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Kaplan Thomas Widmer von der Schweizer Garde im Radio zu Gast Kaplan Thomas Widmer von der Schweizer Garde im Radio zu Gast 

Unser Sonntag: Brüder und Schwestern von Gott her

In der Betrachtung von Kaplan Widmer zum 6. Sonntag der Osterzeit geht es um die Liebe und um eine neue Art von Gemeinschaft, die mit dem Tod Jesu, seiner Auferstehung und mit der Geistsendung beginnt. Sie wird gefestigt durch die österlichen Sakramente.

Kaplan Thomas Widmer

Joh 14,15-21

Eine Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern von Gott her: Es handelt sich um das letzte Mal, dass Jesus mit den Seinen zusammen ist. Kurz danach beginnt sein Pascha, das Leiden und Sterben. Die Jünger zerstreuen sich und finden erst mit der Auferstehung Jesu wieder Ruhe und Hoffnung. Jesus spricht zu seinen Aposteln. Wie immer bei einem Abschied, haben die letzten Worte eine zentrale Bedeutung. Sie sind wichtig, wollen zusammenfassen, was zählt.

„Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten“

So sagt Jesus seinen Aposteln, was wichtig ist: sie sollen einander lieben, sie sollen die Nächstenliebe beachten. Sie sollen aber auch Christus und den Vater lieben. Diese Liebe zeigt sich im Annehmen dessen, was er Jesus, ihnen geoffenbart hat: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten“ (Joh 14, 15).

Unser Sonntag - zum Nachhören:

Ein Abschied ist aber immer auch mit Entbehrung verbunden, mit Leiden, mit Ungewissheit. So möchte Jesus die Apostel aufmuntern. Die letzten Worte Jesu sind Worte des Trostes. Sie sprechen von Gemeinschaft. Sie sprechen davon, dass die Trennung nicht endgültig sein wird. Sie sprechen davon, dass Jesus da sein wird, allerdings nicht auf jene Art, wie die Jünger es bis dahin gewohnt waren, sondern auf eine neue Art. Jesus verheisst den Beistand, den Geist der Wahrheit, der ihnen an Pfingsten in reicher Fülle gegeben werden wird. Von ihm sagt Jesus, dass er bei ihnen bleiben und in ihnen sein wird.

Es geht um eine neue Art von Gemeinschaft

Das tröstliche Dasein Jesu drückt er ebenso aus mit den Worten: „Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, sondern ich komme wieder zu euch“ (Joh14,18). Oder er sagt: „An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch“(Joh 14, 20). Und etwas später noch, das heutige Evangelium greift es nicht mehr auf, sagt Jesus, als wollte er das gesagte nochmals zusammenfassen: „Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen“(Joh 14, 23). Diese Worte des Herrn im heutigen Evangelium zeigen, dass es zum einen um die Liebe und andererseits um eine neue Art von Gemeinschaft geht, die nun, mit seinem Tod und seiner Auferstehung und mit seiner Geistsendung eintritt.

Es geht also nicht um eine Gemeinschaft mit ihm, erst nach dem Tod. Nein, diese Gemeinschaft mit ihm ist jetzt schon, wie es beim heiligen Paulus zum Ausdruck kommt. Augustinus sagt dazu: „Wenn wir in diesem Leben leben werden, in dem der Tod verschlungen ist, dann wird sich erfüllen, was jetzt schon durch ihn begonnen hat: dass er in uns ist und wir in ihm."

„Bei der Taufe geschieht es, dass das Herz des Menschen strahlender als kostbarer Edelstein und Gold wird“

Wie geschieht diese neue Gemeinschaft jetzt schon? Damit diese Gemeinschaft mit Gott im Jetzt entsteht und gefestigt wird und bleibt, setzte der Herr die österlichen Sakramente ein, allen voran das Sakrament der Taufe. Durch sie wird der Mensch in die Gemeinschaft mit Gott aufgenommen. Bei der Taufe geschieht es, dass das Herz des Menschen strahlender als kostbarer Edelstein und Gold wird, denn es wird mit Gott ganz erfüllt und geheiligt. Damals, bei deiner Taufe, wurdest du aufgenommen in die Gemeinschaft all derer, in welchen Gott wohnt, die mit dem hl. Geist erfüllt wurden. Durch den Ritus der Taufe, deren Termin in der frühen Kirche stets die Osternacht war, wurdest du in diese Gemeinschaft mit Gott und untereinander aufgenommen und du gehörst zur Kirche Gottes, wirst zu einem Bruder oder zu einer Schwester vieler Geschwister, die auf der ganzen Welt zu Gott gehören.

Sind wir stolz, zum Volk Gottes zu gehören?

Ich durfte einmal an einer Feier beiwohnen, wo 57 junge Erwachsene getauft wurden. Das berührte mich zutiefst. Denn dieses Ereignis zeigt, ja macht sichtbar und fassbar, dass die Kirche wächst und dass für diese überzeugten, jungen Menschen Gott Richtschnur, Mass und Stärke ihres Lebens ist. Durch die Taufe sind sie Christen geworden. Wir haben da 57 neue Brüder und Schwestern erhalten und in der Zwischenzeit viele weitere. Das sollte uns eigentlich mit grosser Freude erfüllen.

