D: Sehnsucht nach der Eucharistie
In Deutschland gehört zu den Lockerungen, dass – unter Auflagen – auch Heilige Messen wieder möglich sind. In Österreich soll das ab Mitte Mai und in der Schweiz sogar erst ab 8. Juni erlaubt sein. Auf der Kölner Domplatte konnte Esther von Krosigk für unseren Partnersender K-TV den Generalvikar der Erzdiözese Köln, Markus Hofmann, interviewen. Auch er wird erst in dieser Woche seine erste öffentliche Heilige Messe zelebrieren: „Da freue ich mich natürlich drauf. Ich weiß noch nicht genau, wie es werden wird unter den neuen Bedingungen, kein Gesang, Abstand, aber auf jeden Fall ist die Freude und die Dankbarkeit groß.“
Bitte um Heilige Messen auf allen Kanälen
Wir fragten den Geistlichen auch, ob viele Gläubigen gebeten hätten, doch endlich heilige Messen wieder zuzulassen: „Ich habe sehr viele Zuschriften bekommen, Mails, Anrufe, Briefe auf allen Kanälen haben Menschen jeglichen Alters und Standes, Frauen, Männer, pastorale Dienste, Laien sich gemeldet und gebeten: Sorgt dafür, dass es doch irgendwie wieder Möglichkeiten gibt.“
Der Generalvikar nennt aber im selben Atemzug die anderen Stimmen, die Skeptiker, die zu Vorsicht mahnen. Auch diese Position nimmt er ernst: „Stimmen, die sagen ‚passt auf, überzieht es jetzt nicht. Seid vorsichtig‘.“ Das werde die Kirche tun, versichert Hofmann. Man werde auch nicht gleich in allen Kirchen Heilige Messen feiern, sondern erst einmal nur in den größeren - wie eben im Kölner Dom. Dabei halte man sich strikt an die Vorgaben der Fachleute, unterstreicht Hofmann.
Auf die Frage, wer besonders darauf gedrängt habe Hofmann: „ Es war natürlich dem Kardinal, und mir und auch den Mitbrüdern von uns aus ein Anliegen, dass wir wieder Gottesdienste öffentlich feiern können und gleichzeitig haben wir gesehen, dass die Sehnsucht bei den Menschen groß ist und das hat sich beides ergänzt.“
Vorsicht für Risikogruppen
Vieles sei jedoch auch hinter den Kulissen gelaufen, meint der Generalvikar, denn man müsse nicht immer gleich die Öffentlichkeit suchen und öffentlichkeitswirksam Forderungen stellen. Mit Blick auf die sogenannten Risikogruppen meint Hofmann: „Wer akut erkrankt ist oder wer Symptome zeigt, der soll auf jeden Fall zuhause bleiben. Das ist eine Frage der Nächstenliebe und auch der Verantwortung für sich selbst. Der soll kein unnötiges Risiko eingehen, die Sonntagspflicht ist ja auch weiter ausgesetzt." Älteren Menschen gibt der Geistliche den Rat, dass man je nach Lebenssituation eben besonders zurückhaltend sein müsse und gegebenenfalls den Arzt fragen solle.
Um den erwarteten Zustrom der Gläubigen zu regeln, wird es für die Sonntagsgottesdienste und die gut besuchten Wochentagsmessen um 18.30 Uhr ein besonderes Ticketsystem geben. Der Fußballbundesligist 1. FC Köln hilft der Erzdiözese Köln bei der Einführung des Systems für Gottesdienste mit beschränkter Teilnehmerzahl. Der Generalvikar zeigte sich gegenüber dem Fußballclub sehr dankbar für die schnelle und unkomplizierte Unterstützung in dieser außergewöhnlichen Zeit. Es sei ein schönes Zeichen der Verbundenheit.
Desinfektionsmittel am Eingang
Esther von Krosigk hatte nicht nur den Generalvikar interviewt, sondern im „Selbstversuch“ gleich morgens die erste Heilige Messe im Dom besucht. Ihre Eindrücke schildert sie folgendermaßen: „Wer in die Messe möchte, muss sich vorne bei den Domschweizern eintragen in eine Liste. Innen steht Desinfektionsmittel, wer rein will, muss sich erst einmal die Hände reinigen und auf dem Boden auf den Bänken sind Markierungen, die genau sagen, wo man sitzen und stehen darf.“
Domschweizer geleiteten die Menschen auch in die Bänke, erzählt von Krosigk. Die Heilige Kommunion werde unter einer Plexiglasscheibe hindurch ausgegeben. Strenge Regelungen gibt es auch für die Wege innerhalb des Domes: Man kann nur durch das Hauptportal hineingehen und nimmt den anderen Ausgang hinüber zum Roncalli-Platz, um immer sicheren Abstand halten zu können.
Der katholische Fernsehsender K-TV befragte auch einige Gläubige auf der Domplatte, wobei so manchem Messbesucher die Sprachlosigkeit über die ungewohnte Situation anzumerken war: „Ich nenn das jetzt mal spirituell anstrengend...“, meinte eine Dame mit blauem Mundschutz, die versucht hatte, online Messen mitzufeiern und den Rosenkranz zu beten. Eine Spanierin erzählt, dass sie die Heilige Messe online verfolgt hat: „Nach einem Monat kann man die Bedeutung der Heiligen Messe viel besser verstehen."
Besonders Ostern fehlte die Heilige Messe
Ein rüstiger Oberbayer, den Esther von Krosigk auf der Domplatte antrifft, meint zum fehlenden Messbesuch: „Das war sehr schlecht, vor allen Dingen an Ostern, das habe ich ja noch nie erlebt in meinen 75 Jahren, dass keine Messe war - und vor allem - es geht ja um die Kommunion, die Kommunion ist ja der Höhepunkt, die Wandlung, das hat mir natürlich sehr gefehlt." Er war zuletzt zum Weltjugendtag wegen Benedikt XVI. in Köln und erinnert sich noch gut daran, dass die nun menschenleere Domplatte damals voller junger Leute war.
Trotz der restriktiven Maßnahmen wächst langsam die Hoffnung auf ein wenig mehr Normalität - auch die nahegelegene Bäckerei hat nun endlich wieder Kundschaft, freut sich die dortige Angestellte - und ganz nebenbei erfahren wir, dass der Kardinal hier in Jugendjahren Backwaren verkauft hat.
(radio vatikan/k-tv - ck)
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