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Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem am Stadtrand von Jerusalem Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem am Stadtrand von Jerusalem 

Grazer Theologin posthum geehrt

Mit dem Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“ ist posthum die 1991 verstorbene Grazer evangelische Theologin Margarete Hoffer geehrt worden. Hoffer bewies in der NS-Diktatur Zivilcourage und riskierte ihr Leben, um jüdische Mitbürger zu retten.

Die Auszeichnung wurde der evangelischen Theologin bereits 2012 von der israelischen Holocaustgedenkstätte Yad Vashem zugesprochen, die Zeremonie der Israelischen Botschaft in der Grazer Synagoge fand am Dienstag statt. Hoffer gehört damit zu den weltweit rund 27.000 Personen, die bisher vom Staat Israel mit dem Ehrentitel ausgezeichnet wurden; darunter auch 110 Österreicher, wie der Evangelische Pressedienst für Österreich (epdÖ) am Mittwoch berichtete.

Die Auszeichnung wurde rund drei Wochen nach einem tätlichen antisemitischen Angriff auf den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Graz, Elie Rosen überreicht. Die von der Shoah-Gedenk- und Forschungsstätte Yad Vashem anerkannte Auszeichnung wurde durch Mordechai Rodgold, den Botschafter des Staates Israel an Nichten und Neffen von Margarete Hoffer verliehen. Die Festansprache hielt der österreichische Schriftsteller Doron Rabinovici.

Ein Beispiel dafür, dass bloßes Reden nicht reicht

Hoffer sei „in einer Zeit, in denen der Antisemitismus wieder Einzug gehalten hat“, ein Beispiel, dass „bloßes Reden alleine nicht genügt, sondern wir alle an unseren Taten zu messen sind“, sagte Rosen im Rahmen des Festaktes. „Mit der Verleihung dieser Ehrung wurde ins Bewusstsein gerufen, wie wichtig Engagement, Mut und Unerschrockenheit auch heute sind, wie wichtig das Eintreten gegen Antisemitismus und Rassismus“, betonte die evangelische Oberkirchenrätin Gerhild Herrgesell.

Margarete Hoffer, 1906 geboren, wuchs in Graz auf, studierte als eine der ersten Frauen evangelische Theologie in Wien, Kiel, Leipzig und Tübingen. Bald engagierte sie sich in der schwedischen Mission in Wien und verhalf jüdischen Menschen zur Ausreise. Nach dem „Anschluss“ Österreichs verließ Hoffer Wien und wurde als Vikarin auf Kriegsdauer - es gab noch keine Frauenordination - in die Johannesgemeinde nach Schwenningen entsandt, wo sie mit dem Schicksal jüdischer Flüchtlinge konfrontiert wurde, die von dort aus die Schweiz erreichen wollten.

Kurierdienste und Gänge an die Grenze

Die evangelische Theologin engagierte sich u.a. bei Kurierdiensten und begleitete verfolgte Juden an die scharf bewachte Grenze. Immer wieder wurde sie selbst verhaftet, musste Bußgelder zahlen, wurde überwacht und abgehört. Hoffer war auch Teil einer „Pfarrhauskette“, in der Menschen versteckt wurden. In ihren Memoiren bezeichnete sie dabei nicht das Verstecken der Flüchtenden als belastend, sondern „das Mitspüren ihrer ununterbrochenen Anspannung und Angst - und die Scham, teilzuhaben an dieser entsetzlichen Schuld, die da geschah, an diesem schweigenden Zuschauen des Volkes bei der millionenfachen Kreuzigung des Juden Jesus“.

Nach dem Krieg arbeitete Hoffer im Flüchtlingslager in Linz-Haid als Seelsorgerin. 1952 konnte sie in Graz wieder unterrichten und war an der Heilandskirche tätig.

Die evangelische Theologin wurde bereits im Jahr 2012 gemeinsam mit zwei weiteren protestantischen Geistlichen, die in Schwenningen Juden vor dem Holocaust retteten, als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet. Ihre Taten wurden in Memoiren und Zeugnissen beschrieben, die die Überlebenden kurz nach dem Krieg verfasst hatten.

(kap – sk)
 

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16. September 2020, 14:13