Diese Tauffeier löste in mir einige Fragen aus. Ich fragte mich: Habe ich dieses Bewusstsein und diesen Stolz zur Gemeinschaft Gottes zu gehören? Bin ich trotz aller Schwäche und allem Schmutz, den es in der Kirche auch gibt, stolz, dass ich zum allumfassenden Volk Gottes gehöre, das Gott gehört und das Christus begründet hat? Verstehe ich mich als Bruder von zahlreichen Brüdern und Schwestern dieses gemeinsamen Vaters, der Gott ist? Im Interview von Papst Franziskus zum Gebet des 'Vater Unser' sagt der Papst, dass, wenn wir alle einen gemeinsamen Vater haben, wir alle Brüder und Schwestern sind. Und ich habe gemerkt, wenn ich meinen Nächsten als einen Bruder oder eine Schwester anschaue, dass dies meine Beziehung zu ihr oder zu ihm verändert. Sie wird achtsamer, liebevoller, verständnisvoller.

„Die in der Taufe verwirklichte Eingliederung in Christus erneuert und festigt sich kontinuierlich durch die Teilnahme am eucharistischen Opfer - Johannes Paul II.“


Über diese Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern in Christus, heißt es in der Enzyklika Ecclesia de Eucaristia vom hl. Papst Johannes Paul II:
„Die in der Taufe verwirklichte Eingliederung in Christus erneuert und festigt sich kontinuierlich durch die Teilnahme am eucharistischen Opfer, vor allem durch die volle Teilnahme daran, die durch die sakramentale Kommunion erlangt wird. Wir können sagen, dass nicht nur jeder einzelne von uns Christus empfängt, sondern auch, dass Christus jeden einzelnen von uns empfängt. Er schließt seine Freundschaft mit uns: "Ihr seid meine Freunde" (Joh 15,14)“(EdE22).
Durch die Teilnahme an der hl. Eucharistie und wenn wir Christus im Sakrament empfangen, werden wir mehr und mehr Freunde Christi, aber nicht nur:
Es geschieht Einheit: Das gemeinsame Essen und Trinken hilft die Freundschaften zu pflegen und zu vertiefen. Die Einheit und Brüderlichkeit untereinander wird vertieft. Das bemerken wir, wenn wir an einem Abend bei einem gemeinsamen Essen mit lieben Freunden zusammensitzen. In der Eucharistie ist dies aber noch viel tiefer, denn wir essen nicht irgendetwas, sondern wir empfangen Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch.

In der Eucharistie schließt Christus uns in seinen Leib ein

Er schließt uns in seinen Leib ein und wir werden eins mit ihm und untereinander. Der hl. Johannes Chrisostomus sagt dazu: "Was ist denn das Brot wirklich? Es ist der Leib Christi. Was werden die, welche ihn empfangen? Sie werden Leib Christi; aber nicht viele Leiber, sondern ein einziger Leib. In der Tat ist das Brot ganz eins, obgleich es aus vielen Körnern besteht, die sich in ihm befinden, auch wenn man sie nicht sieht und ihre Verschiedenheit zugunsten ihrer gegenseitigen vollkommenen Verschmelzung verschwindet. Ebenso sind auch wir auf die gleiche Weise untereinander geeint und alle miteinander mit Christus" ( EdE23). So wird die Einheit unter uns gestärkt. Durch die Eucharistie wird die Kirche erbaut. Und daher ist die Eucharistie gerade am Tag des Herrn so zentral.
Ebenso werden wir durch die Eucharistie immer stärker in ihm verankert, wir werden immer mehr Christus, nehmen immer mehr seine Art an. Er wirkt und handelt in uns. Wir sollten dadurch immer mehr „Christen“, andere Christusse werden. Durch die Eucharistie wachsen wir in der Hingabe, im Dasein für die anderen, wie er es getan hat. Er gestaltet uns um. Er gibt uns in der hl. Eucharistie die Kraft, auf die Menschen, ob Arm oder Reich, ob Landsmann oder Ausländer, zuzugehen, wie er auf sie zugegangen ist, sich für sie einzusetzen, für sie unsere Hände schmutzig zu machen, sie zu lieben, wie der Herr es den Aposteln bei seinem Abschied aufträgt.

Neues Bewusstsein für die Kommunion?

Vielleicht war in den vergangenen Tagen und Wochen wenig von dieser kirchlichen Gemeinschaft für Sie spürbar, da Sie aufgrund des Coronavirus nicht zum Gottesdienst gehen konnten. Vielleicht ist aber gerade durch die Entbehrung, da Sie nicht an der hl. Messe teilnehmen konnten, wieder Neues ins Bewusstsein gerückt, zum Beispiel die Tatsache, dass man den Herrn auf geistliche Weise in der ‚geistigen Kommunion‘ empfangen kann, oder das Bewusstsein, wie wichtig uns doch die Gemeinschaft der Brüder und Schwestern im Glauben ist, die wir im Moment nicht sehen, oder die Überzeugung, dass uns die hl. Eucharistie wichtig ist. Vielleicht haben wir dadurch noch mehr nach den eucharistischen Maßstäben der Danksagung und der Hingabe gelebt. Vielleicht drückte sich diese Danksagung und Hingabe im Konkreten des Alltags aus, vielleicht dadurch, dass wir vermehrt zum Telefonhörer gegriffen und bei Menschen nachgefragt haben, wie es ihnen geht.
Ich möchte mit zwei Liedstrophen des Alten Taufliedes, Fest soll mein Taufbund, diese Gedanken beenden. Da heißt es:


Fest soll mein Taufbund immer stehn, ich will die Kirche hören!

Sie soll mich allzeit gläubig sehn und folgsam ihren Lehren!

Dank sei dem Herrn, der mich aus Gnad

in seine Kirch berufen hat, nie will ich von ihr weichen!

Du littest, starbst und setzest ein

ein Denkmal dieser Liebe,

dass du ganz mein, und ich ganz dein

in Ewigkeit verbliebe. Mein Jesu, liebvoll dank ich dir,

vermehre deine Lieb in mir,

lass mich dich ewig lieben. Amen.


(radio vatikan - claudia kaminski)

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16. Mai 2020, 11:00