Österreich: Glettler kritisiert „lähmende" Abschottungspolitik in EU-Ländern
Der früher als „Ausländersonntag" bezeichnete Tag im Kirchenjahr sei heute ein „Sonntag einer grenzenlosen Geschwisterlichkeit" geworden, die vor nationalen oder kontinentalen Grenzen nicht Halt mache. Weltkirchlich wurde an diesem Sonntag der „Welttag des Migranten und Flüchtlings" gefeiert.
Das Grundprinzip des Achtens nicht nur auf eigene Vorteile, sondern auch auf das Wohl des anderen müsse auch für das Zusammenspiel ethnischer Gruppen, Staaten und ganzer Kontinente gelten, forderte Glettler. Wer die Not des Nächsten wahrnehme und „Augen, Herz und Hände" dafür öffne, überwinde dabei falsche Selbstbezogenheit. Die europäische Politik zeige derzeit allerdings das Gegenteil vor: Sie lähme sich selbst, „wenn einige Staaten jede naheliegende Kooperation in der europäischen Flüchtlingspolitik verweigern", kritisierte der Bischof. Es sei „beschämend", dass sich darunter auch einige Staaten mit einer katholischen Bevölkerungsmehrheit befänden.
Ausdrücklich begrüßte Glettler die Präsenz der muttersprachlichen Gemeinden in der Ortskirche als „belebend, erfrischend und in geistiger Weise befruchtend", denn: „Ohne Anregung von außen wird jede Gemeinschaft früher oder später im eigenen Saft schmoren und in mehrfacher Hinsicht steril werden." Die verschiedenen Sprachgruppen würden die Kirche an ihre „pfingstliche Dimension" erinnern, und seien „nicht mehr bedrohlich, sondern Teil einer gottgewollten Vielfalt".
Mehr Wertschätzung
Auch der Wiener Weihbischof Franz Scharl rief am „Sonntag der Völker" zu mehr Wertschätzung im Umgang mit Flüchtlingen und Migranten auf. Österreich würde ohne die vielen in der Pflege oder als Erntehelfer tätigen Menschen im Land wohl anders aussehen, und etwa die vietnamesischen Bootsflüchtlinge oder die Bosnienflüchtlingen der 1990er-Jahre seien heute „sehr gut integriert", betonte der Referatsbischof der Bischofskonferenz für die fremdsprachige Seelsorge am Sonntag beim Festgottesdienst im Wiener Stephansdom.
(kap - gs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.