Österreich: Weihbischof kritisiert „inhumanen" Strafvollzug
„Durch die von Politik und Medien verstärkten Rufe nach härteren Strafen werden eine menschenwürdige Behandlung von Straftätern sowie ihre Resozialisierung viel schwieriger gemacht", sagte Weihbischof Scharl im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Kathpress.
Plädoyer für die elektronische Fußfessel
Kirche kann den Menschen noch näher sein
Die Religionsgemeinschaften, allen voran die katholische Kirche, erlebten mit ihrer Gefängnisseelsorge die von dem derzeitigen System verursachten menschlichen Tragödien hautnah mit und sähen zugleich viele ihrer Aufbauarbeit etwa durch Abschiebungen von Häftlingen nach teils jahrzehntelangem Aufenthalt in Österreich zunichte gemacht, berichtete Scharl. Ein Umdenkprozess sei dennoch auch innerhalb der Kirche noch nötig: „Wir sind hinsichtlich der gesellschaftlichen Randgruppen auch in der Kirche noch viel zu selbstzentriert und müssen praxistauglicher werden, um glaubwürdig für sie einzutreten. Mitarbeit und das gute Beispiel sind hier wichtiger als große Reden."
Hintergrund
Anlass für den Appell des Wiener Weihbischofs war ein Webinar, das die „Coalition of Faith Based Organizations" - ein 2019 bei der UNO in Wien gegründeter Zusammenschluss von Religionsvertretern, Akademikern und Praktikern im Bereich Strafjustiz und Kriminalprävention - Mitte August veranstaltet hatte. Der Wiener Seelsorger Scharl hatte bei der Veranstaltung den einleitenden Impuls gehalten. Ursprünglich hätte er im Frühjahr in Kyoto sprechen sollen; aufgrund der Corona-Krise war die Veranstaltung ins Internet verlegt worden.
(kap – sst)
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