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Unser Sonntag im Juli -  Sr. Elisabeth Kampe CJ Unser Sonntag im Juli - Sr. Elisabeth Kampe CJ 

Unser Sonntag: Vom leichten Joch Jesu

Sr. Elisabeth Kampe von der Congregatio Jesu verweist uns auf die Begeisterung Jesu in seiner Beziehung zum Vater und seine tiefe Freude darüber, dass er bei den Kleinen und Unmündigen offene Ohren findet. Auch wir sind die Empfangenden und an uns richtet sich die Botschaft Jesu, dass er uns eine Hilfe gibt, die es leichter macht alle Lasten des Lebens zu tragen.

Sr. Elisabeth Kampe CJ

Mt 11 25,26

Vom leichten Joch Jesu und von der Ruhe, die er gibt.
Im Evangelium des Sonntags sind wir hineingenommen in die liebende Beziehung zwischen Jesus und seinem Vater und wir werden Zeugen eines innigen Austausches zwischen beiden.
Nur an dieser Stelle im Evangelium finden wir die feierliche Anrede: Vater, Herr, des Himmels und der Erde. Bisher sprach Jesus immer vom Vater, als seinem Vater und unserem Vater.

Unser Sonntag - zum Nachhören:

Hier sagt er nun ausdrücklich, dass der Vater auch der allmächtige Gott ist, der Schöpfer und Herr der Welt. Neben ihm gibt es keinen anderen Gott. Auch Lukas berichtet von diesem Austausch zwischen Jesus und seinem Vater. Dort hat die Anrede noch einen anderen Klang. Bei Lukas heißt es: „In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, …“

„Hier spüren wir die Begeisterung Jesu in seiner Beziehung zum Vater.“

Hier spüren wir die Begeisterung Jesu in seiner Beziehung zum Vater. Er ruft voll Freude aus: “Ich preise dich, Vater, … , weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast.“ (Lk 10,21). Jesus ist von tiefer Freude erfüllt, dass er bei den Kleinen, den Unmündigen offene Ohren findet. Und er teilt seine Freude dem Vater mit, wissend, dass es auch die Freude des Vaters ist. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Die Frohe Botschaft vom Reich Gottes gilt allen. Die Erfahrung Jesu ist, dass die Kleinen und Unmündigen dafür offen sind und dass er bei den Klugen und Weisen eher verschlossenen Türen findet.

Das einfache Volk ist da, wenn Er predigt

Die Kleinen und Unmündigen zur Zeit Jesu, das ist das einfache, arme Volk. Sie sind da, wenn er predigt. Sie laufen ihm nach, wenn er vom Reich Gottes erzählt. Sie wollen ihn hören, weil sie spüren, dass da einer mit Vollmacht spricht. Seine Botschaft bewegt ihr Herz. Sie öffnet den Blick für ein neues Leben.
Die Klugen und Weisen zur Zeit Jesu, das waren die Pharisäer und die Schriftgelehrten, fromme Juden, die sich in der Thora auskannten, die Bescheid wussten, zu denen die Menschen aufblickten. Sie waren die Wissenden. Sie waren die Hüter des Gesetzes. Sie hatten die Macht. Die Botschaft Jesu war ihnen ein Dorn im Auge. Ihre Herzen verhärteten sich mehr und mehr.
Was heißt das für uns heute? Jede und jeder einzelne ist gefragt. Gehöre ich zu den Kleinen, zu denen mit offenem Herzen, die immer neu auf der Suche sind nach dem Himmel auf Erden, die nie fertig sind, die spüren, dass es mehr geben muss als diese Welt zu bieten hat. Oder entdecke ich auch in mir Spuren von Besserwisserei, Überheblichkeit und verschlossenen Türen?
Für uns alle gilt: ob wir uns als die Mündigen oder die Unmündigen betrachten, es ist nicht leicht, Gott zu erkennen. Im Grunde ist es unmöglich.

Wir sind die Empfangenden

… niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.  So heißt es im Evangelium. 
Letztlich ist es immer die freie Gabe Gottes, wem er sich offenbaren will. Wir sind die Empfangenden.
Es gibt noch einen zweiten Teil des heutigen Evangeliums. Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.
Hier begegnen wir Jesus als dem Seelsorger, der das Heil der Menschen will. Alle sollen zu ihm kommen. Er schließt niemanden aus. Alle, die sich plagen und Lasten zu tragen haben, sollen kommen. Er lebt es uns auch vor. Keiner ist ihm zu klein und zu unbedeutend. Er sieht jeden, geht auf jeden zu und hat ein gutes Wort für jeden. Daher weiß Jesus genau, von wem er spricht. Er kennt die Mühsal der Menschen. Er sagt aber auch, dass sie sein Joch auf sich nehmen sollen. Das klingt zunächst wie ein Widerspruch.
Worin soll die Erleichterung bestehen, die darin liegt, dass wir das Joch Jesu auf uns nehmen sollen? Mit einem Joch verbinden wir in der Regel etwas sehr Belastendes. Es ist etwas, was uns schwer auf den Schultern liegt und uns niederdrückt, nicht erleichtert.

