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Messe per facebook: Die Norm in Zeiten der Corona-Krise Messe per facebook: Die Norm in Zeiten der Corona-Krise 

D: „Privatzelebration der Messe gibt es gar nicht“

Eine jede Heilige Messe ist eine Handlung, die der Priester in Gemeinschaft mit der ganzen Kirche ausführt. Eine wirkliche Privatzelebration gibt es nicht. Darauf verweist der Kirchenrechtler und Pfarrer Peter Fabritz in der Debatte um die streitbare Aussage dreier deutscher Liturgiewissenschaftler, die anmerkten, die Privatzelebration passe nicht zur heutigen Auffassung von Eucharistie.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

In ganz Deutschland sind öffentliche Heilige Messen aufgrund der Corona-Pandemie inzwischen ausgesetzt. Jeder katholische Priester ist aber dazu gehalten, täglich die Liturgie zu feiern, notfalls allein. Peter Fabritz hat sich mit dem Thema der Privatzelebration als Kirchenrechtler beschäftigt.

Peter Fabritz: Eine wirkliche Privatzelebration gibt es nicht. Denn, so sagt es auch das kirchliche Gesetzbuch und das II. Vatikanische Konzil, jede Feier der Heiligen Messe ist ein actus ecclesiae, also immer eine Handlung der ganzen Kirche. Es geht um das nicht fassbare, das unsichtbare Geheimnis der Eucharistie, das unabhängig davon ist, wie viele Gläubige anwesend sind. Wenn man also dieses Wort Privatmesse benutzt, ist das eigentlich ein missverständlicher Ausdruck. Es spielt lediglich darauf an, dass der Priester allein ist und keine Gläubigen anwesend sind. Aber es ist immer eine Handlung, die der Priester in Gemeinschaft mit der ganzen Kirche ausführt. Würde er das nur von sich selbst abverlangen, würde das Geheimnis der Eucharistie nicht zum Tragen kommen.

Radio Vatikan: Eines der Argumente der drei Liturgiewissenschaftler ist: Die private Feier der Heiligen Messe durch den Priester betont und vergrößert den Abstand zum Volk. Würden Sie dem zustimmen?

Peter Fabritz: So ganz ist das nicht von der Hand zu weisen. Es ist aber kein Grund, deshalb zum Beispiel während der Corona-Krise überhaupt keine heilige Messe zu feiern - denn das wäre ja die Folge. Das heißt, die Messe wird immer für die Menschen gefeiert, für die örtliche Pfarrei, für bestimmte Anliegen. So kann die Messe auch in dieser Zeit gefeiert werden, auch wenn es leider nicht möglich ist, dass Menschen dabei anwesend sind.

Hier das Interview zum Hören:

Radio Vatikan: Im Normalfall ist die vor Ort versammelte Gemeinde Trägerin der Liturgie. Was bedeutet das dann für die vielen Livestream-Gottesdienste? Wenn ich vor dem Bildschirm sitze und nicht in der Kirchenbank, ist es dann noch eine richtige Messe?

Peter Fabritz: Für mich selbst ist eine große Chance, wenn ich als Gläubiger über Livestream, Youtube, facebook oder andere Kommunikationsmittel die Messe so mitfeiern kann. Kranke und alte Menschen tun das ja schon seit Jahren über die Fernsehgottesdienste. Natürlich, der Kommunionempfang ist so nicht möglich. Es ist schon ein großer Unterschied, ob ich im Kirchenraum bin und an der Eucharistiefeier teilnehme, oder ob ich das über ein soziales Medium mitbekomme. Aber ich denke, wir sind in so außergewöhnlichen Zeiten, dass es für die persönliche Bindung an die Liturgie und an die Gemeinschaft der Kirche eine ganz große Hilfe darstellt, zurzeit über solche Mittel an der Messe teilnehmen zu können. Natürlich eher in geistiger Weise, als dass es körperlich geschieht. Aber ich denke, für solche außergewöhnlichen Zeiten, die wir durchmachen, ist es sehr wichtig, dass in vielen Pfarr- und Domkirchen Messen gefeiert und übertragen werden.

Radio Vatikan: Es hat sich ja der etwas unglückliche Ausdruck „Geistermesse“ entwickelt…

Peter Fabritz: … ja, parallel zu den Geisterspielen in den Sportstadien. Aber das ist es nicht. Sondern da wird in der Kirche, auch wenn nur der Priester anwesend ist, wirklich die ganze, voll gültige Messe gefeiert, mit der die Gläubigen über die sozialen Medien verbunden sind.

Die ganze, voll gültige Messe

Radio Vatikan: Welche Erfahrung machen denn Sie als Priester in dieser besonderen Fastenzeit mit dem privaten Feiern der Heiligen Messe?

Peter Fabritz: Für mich ist ganz klar, dass ich als Pfarrer, als Stadtdechant von Oberhausen, als Priester natürlich, täglich auch weiterhin die Messe feiern werde, so wie ich es vorher auch gemacht habe, mit meiner Gemeinde zusammen. Ich bin auch sehr dankbar dafür, dass unser Bischof und ich - ich glaube auch alle anderen deutschen Bischöfe - die Priester darauf hingewiesen haben, dass nun auch die Zeit da ist, ohne Gläubige, ohne Anwesenheit von Gläubigen die Messe zu feiern, wie das eben kirchenrechtlich möglich ist und immer schon so vorgesehen war. Für mich wäre ein wochenlanger Verzicht auf die Zelebration der Heiligen Messe undenkbar. Deshalb bin ich mir sehr bewusst, wie wichtig mein Tun ist, dass ich es immer in Gemeinschaft der Kirche tue. Gerade habe ich eine schöne Mail von einem Mitbruder bekommen, der die Gläubigen aus seiner Pfarrei aufgefordert hat, ihm ihre Intentionen zu sagen, und in dieser Intention feiert er dann die Heilige Messe für sie, sodass er eben mit den Gläubigen verbunden ist über das Geheimnis der Eucharistie.

Propst Peter Fabritz ist Stadtdechant und Pfarrer in Oberhausen-Sterkrade, der zweitgrößten Pfarrei im Bistum Essen mit 30.000 Katholiken. Darüber hinaus wirkt er als Vizeoffizial für die Diözesen Münster und Essen.

(vatican news)

 

 

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19. März 2020, 12:38