Pater Karl Wallner lobt „Mini-Enzyklika“ – Unser Interview
Stefan von Kempis - Vatikanstadt
Der Argentinier Franziskus komme „aus einem klassischen Missionsland“ und wisse darum, wovon er rede, so Wallner in dem Gespräch vom Samstag. „Der Papst hat uns gleichsam eine Mini-Enzyklika geschenkt.“ Inhaltlich schreibe Franziskus zwar „nichts Neues“, sondern erinnere vor allem an seine Programmschrift Evangelii Gaudium von 2013.
„Aber Evangelii Gaudium ist eben faktisch nicht rezipiert worden.“ Und das liegt nach dem Eindruck von Pater Wallner an einer „Blockade in der Rezeption“: „Die westliche Kirche ist fixiert auf einige Strukturthemen, davon kommt sie nicht weg. Das ist wirklich eine psychologische Blockade.“
„Eine psychologische Blockade“
Franziskus mache dagegen unermüdlich, auch unlängst in „Querida Amazonia“, auf die „Grundaufgaben des missionarischen Wirkens“ aufmerksam: „Du brauchst ein Hinausgehen mit dem Kerygma, du brauchst die Sorge um Priesterberufungen, du brauchst die Option für die Ärmsten der Armen. Alle diese Dinge finden wir in der neuen Botschaft wieder.“ Leider interessiere das in der Kirche viele Menschen nicht, weil sie sich stattdessen eine Art „Revolution“ erhofften.
„Wir haben Weltkirche gemacht“
Die Päpstlichen Missionswerke, die seit fast hundert Jahren bestehen, sieht Pater Wallner ganz auf der Linie von Franziskus. „Wir haben faktisch Weltkirche gemacht! Wenn es diese Sorge durch Gebet und Spende nicht gegeben hätte, für die jungen Kirchen, für die Missionarinnen und Missionare zu sorgen, dann wären wir heute nicht 1,3 Milliarden! Es ist nicht gegen die Demut, das zu betonen.“
Corona: Kein Spendeneinbruch
Mit Blick auf die Corona-Pandemie äußerte Wallner, er sei zunächst besorgt gewesen, dass es angesichts des Lockdowns zu einem Spendeneinbruch kommen würde. „Das ist Gottseidank nicht der Fall gewesen, sondern es hat sich im Gegenteil etwas Neues entwickelt.“ Auf die tägliche Live-Übertragung eines Gottesdienstes aus der missio-Kapelle habe es „einen unglaublichen Response“ gegeben, der Hoffnung auf eine „neue Reichweite“ mache.
Was die Projekte betreffe, finde jetzt eine Konzentration auf die Corona-Nothilfe statt. Mit einem eigenen Nothilfe-Fonds wolle missio Österreich, zusammen mit mehreren Partnern aus anderen Ländern, „möglichst schnell helfen“. „In den Ländern des Südens trifft das Virus auf eine noch einmal ganz andere Dramatik. Wir haben eine Verdoppelung der Hungersituation; wir haben viele Menschen im Lockdown, die nicht arbeiten können und wo es zu sehr dramatischen Situationen kommt.“
(radio vatikan)
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