„Das Joch ist also nicht eine Bürde, sondern ein Werkzeug, um die schweren Lasten besser bewältigen zu können.“

Erst, wenn wir uns näher damit befassen, was ein Joch ist, dann begreifen wir, was Jesus meint. Ein Joch ist wie ein Balken, der Tieren auf die Schulter gelegt wird. Das schafft ihnen Erleichterung, wenn sie z. B. einen schweren Erntewagen ziehen müssen. Wir kennen Bilder von Frauen, die einen dicken Stab im Nacken haben mit je einem Eimer Wasser an beiden Seiten. Das Joch ist also nicht eine Bürde, sondern ein Werkzeug, um die schweren Lasten besser bewältigen zu können.
Jesus sagt denen, die ihm folgen nicht: ich nehme euch eure Last ab und ich befreie euch von aller Mühsal. Er sagt: ich gebe euch eine Hilfe, mit der ihr die Lasten leichter tragen könnt. Er will sozusagen unsere Schultern stärken.

Kommt alle zu mir...

Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.
Wem spricht das nicht aus der Seele. Aus meiner Sicht gelten diese Worte aus dem heutigen Evangelium für jeden von uns ganz persönlich. Vieles sitzt uns im Nacken. Wir spüren die Last des Alltags: Es können Anforderungen in der Familie und im Beruf sein, Einschnitte durch Krankheit, Verlust lieber Menschen, tiefe Enttäuschungen, Zerbrechen von Beziehungen, Zusehen müssen wie Kinder so ganz andere Wege gehen, Aushalten von Überforderung und der ungelösten Frage: wozu das alles?
Das Corona-virus hat uns noch einmal mit einer ganz neuen Situation des Lebens konfrontiert. Ein kleines Virus, das man nicht einmal mit bloßem Auge sehen kann, hat binnen kurzer Zeit die Welt auf den Kopf gestellt. Inzwischen hat sich bei uns vieles wieder normalisiert, was das alltägliche Leben betrifft aber die wirtschaftlichen und finanziellen Spätfolgen der Pandemie werden uns noch lange beschäftigen. Wir beginnen gerade erst zu ahnen, welch tiefgreifende Veränderungen uns bevorstehen.
Hinzu kommt die existentielle Unsicherheit und Angst im Leben mit dem Virus. Jeder Mensch, der mir begegnet, kann ein potentieller Träger des Virus sein und mich anstecken.
Inmitten all dieser schwierigen Herausforderungen des Alltags hören wir:

Jesus lädt dazu ein, ihm die Last unseres Lebens anzuvertrauen

Kommt alle zu mir … Ich werde euch Ruhe verschaffen.
Wenn ich dieses Wort Jesu näher anschaue und mich hineinversetze, dann spüre ich: das ist eine Einladung Jesu an mich, an mich ganz persönlich. Er sagt: „Komm zu mir, bring mir deine Last. Vertrau sie mir an. Erzähl mir, was dich bedrückt. Sag mir, wie Du Dich bei all dem fühlst, was der Alltag dir abverlangt, was dich rasend macht. Sag mir, was dich in letzter Zeit tief verletzt hat. Lass mich teilhaben an den Situationen, in denen du keine Ausweg siehst, wo alles schwierig und verfahren ist, was dich nicht schlafen lässt?
Jesus lädt mich ein, ihm wie einem guten Freund die Last meines Lebens anzuvertrauen. Damit verschwindet sie nicht, aber es ist eine innere Tür geöffnet in die Weite Gottes. Die Probleme kreisen dann nicht nur im eigenen Inneren von einer Ecke in die andere. Da sind die offenen Hände Jesu, denen ich mich anvertrauen kann.
Die Realität bleibt wie sie ist, aber in mir hat sich etwas verändert. Ich finde zu mir selbst zurück, gewinne Vertrauen und sehe die Realität mit anderen Augen. Ich bin nicht mehr allein; da ist einer, der mitträgt, der um meine Situation weiß, der zu mir steht.

„Es ist der „Ich bin da“. Für mich. Für uns.“

 

Es ist der „Ich bin da“. Für mich. Für uns. Es setzt natürlich Vertrauen voraus; Vertrauen in den guten Gott, den mächtigen Vater und Herrn des Himmels und der Erde, der sich auch meiner Not annimmt und mein Heil will.
Wer den Schritt wagt, sich Jesus anzuvertrauen, der spürt Erleichterung. Die Seele wird ruhiger. Manchmal ist es, als würde ein Stein von der Schulter rollen. Ich fühle mich nicht mehr alleine mit dem Problem. Das Vertrauen wächst, dass Situationen sich verändern können, dass sich ein Ausweg zeigt, den ich im Moment noch nicht sehen kann. So ist es möglich, dass ich nach und nach Ruhe finde für meine Seele.
In den letzten Tagen ist mir zufällig ein Text von Martin Luther King in die Hände gefallen. Damit möchte ich enden.

Komme, was mag, Gott ist mächtig.
Wenn unsere Tage verdunkelt sind
und unsere Nächte finsterer als tausend Mitternächte,
so wollen wir stets daran denken,
dass es in der Welt eine große, segnende Kraft gibt,
die Gott heißt.
Er will das dunkle Gestern in ein helles Morgen verwandeln –
zuletzt in den leuchtenden Morgen der Ewigkeit.

(radio vatikan - claudia kaminski)
 

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04. Juli 2020, 10:06