. Wie stehen Sie denn dazu, wollen Sie solche Themen nach Rom bringen?
Bischof Bätzing: Da fühle ich mich sozusagen als Präsidium der Synodalen Versammlung wirklich auch im Dienst und gebunden an das, was da für Inhalte miteinander vergewissert werden und welche Entscheidungen getroffen werden. Die inhaltliche Arbeit beginnt ja gerade erst. Ich glaube, dass auch in dem Forum ,Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche' die Frage des sakramentalen Amtes berührt werden wird. Wie das konkret aussehen wird, weiß ich nicht, aber ich fühle mich gebunden, das, was wir da beschließen, auch wirklich in die Weltkirche hinein zu transportieren.
Radio Vatikan: Was für einen „Stempel“ wollen Sie denn dem Synodalen Weg jetzt aufdrücken und wie wollen Sie vermitteln?
Bischof Bätzing: Der Synodale Weg braucht meinen Stempel nicht. Ich bin jetzt im Präsidium, aber ich habe immer schon deutlich gemacht, dass ich in dieser großen Gemeinschaft, in der wir die Themenfelder behandeln, eine große Chance sehe, und zwar eine Chance der Evangelisierung. Wir gehen hier an Fragen heran, die genau mit dem zu tun haben, was Papst Franziskus im jüngsten Schreiben ,Querida Amazonia` zu den Fragen der Inkulturation geschrieben hat.
Also, wie kommen Kultur und Gnade, Kultur und Evangelium zusammen? Da schreibt der Papst, beide haben einander etwas zu sagen. Das Evangelium fordert die Kultur heraus und die Kultur auch das Evangelium und seine Umsetzung. Ich glaube, genau in dieser Perspektive müssen wir die Fragen besprechen, die wir hier auf der Tagesordnung des Synodalen Weges haben. Und das wird die Annahme des Glaubens an Jesus Christus und sein Evangelium befördern in unserer Kirche und in unserem Land.
Radio Vatikan: Jetzt ist es wohl noch ein bisschen früh, um wirklich von einer Agenda zu sprechen, aber gibt es denn neben den Themen, die wir bereits angesprochen haben, welche, von denen Sie sagen, ja, die möchte ich auf jeden Fall anpacken und vorwärts bringen?
Bischof Bätzing: Nun, ich bin gestern gewählt worden... Heute Morgen hat in einem Interview jemand ganz schön gesagt, der Vorsitzende der Bischofskonferenz sei eigentlich eine Art Klassensprecher. Ich fand das ein gutes Bild. Das heißt, ich habe den Eindruck, ich sollte nicht zu viel Agenda machen. Sondern hören, was die Mitbrüder aufgrund der pastoralen Situation und der Herausforderungen in unserem Land für notwendig halten. Das werden wir miteinander herausarbeiten.
Vielleicht kann ich nur die Ebene nennen. Ich halte die Ebene der Bischofskonferenz, um so ein paar Leuchtpunkte zu setzen, die man in Deutschland erkennen und sehen kann, für eine sehr gute Ebene. In dieser Weise sind wir ja auch gerade dabei, uns im Verband der Diözesen Deutschlands über die gemeinsamen Ziele zu vergewissern und Projekte zu planen. Aber da muss man ins konkrete Miteinander gehen. Ich bin kein Oberbischof in Deutschland, das haben wir katholisch ja nicht, außer ein Oberhaupt, und das ist der Papst.
Die Fragen stellte Christine Seuss.
(vatican news - cs)
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