D: Evangelische Kirche erinnert an NS-Schuld
Der Gedenkgottesdienst fand am Ort der Unterzeichnung der Erklärung statt, der Stuttgarter Markus-Kirche. Mit ihrem Bekenntnis hatte die evangelische Kirche ein knappes halbes Jahr nach Ende des Krieges Mitschuld eingeräumt. Der zentrale Satz heißt: „Wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.“
Bedford-Strohm bezeichnete die Erklärung als „Ausdruck der existenziellen Dunkelheit, die die Verfasser angesichts der Abgründe der Jahre des Dritten Reiches stellvertretend für viele“ geäußert hätten. Es habe damals viele gegeben und es gebe sie bis heute, die Vergangenes „einfach abhaken, endgültig hinter sich lassen wollten“. Auschwitz bleibe aber „das Sinnbild für Barbarei und Unmenschlichkeit“.
Angesichts der Vergangenheit seien 75 Jahre „gar nichts, ein Windhauch nur“. Die Frage, ob es noch immer an der Zeit sei, dieses Gedenken aufrechtzuerhalten, stelle sich nicht, so Bedford-Strohm. Die Erinnerung an die Schuld gehöre seit 1945 „in die DNA der Evangelischen Kirche“. Wörtlich: „Eine Evangelische Kirche ohne Stuttgart 1945 kann es in Deutschland nicht geben.“
Die Veröffentlichung des Schuldbekenntnisses hatte damals heftige Kontroversen im kurz zuvor gegründeten Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ausgelöst. Das Papier - ein Kompromiss verschiedener theologischer und kirchenpolitischer Positionen - gilt als erster Schritt zur Aufarbeitung der Schuld nicht nur in der evangelischen Kirche. Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Ioan Sauca, hatte wegen der Pandemie nicht nach Stuttgart kommen können, übermittelte aber per Video ein Grußwort.
(kna – mg)
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