Österreich: Lackner würdigt seinen Vorgänger
Aus ärmlichen Familienverhältnissen stammenden, der er einst „mit Ach und Krach“ seine Elektrikerlehre beendet habe, hätte er nie damit gerechnet, dass er einmal Erzbischof und nun auch Vorsitzender der Bischofskonferenz sein würde. Seinem Vorgänger Kardinal Christoph Schönborn dankte Erzbischof Franz Lackner für dessen 22-jährige Amtsausübung; der Kardinal sei auch in schwierigen Zeiten, als es Schuld zu benennen und Verzeihung zu erbitten galt, ein Vorbild gewesen, von dem er - Lackner - viel gelernt habe.
Doppelte Anwaltschaft
In den Journalistenanfragen nach seiner Darlegung der Erklärungen der Bischofskonferenz sagte Lackner, er verstehe seine neue Vorsitzfunktion wie auch sein Bischofsamt generell als doppelte Anwaltschaft: Er wolle in der Weltkirche Anliegen der Kirche in Österreich zur Sprache bringen, zugleich hierzulande vertreten, was aus Rom kommt. Im kommenden Jahr steht ein Ad-limina-Besuch der österreichischen Bischöfe im Vatikan an, dabei möchte der Erzbischof, wie er ankündigte, seine Beobachtung der wachsenden Gottferne vieler Zeitgenossen ansprechen. Nicht umsonst heiße es zeitdiagnostisch: „Wir haben vergessen, dass wir Gott vergessen haben.“ Dagegen Lackner: „Wenn wir von Gott als dem Ursprung und der Quelle des Lebens getrennt sind, fehlt etwas.“ Zugleich sei anzuerkennen, dass viele Menschen heute auch ohne Gott gut zu leben meinen und auch viel Gutes außerhalb der Kirche geschehe.
In Rom wolle er aber auch Fragen der Verfasstheit der Kirche thematisieren, „wo sich Menschen nicht verstanden fühlen“, so Lackner. Das Thema Frau in der Kirche möchte der Erzbischof „nicht nur rhetorisch ernst nehmen“. Maria habe mit ihrem Leben verdeutlicht, dass der Name Immanuel für den Gottessohn und dessen Bedeutung „Gott ist mit uns“ in der Alltäglichkeit erlebbar wird. Dies gehöre in der Kirche gestärkt, und dafür „brauchen wir die feministische Theologie“, so Lackner.
Corona-Maßnahmen waren adäquat
In einer Zwischenbilanz zur Coronakrise sagte der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz, diese habe auch im Episkopat große Verunsicherung ausgelöst. Für ihn persönlich sei es „erschütternd“ gewesen, Gottesdienste im leeren Dom zu feiern, wo sonst Tausende Platz fänden, erzählte der Salzburger Erzbischof. Er dankte den Medien, die durch Liveübertragungen ein Mitfeiern Abwesender ermöglichten und damit viel Zuspruch erzielten. Ein Gottesdienst im Vollsinn erfordere freilich physische Präsenz, verwies Lackner auf die Leibfreundlichkeit des Christentums.
(kap - mg)
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