Deutsche Bischöfe zu Brand in Moria: „Katastrophe mit Ansage“
Die Nachricht von dem Feuer dürfe keinen Verantwortungsträger in Politik und Kirche gleichgültig lassen, betont Heße, der hinter dem Unglück ein Versagen der Politik verortet: Die mit dem Flüchtlingslager Moria verfolgte „Politik der Abschreckung“ gehe „auf Kosten der Menschlichkeit“, so Heße. Er erinnert daran, dass die Situation der Schutzsuchenden auf den ägäischen Inseln und „vor allem im überfüllten Lager Moria“ schon seit Langem unerträglich gewesen sei.
Aus diesem Grund hätten Kirche und Zivilgesellschaft immer wieder darauf gedrängt, für eine menschenwürdige Aufnahme der Schutzsuchenden zu sorgen: „Mit Nachdruck wurde gefordert, dass vor allem Kinder, Familien und besonders vulnerable Flüchtlinge aus dem Lager Moria rasch auf das europäische Festland gebracht und in Deutschland oder anderen EU-Staaten aufgenommen werden“, heißt es in der Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz .
„Allen Appellen, Initiativen und Warnungen zum Trotz“ sei bislang jedoch „erschreckend wenig“ passiert, so Heße auch mit Blick auf die Einreisegenehmigungen, die Deutschland für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge ausgesprochen hatte. Doch diese stellten insgesamt nur einen „Tropfen auf dem heißen Stein“ dar. Das „grundlegende Problem des Hotspots Moria“ sei indessen nicht angegangen worden. Stattdessen gebe es Bestrebungen, in Zukunft „nahezu alle Asylverfahren“ an den Außengrenzen durchzuführen, klagt Heße. Deutschland und Europa stünden jedoch mehr denn je in der Pflicht, „die desaströsen Verhältnisse auf Lesbos zu beenden und Schutzsuchenden eine menschenwürdige Aufnahme zu ermöglichen“.
Dazu brauche es den Willen, eine gerechte Verantwortungsteilung zwischen den EU-Staaten bei der Aufnahme von Schutzsuchenden einzurichten und politische Blockaden zu unterlassen, so Heße. Er sieht gegebenenfalls eine „Koalition der Willigen“ in der Pflicht, mit gutem Beispiel voranzugehen. „Europa kann es sich nicht länger erlauben, die Augen zu verschließen,“ schließt Heße sein Statement.
Auch der deutsche Außenminister Heiko Maas hatte sich über den Kurznachtrichtenkanal Twitter zu dem Brand geäußert: „Was in #Moria passiert, ist eine humanitäre Katastrophe. Mit der EU-Kommission und anderen hilfsbereiten EU-Mitgliedstaaten müssen wir schnellstens klären, wie wir Griechenland unterstützen können. Dazu gehört auch die Verteilung von Geflüchteten unter Aufnahmewilligen in der EU“, so Maas in dem Tweet von diesem Mittwoch.
Hintergrund
Das hoffnungslos überfüllte Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ist in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch durch mehrere Brände fast vollständig zerstört worden. Schon seit Langem weisen Kirchenvertreter und Hilfswerke auf die prekäre Lage der Bewohner des Lagers hin. Bislang ist die Brandursache ungeklärt, auch wie es mit den Bewohnern weitergehen soll, von denen einige positiv auf das Coronavirus getestet worden waren, steht noch nicht fest. Hilfswerke, darunter Caritas International, haben Soforthilfen für die Menschen angekündigt.
Konkrete Hilfe durch Papst Franziskus
Auch Papst Franziskus hatte im April 2016, auf dem Höhepunkt der Fluchtwelle aus Syrien über die Türkei und Griechenland, das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos besucht. Von dort nahm er drei muslimische Familien aus Syrien in seinem Flugzeug mit nach Rom; einige weitere, auch christliche, folgten zwei Monate später, eine dritte Gruppe kam im Dezember 2019 über den durch den Vatikan eingerichteten humanitären Korridor nach Rom.
Im Mai 2019 schickte Franziskus Kardinal Konrad Krajewski abermals nach Lesbos, „um die Solidarität des Heiligen Stuhles mit dem griechischen Volk und den Flüchtlingen zu erneuern“. Bei dieser Reise begleitete den Vatikan-Kardinal unter anderem der Luxemburger Erzbischof Jean-Claude Hollerich, der seinerseits Ende des Jahres 2019 zwei Flüchtlingsfamilien aus Lesbos in Luxemburg aufgenommen hatte.
(vatican news - cs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.