Pater Bernhard Bürgler © SJ-Bild (Jesuiten) Pater Bernhard Bürgler © SJ-Bild (Jesuiten) 

Neuer Jesuitenprovinzial: „Wir sind gegen Nationalismus“

Die Jesuiten in Europa haben ab dem 27. April eine neue Provinz. Dazu wurde ein neuer Provinzial ernannt. Es handelt sich um den bisherigen Provinzial der Jesuiten in Österreich, Pater Bernhard Bürgler, der die neue zentraleuropäische Provinz seines Ordens leiten wird. In dieser werden die bisherigen Provinzen Österreich, Deutschland, Litauen-Lettland und die Schweiz zusammengelegt. Im Gespräch mit dem Kölner Domradio hat Pater Bürgler die Bedeutung dieser Zusammenlegung hervorgehoben.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Nationalismus ist nichts für die Jesuiten. Es sei von Anfang so gewesen, dass das Charisma des Jesuiten-Ordens gegen Nationalität gerichtet gewesen sei, so Bürgler im Gespräch mit dem Domradio. Die Gefährten des Gründers Ignatius von Loyola seien aus verschiedenen Nationen gekommen. Auch er selbst habe weltweit gedacht.

Zum Nachhören

„Ignatius dachte nie in Nationen, Ignatius dachte weltweit. Sowohl, was die Gegenden betraf, wohin er die Leute gesandt hat oder senden wollte, als auch, woher die Leute kamen. Wir treten strenggenommen auch nicht in eine Provinz ein, sondern in die Gesellschaft Jesu. Bei allem Respekt der Nationalität, der Kultur, der Gegebenheiten vor Ort, was ja auch Ignatius und uns wichtig ist, bei allem Respekt davor, glaube ich, könnte es gerade in heutiger Zeit ein Signal sein, wenn wir über nationale Grenzen hinausgehen und vorzeigen, vorleben, dass eine weitere Sicht Vorteile hat und dem christlichen auch mehr entspricht.“

Aus vier mach eins

In der neuen zentraleuropäischen Provinz werden die bisherigen Provinzen Österreich, Deutschland, Litauen-Lettland und die Schweiz zusammengelegt. Pater Bürgler:

„Ich habe großen Respekt vor der Herausforderung. Ich denke, es ist eine große Aufgabe, gerade die cura personalis, wie wir das nennen, also die Sorge um die Mitbrüder. Bei dieser Anzahl und bei dieser Größe ist das schon eine eine große Herausforderung, vor der ich stehe.“

Als zentraleuropäische Provinz des größten katholischen Männerordens habe er auch weltkirchlich Gewicht, gerade, da wir mit Papst Franziskus erstmals einen Jesuiten als Papst haben. Dazu sagt der neue Provinzial, dass er da auch im Vatikan die Stimme der Jesuiten Zentraleuropas erheben wolle und gleichzeitig wolle er auch nach innen schauen, um die Gemeinschaften zusammen zu bringen.

„Ich denke, dass beides wichtig sein wird, und ich sehe beides als meine Aufgabe. Natürlich zunächst nach innen in den Orten, aber auch nach außen zu schauen. Wir sind nicht nur da für wir uns selbst, sondern für die Menschen, und tun das im Dienst der Kirche. Deswegen, glaube ich, ist es auch gut, eine Stimme in der Kirche und eine Stimme zur Leitung der Kirche zu sein.“

Respekt vor den Kräften

Der Orden respektiere die Kräfte, die ihr zur Verfügung stünden und zwar sowohl finanziell wie personell.

„Aber ich wünsche mir, dass wir in verschiedensten Bereichen präsent, relevant und auch wirksam sind. Wir haben drei große Bereiche gebündelt: Spiritualität, Bildung und Soziales. Wenn es uns gelingt, uns in diesen Bereichen vielleicht mehr noch zu profilieren, dann glaube ich, dass wir einen Beitrag für die Menschen geben können, aber auch einen Beitrag in der Kirche und für die Kirche.“

Hintergrund der Zusammenlegung sei aber auch die abnehmende Zahl von Mitbrüdern in verschiedensten Gegenden der Welt, in verschiedensten Provinzen. Aber darüber hinaus gehe auch darum, eine Struktur zu schaffen, die ihrer Sendung diene, so P. Bürgler. „Was im Moment in manchen Gegenden, in manchen Provinzen nicht mehr der Fall ist“, fügt er an.

(domradio)

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03. August 2020, 12:10